Kapitel 3

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Und das tat ich.

Wir standen an der Bar im La rosa negra, der schwarzen Rose, nippten an unseren Cocktails und wippten mit unseren Köpfen im Takt des Reggaetons. Wie edel der Club war spiegelte sich nicht nur im schicken Ambiente, wie der Bar, die aus schwarzem Mamor bestand oder den mit Leder bezogenen Sesseln im hinteren Bereich des Clubs wieder, sondern in den sündhaftteuren Cocktails. Der Name für den Club passte perfekt. Alles war größtenteils in schwarz gehalten, was dem Ganzen etwas edles und geheimnisvolles verlieh. Wir saßen auf unseren Hockern an einem Stehtisch, da die Tische im hinteren Bereich besetzt waren- bei den großen Sesseln, welche sehr einladend wirkten, wunderte mich das nicht- und ich beobachtete die Menschen, die ihren Spaß hatten. Wie sie mit ihren Freudinnen tanzten oder ihrem festen Freund, einige vielleicht mit ihren Arbeitskollegen oder einfach nur mit jemand fremden. Die Atmosphäre des Clubs war heiß (und es war nicht die Temperatur gemeint), soweit eine Atmosphäre heiß sein kann. Die Art und Weise, wie sich alle im Rythmus der Musik bewegten, also mit einigen Ausnahmen vielleicht, wie einem Kerl, der keinen festen Stand aufweisen konnte und nur halbwegs erkennbar tanzte, während er knappbekleidete Frauen angaffte. Einige eher zurückhaltend und andere eher anzüglich und sexy, wobei das Ansichtssache war, ob das nicht schon billig war. Der Alkohol ließ bei vielen die Hemmungen fallen und sie lockerer werden. Dann kamen noch das gedimmte Licht, sowie die Lichteffekte, welche zur Partystimmung beitrugen, aber keineswegs aufdringlich waren und sogar noch die Hitze dazu, die einem durch den Alkohol noch verstärkt schien. Alles zusammen wirkte berauschend, was Lidia anzutreiben schien auf die Tanzfläche zu gehen. Sie griff nach meiner Hand und ich trank das letzte Bisschen meines Cocktails aus, bevor ich mich von ihr mitziehen ließ.
Ich tanzte was das Zeug hielt und genoß das Gefühl von Freiheit, dass ich jedesmal verspürte, wenn ich tanzte. Es war, als könnte ich alle meine Sorgen wegtanzen. Auch wenn es nicht möglich war, konnte ich sie wenigstens vergessen während ich tanzte- es war mein Ventil, um zu vergessen. Erst als ich mit im Takt der Musik bewegte merkte ich, wie lange ich schon nicht getanzt hatte. Ich nutzte mein Ventil und drehte voll auf. Ich war in meinem Element und spürte erst jetzt richtig, wie berauschend die Atmosphere war, denn jetzt war ich mittendrin.
Lidia griff nach meinen Händen und gemeinsam ließen wir die Musik auf uns wirken. Ein junger Mann näherte sich Lidia und tanzte sie an. Mit einem skeptischen Blick, bei dem sie eine Augenbraue anhob, vermittelte sie mir, dass sie das selbe dachte wie ich- nix da! Wir brauchten keine Typen die uns antanzten, das war unser Abend, also zog ich sie ruckartig zu mir und auch gleichzeitig weg von dem Typen, wobei ich mich drehte, sodass ich sie mit meinem Rücken berührte. Ich ahnte schon, dass sie einen überraschten Gesichtausdruck machte, doch dann hob ich meine Hände und legte sie an Lidias Nacken. Ich wusste, dass sie grinste- ich konnte es förmlich spüren. Lidia schien zu verstehen, was ich vorhatte und legte ihre Hände auf meine Hüfte. Wir tanzten so aufreizend es möglich war, was dem Typen zu verstehen gab, dass er seine Chance verpasst hatte. Er sah überrascht zu uns und verschwand dann wieder. Sobald er weg war drehte ich mich wieder zu meiner besten Freundin und sah sie an. Wir fingen an zu lachen und umarmten uns dabei.

»Wow, Lucìa. Das war ja richtig heiß.«, sie fächerte sich zur Verdeutlichung ihrer Worte Luft zu.

»Ich konnte mich bei dir einfach nicht zurückhalten, Baby.«, ich zwinkerte ihr zu, sie legte ihren Arm um meine Schulter und steuerte wieder auf die Bar zu.

Wir bestellten uns noch einen Cocktail, wobei ich beschloss, dass es der letzte für den heutigen Abend sein würde. Für einen weiteren hatte ich einfach kein Geld.
Während wir auf unsere Getränke warteten nörgelte Lidia ein wenig rum, da der Barkeeper sich ihrer Meinung nach zu viel Zeit ließ.

»Dios mío..«, mein Gott, »Bis wir unsere Getränke bekommen habe ich meine eigene Bar eröffnet.«

Ein junger gutaussehender Mann warf uns einen Seitenblick zu und konnte sich auf Lidias Reakton scheinbar kein Schmunzeln verkneifen, als er einen Moment später seine Getränke entgegennahm. Ich senkte den Blick und schirmte mein Gesicht mit einer Hand an meiner Stirn ab. Das war typisch für Lidia- ungeduldig und laut. Manchmal süß, manchmal auch ganz schön peinlich.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt