Kapitel 25

7K 375 180
                                    

Wir liefen durch die Straßen und ich konnte mein Grinsen kaum ablegen. Langsam schmerzten sogar meine Wangen.


»Wieso grinst du so vor dich hin?« Scheinbar war das auch Armando aufgefallen.

Ich versuchte ein bisschen weniger zu grinsen und lächelte ihn an.

»Ich weiß nicht. Es war einfach ein schöner Tag.«, fing ich ehrlich an, »Und das ist er immer noch. Es war einfach entspannend und ich bin froh, dass mein Vater und mein Bruder wieder da sind. Ich- ich bin einfach glücklich.«

»Sei doch ehrlich. Es liegt an mir.«, Armando grinste mich spitzbübisch an und zwinkerte mir zu.

Ich verdrehte die Augen und entzog ihm meine Hand.

»Und und bist ein bescheidener Typ, nicht wahr?«, fragte ich mit ironischem Unterton.

Armando griff mach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, er hatte unrecht, denn dem war nicht so, aber das würde ich ihm nicht sagen. Er hatte einen erheblichen Teil dazu beigetragen, dass es mir an diesem Tag so gut ging. Er hatte mich zum Lachen gebracht, mich von allem abgelenkt und mich wie ein gewöhnliches Mädchen fühlen lassen. Mit Armando hatte nichts weiter gezählt als wir. Es war unwichtig, was in der Vergangenheit geschehen war, wie wenig Geld wir zur Verfügung hatten und wie viel ich arbeiten musste. Alles was zählte, waren wir und das war schön.

»Bescheidenheit ist mein zweiter Vorname.«, sagte er selbstbewusst, machte den Rücken gerade und streckte seine Brust raus.

Ich hatte nur gelacht und dann hatten wir uns unterhalten. Er hatte mir und allen anderen ein großes Kompliment für unsere Arbeit gemacht. Er hatte mich ein wenig über das Straßenfest ausgefragt und ich hatte ihm alles erklärt. Wie wir alles handhabten, die Organisation und auch wie es dazu kam, dass wir dieses Fest auf die Beine gestellt hatten. Ich hatte ihm dann erklärt, dass es das Fest seit wenigen Jahren gab und dass es immer relativ klein gehalten wurde. Meine Mamà hatte sich schnell mit den benachbarten Frauen angefreundet und so haben wir immer fleißig mitgeholfen, bis wir vor einem Jahr ein richtig großes Fest auf die Beine stellen konnten. Wir hatten mehr Nachbarn dazu animieren können mitzumachen und so hatten wir viele koch-und backmotivierte Hausfrauen, die uns unterstützten. Da das Straßenfest nur von Bewohnern der naheliegenden Straßen sowie ihren Familienmitgliedern und Freunden besucht wurde, wurde das Essen kostenlos angeboten. Außerdem musste man nicht immer nehmen, man konnte anderen auch etwas geben. Da Rosa uns auch immer unterstützt hatte, war Musik mit ihrer Anlage kein Problem.

Armando hatte mir interessiert zugehört und immer wieder mit seinem Daumen über meinen Handrücken gestrichen, was nicht nur kurze angenehme Schauer verursachte, die über die Arme bis hin zum Rücken wanderten, sondern mich immer wieder kurz aus dem Konzept gebracht hatte.

Wir hatten uns noch ein wenig über belanglose Dinge unterhalten und waren durch die Straßen spaziert. Je später es wurde, desto besser wurde die Stimmung. Die jungen Leute tanzten, aber auch einige Erwachsene hatten sich dazu aufgerafft das Tanzbein zu schwingen. Die anderen unterhielten sich und die Beschwipsten sangen sogar spanische Volkslieder. Ansonsten saßen sie vor ihren Häusern und unterhielten sich angeregt. Die übrigen jungen Leute versammelten sich mit ihren Freunden in Grüppchen, knutschten hinter irgendwelchen Ecken, tranken Alkohol und einige rauchten sogar. Ihre Blicke stets nach ihren Eltern Ausschau haltend.

Mit der untergehenden Sonne und der aufkommenden Dunkelheit kamen auch die Lampions und Lichterketten zum Einsatz und die sonst so tristen Straßen erstrahlten in vollem Glanz.

Die Stimmung wurde aber doch ein wenig von einem Anruf getrübt, den Armando erhalten hatte. Nachdem er den Anruf beendet hatte, wirkte er wieder so anders als zuvor. Ich merkte, dass er versuchte diese gewisse Angespanntheit, die sich über ihn gelegt hatte, abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Ich hatte ihn gefragt, ob alles in Ordnung war, was er nur schlicht bejaht hatte. Es war alles okay, hatte er gesagt. Und doch wusste ich trotz des Lächelns seinerseits, dass doch etwas nicht stimmte. Ich war aber nicht weiter drauf eingegangen. Der Tag war so schön gewesen, da habe ich mir selbst gesagt, dass ich es nicht nur mir sondern auch ihm nicht kaputt machen wollte.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now