Kapitel 12

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Meine Wut auf ihn von Montag war verflogen und mir war klar geworden, dass ich überreagiert hatte. Naja, wirklich wütend war ich nicht gewesen, eher genervt. Ja, das traf es eher. Und obwohl er mich auf dem falschen Fuß erwischt hatte, war ich mir sicher, ich hätte wieder so reagiert, wie in der Cantina. Ich war halt ein Mädchen, dass ihre Launen hatte, ich durfte das. Besonders er schaffte es mich aber binnen weniger Sekunden zu reizen und zur Weisglut zu bringen. Genauso wie er es jetzt tat. Dieses Kopfnicken, was auf mich so abwertend wirkte, nervte mich und ließ meine Sympathie ihm Gegenüber nicht wirklich steigen. Als wäre ich ein Hund, der ihm auf Schritt und Tritt folgen würde. Vielleicht hatte ich am Montag gar nicht übertrieben. Bestimmt nicht, seine Überheblichkeit konnte einen nur nerven. Und auch, wenn es wirklich sehr ansehnlich war, seinen muskulösen Rücken vor sich zu haben und das Muskelspiel unter seinem Tanktop zu betrachten, das Tattoo auf seinem Arm, die breite Schulter, sowie das breite Kreuz- Lucíana Stopp!, schloß ich erhobenen Hauptes zu ihm auf. Ohne ihn weiter zu beachten, spürte ich seinen Blick auf mir und beschleunigte unwillkürlich meinen Schritt. Es war mir unangenehm, wie er mich ansah oder dass er mich überhaupt ansah. Es machte mich ein wenig nervös. Weit kam ich aber nicht, da ein Räuspern mich aufhielt weiter zu gehen. Ich drehte aprupt um, nur um Armando zu sehen, wie er mit verschränkten dastand und mir mit undefinierbaren Ausdruck entgegenblickte.

»Das Bad ist in die Richtung, mi corazón«, er zeigte hinter sich und nachdem ich meine Augen verdrehte, in Bewegung setzte.

Das Bad ist in die Richtung, mein Herz., äffte ich ihn in Gedanken nach und als hätte er es geahnt, hörte ich ihn leise auflachen. Idiot! Diese Arroganz war nicht mehr zu übertreffen und ging mir auf d... den Keks! Was wollte Isa überhaupt mit einem wir ihm. Okay, er war wirklich gutaussehend, das muss man zugeben, aber dahinter verbarg sich nur heiße Luft.
Ich hätte wirklich nicht voran laufen sollen. Immerhin wusste ich nicht, wo sich das Bad befand. Auf Isas Geburtstag, war ich ja nicht dazu gekommen und meine Expedition hatte ja in einem Schlafzimmer geendet, wo ich auf den charmanten Typen getroffen war, der nun einen Erste-Hilfe-Kasten aus einem Regal holte und darin herum wühlte. Mit einem kleinen Päckchen wandte er sich wieder zu mir und hielt seine Hand auf. Fragend sah ich ihn an, ehe er meine Hand ergriff und unter den Wasserhahn hielt.

»Ich mache das schon.«, meinte ich nur und war im Begriff ihm das Päckchen aus der Hand zu nehmen, doch er ignorierte mich schlichtweg. Ah, war ich ihm in seiner Ich-bin-jetzt-mal-wieder-nett-Phase begegnet? Mich wunderte es nicht. Ich sollte mich mit seinen Launen abgefunden. Kaltes Wasser prallte auf meine Schürfwunden und obwohl es nie so aussah bei solchen harmlos wirkenden Verletzungen, tat es höllisch weh. Das Wasser kühlte meine Wunde angenehm ab. Nachdem alles gesäubert war, trocknete Armando meine Hand vorsichtig ab. Die Sanftheit überraschte mich sehr, kam so unerwartet. Während er meinen Arm verband, wagte ich einen Blick auf ihn. Und betrachtete ihn ein wenig genauer, bedacht darauf dabei möglichst unauffällig zu sein. Nun konnte ich seine Tättowierung genauer betrachten. Es sah wie eins dieser samoanischen Tattoos aus. Es reichte von seinem Oberarm über seine Schulter bis hin zu seiner Brust. Die Motive weckten mein Interesse, eine genauere Analyse dieser blieb mir aber verwehrt, da er nun mein Handgelenk losließ. Ein Schmunzeln folgte, wie sooft und dann war er schon verschwunden und ließ mich verwirrt zurück.

***

»Cuando me enamoro
A veces desespero
Cuando me enamoro
Cuando menos me lo espero...«, aus vollem Halse sangen wir das Intro der weltbesten Telenovela und legten all unsere Emotionen in das Lied. Mittlerweile waren wir schon bei der vierten Folge angelangt und bei unserer dritten Popcornschüssel.

Wenn ich mich verliebe
verzweifle ich manchmal
Wenn ich mich verliebe
Wenn ich es am wenigsten erwarte

»Pero me enamoro
Se detiene el tiempo
Me viene el alma al cuerpo...«, sang Isa und wedelte mit ihren Händen durch die Luft.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now