Kapitel 4

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Das Gesicht des Mannes, der auf dem Boden lag, war blutverschmiert, wahrscheinlich hatte er einige Platzwunden und Schwellungen.
Bei jedem Schlag ertönten die stumpfen Geräusche und es schien kein Ende zu nehmen.

»Hör auf! Es reicht!«, nahm ich eine schwache weibliche Stimme wahr. Sie kam von der jungen Frau, die neben mir auf dem Boden kniete.

Trotz der Anweisung wurden die Schlänge nicht weniger, was die Frau dazu brachte erneut zu rufen.

»Stopp!«, es war mehr ein Krächzen, als ein Rufen.

Wieder reagierte der Mann nicht und ich kniete immer noch auf dem kalten Boden, nicht in der Lage irgendetwas zu tun.

»Mando!«, schrie sie diesmal lauter und das brachte ihn schließlich dazu in seiner Bewegung innezuhalten.
Völlig außer Atem und scheinbar aus seiner Rage erwacht sah er auf. Seine Brust senkte und hob sich in schnellem Rythmus. Er war wie ein wildes Tier gewesen. Dann fiel sein Blick auf die junge Frau.

»Isa.«, sagte er atemlos und stieg dann von dem Mann, den Blick stets auf die Frau gerichtet.

»Mando..«, wiederholte sie seinen Namen mit schwacher Stimme. Im Licht des Mondes konnte ich sehen, dass Tränen ihr über ihre Wangen liefen.

Mando, wie der uncharmante Mann genannt wurde, stellte sich aufrecht hin. Der Anblick, der sich mir bot, war auf irgendeine Art und Weise unglaublich skurril. Er war leger gekleidet. Ein weißes Hemd mit hochgekrämpelten Ärmeln und eine schwarze Jeans waren an sich ja nichts wirklich ungewöhnliches, doch in Verbindung mit seinen immernoch gebalten und blutverschmierten Fäusten passte das für mich nicht zusammen. Ich wunderte mich über meine Gedanken und darüber wie ich an so banale Dinge denken konnte. Vermutlich war es der Schock.
Ich sah, wie er auf sie zu ging und bückte sich zu ihr. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er ihr über die Wange strich. Mehr konnte ich nicht erkennen, da ich zu schwach war meinen Kopf zur Seite zur Wenden. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Moment zwischen den beiden zu persönlich schien, als dass ich dazu berechtigt war, ihnen zuzusehen.
Ich hatte meine Augen geschlossen, da ich merkte, dass ich immer schwächer wurde und meine Augenlieder so schwer waren, dass ich meine Augen schließen musste. Ich spürte wie jemand mich an der Schulter berührte und zuckte augenblicklich zusammen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass jemand zu mir gekommen war und sich vor mich gehockt hatte, um mir somit auf Augenhöhe zu sein. Es war dieser Mando. Erst nach einigen Sekunden und ein paar Worten, scheinbar sagte er etwas, was mich berühigen sollte, was ich aber nicht beurteilen konnte, da ich mich auf die Bedeutung seiner Worte konzentrieren konnte, wurde mir klar, dass von ihm keine Gefahr ausging. In meinem Unterbewusstsein wusste ich das, doch mein Gehirn brauchte wohl einige Sekunden um diese Information aufzunehmen und umzusetzen.

»Es ist vorbei.«, waren die ersten Worte, die nun endlich zu mir durchdrangen, wahrscheinlich lag es an seinem durchdringenden Tonfall- die Art und Weise, wie er die Worte betonte ließ einen einfach aufhorchen- und seinem eindringlichen Blick. Seine Augen holten mich ins Hier und Jetzt. Meine Kopfschmerzen schienen einen Moment lang auszusetzen, so sehr konzentrierte ich mich auf den Inhalt seiner Worte. Das war im Moment das einzige, was zählte.
Kaum hatte ich begriffen, was geschehen war, hörte ich auch schon weitere Stimmen. Wenige Sekunden später trat Lidia in mein Blickfeld. Sie kam auf mich gestürzt und ich konnte ihr ansehen, wie entsetzt sie bei meinem Anblick war. Neben diesem Entsetzen konnte ich aber auch ihre Erleichterung erkennen. Deutlich wurde mir das bei der Aussprache meines Namens.

»Lucía!«, diese Worte verließen ihren Mund im selben Atemzug, wie ein erleichtertes Seufzen.

Sie legte ihre Arme um mich und zog mich fest an sich. Trotz der Erleichterung, die ich in diesem Moment verspürte, konnte ich mir ein schmerzerfülltes Zischen nicht verkneifen.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt