Kapitel 46

5.2K 266 16
                                    

Nicht editiert!

Das lauwarme Wasser entspannte meine angespannten Muskeln und für einen Moment vergaß ich alles andere. Duschen musste ich so oder so und das traf sich gut, denn ich brauchte diese paar Minuten für mich alleine um alles in meinem Kopf zu sortieren, das Armando mir anvertraut hatte. Ich hatte schlimmeres erwartet und mir waren die schlimmsten Szenarien durch den Kopf gespukt und doch fühlte ich mich merkwürdig bei dem Gedanken, dass Armando kämpfte. Ich wollte nicht, dass er sich grundlos schlug. Grundlos schlagen sollte er sich nur im Ring, in einem richtigen Boxring, mit Ringrichter und Trainer, wenn er es so wollte, aber nicht in einen Hafen, in einer dunklen, verlassenen Halle. Gab es bei den Kämpfen denn überhaupt Regeln? Gab es Tabus?

Diese Sorgen waren aber im Grunde genommen nicht die größten, die ich hatte. Armando war groß, er war muskulös und trainiert. Mehr als einmal hatte er Zuhause trainiert, das hatte ich mitbekommen und deshalb machte ich mir nicht um seinen körperlichen Zustand sorgen, sondern um seinen seelischen.

Armando war nicht der Typ, der sich aus Spaß boxte, nur weil es ihm danach beliebte. Er sagte, es wurde gekämpft, um Spaß zu haben, abzuschalten und natürlich Kohle zu kassieren. Geld hatte er mehr als genug, weshalb also sollte er kämpfen, wenn nicht um sich abzulenken? Wovon wollte er sich ablenken? Was war es, dass ihn dazu veranließ?

Während ich mich abtrocknete und das Handtuch um meinen Körper schlang, dachte ich an den Tag, an dem ich ihn in der Dusche entdeckt hatte. Wie er weinend auf dem Boden saß und es auf ein Stress geschoben hatte. Ich atmete zittrig aus, denn ich konnte ihn vor mir sehen, als würde er wirklich immer noch dort sitzen. Dieses Bild würde ich nie vergessen; es hatte sehr geschmerzt ihn so zu sehen.

Mit frisch gekämmtem Haar und in ein Handtuch gewickelt, verließ ich das Bad und Armandos Blick schnellte zu mir hoch, als er hörte, wie ich die Tür hinter mir schloss. Er hatte die Kräuter scheinbar zurück ins Kühlfach gelegt, denn ich konnte sie nirgends entdecken, und hatte mit auf den Knien abgestützten Ellenbogen auf den Boden geblickt.

Ich blieb einige Sekunden neben der Tür stehen und wir sahen uns schweigend an. Das, was ich für diesen Mann fühlte, war nicht in Worte zu fassen und es machte mir teilweise wirklich Angst, da ich solche Gefühle nicht kannte und es mir noch ein wenig schwerfiel diese Gefühle einzuordnen.

Armando war unsicher, denn ich merkte, dass er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte, ob er etwas sagen sollte, denn er wusste nicht wie ich reagieren würde, dabei brauchte er sich keine Sorgen machen. Ich ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Er sah zu mir hoch.

»Bist du sauer auf mich?«, fragte er mich leise.

Ich legte ihn meine Hände auf die Schultern und schüttelte mit, runzelnder Stirn, als wäre das Schwachsinn, den Kopf. Denn das war es auch. Ich hatte kein Recht sauer zu sein und ich wollte es auch nicht.

»Natürlich nicht«, sagte ich noch, damit er das auch wirklich verstand. Das tat er und zog mich mit den Händen auf den Hüften zwischen seine Beine.

»Wirklich?«, fragte er verblüfft aber glücklich, so dass er mit gerunzelter Stirn lächelte.

»Nein, wieso sollte ich denn sauer sein?«

»Weil ich es dir verheimlicht habe?«

»Das ist völlig okay, ich bin deshalb nicht sauer. Ich mache mir aber wirklich Sorgen.«

Er senkte den Blick, strich mit seinen Händen meine Hüfte auf- und ab, ehe er antwortete. »Du musst dir keine Sorgen machen, ich verletze mich selten.«

»Darum geht es mir doch nicht! Natürlich möchte ich nicht, dass dir etwas passiert, aber worum es mir geht, bist du; sind die Gründe weshalb du dort hingehst, verstehst du? Ich habe Angst, dass du dich vor mir verschließt und das will ich nicht«, teilte ich ihm meine Gedanken mit und somit meine Ängste. Er antwortete nicht und sah mich immer noch nicht an und deshalb fuhr ich mit den Händen über seine Schultern zu seinem Hals und nahm sein Gesicht in meine Hände, um seinen Kopf zu heben.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now