Kapitel 33

6K 302 53
                                    

Samstag. Ich hatte gerade das Training hinter mich gebracht und schwang mich auf mein neues Fahrrad. Sobald ich in die Pedale trat, traf der Fahrtwind meine erhitzte Haut. Zu meinem Glück war er auch außerhalb der Tanzschule sehr warm, sodass es halb so wild war, dass ich mich so verschwitzt aufs Fahrrad gesetzt hatte. So würde ich mir nur eine Erkältung einhandeln und das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.

In den letzten Tagen hatte ich mich wirklich entspannen können. Obwohl ich gearbeitet hatte und langsam ins Training eingestiegen war, fühlte ich mich gut.

Wenn ich morgens aufwachte, mit dem Gedanken, dass ich zur Arbeit musste, fiel es mit viel leichter mich aufzuraffen selbst die Arbeit ging leichter über die Bühne.
Ich war viel konzentrierter und das wirkte sich auf die Arbeit aus. Ich räumte die Ware nicht mehr in die falschen Regale und putze Carinas Fenster nicht drei Mal hintereinander, da ich vergessen hatte, ob ich sie schon geputzt hatte oder nicht. Ich fühlte mich nicht mehr so ausgelaugt. Abgesehen einiger unangenehmer Träume, hatte sich mein Schlaf ebenfalls ein wenig verbessert.

Da ich wieder mobil war, hatte ich auch weniger Angst nach der Arbeit nach Hause zu fahren und musste mich nicht abhetzen. Anfangs hatte ich Camilo gefragt, ob er mich begleitete, aber er war selbst beschäftigt gewesen und ich wollte ihn auch nicht nerven.

Isa hatte mich angerufen und wir hatten ausgemacht Lidia zu besuchen und Zeit im großen Garten zu verbringen. Sie klang ein wenig aufgedreht und auf meine Frage hin, was denn in sie gefahren sei, hatte sie nur ein knappes »Ah, gute Laune eben.« von sich gegeben. Ich fragte mich ob es mit einem Jungen zu tun hatte, beschloß aber, erst bei unserem Treffen und in Verstärkung von Lidia zu Fragen, ob es da jemanden in ihrem Leben gab.

Dann gab es da noch Armando. Ich hatte es mir eingestanden und gab zu, dass ich ihn vermisste. Und wie ich das tat! Ich konnte es kaum erwarten ihn zu sehen und selbst, wenn es nur für wenige Minuten wäre. Seine Stimme vermisste ich auch. Ihn zu hören, wie er meinen Namen sagte, das wünschte ich mir wie verrückt. Deshalb hatte ich mir vor zwei Tagen das Telefon meiner Mutter geschnappt und seine Nummer gewählt. Ich war unsicher mit dem Anruf, doch ich wollte mich endlich überwinden und nicht nur mit ihm sprechen, sondern herausfinden, wie er reagieren würde und daraus Schlüsse ziehen, was uns denn nun verband. Und dann war ich mal mutig und er ging nicht dran. Er hatte mich zwar nicht weggedrückt, aber ich fragte mich, ob er den Anruf vielleicht doch gesehen hatte, ihn aber ignorierte. Andererseits war die Nummer meiner Mutter unbekannt für ihn und er nahm deshalb nicht ab? Woher sollte er aber dann wissen, ob es sich dabei nicht um einen geschäftlichen Anruf handelte?

Ein Bild von Armando, wie er gerade mit etwas beschäftigt war, als sein Handy aufleuchtete, er es aber einfach mit dem Display auf dem Tisch umdrehte.

Die Fragen quälten mich beinahe und damit es nicht ganz so peinlich wurde, dachte ich, ich sollte ihm eine Nachricht schicken. Das tat ich dann auch.

Der Anruf kam von mir. Hätte gerne mit dir gesprochen.

Ich hoffe, du hast nicht allzu viel zu tun :)

Luciana

Ich hatte die Nachricht mit meinem vollen Namen adressiert, weil er mich immer so nannte und weil ich dachte... ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich dachte. Im Nachhinein bereute ich es ihn angerufen zu haben. Hatte ich mich zum Affen gemacht? Fand er es lächerlich? Aber was hatte es dann mit seiner Nachricht auf sich? Er dachte an mich... Tat er das wirklich? Und hatte ich das Fahrrad als Geschenk überbewertet? Was dachte er eigentlich?

Ich fühlte mich wie eine sechzehnjährige, wenn ich manche meiner Gedankengänge reflektierte. Was dachte ich überhaupt? Waren denn nicht alle Frauen so, wenn sie verliebt waren? Wie ein Teenager?

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon