Kapitel 11

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»Mi amor, du musst aufstehen.«, sanft strich mir meine Mutter über den Kopf, sodass ich mir ein wohliges Seufzen nicht verkneiffen konnte.

Dann stöhnte ich aber wehleidig auf. »No, mamita. Ich will nicht.«

Ich spürte, wie sie mir einen Kuss auf die Schläfe drückte.

»Ich weiß, aber du musst. Komm, ich mache dir Frühstück.«, dann merkte ich, wie sich die Matratze wieder anhob, sie war aufgestanden.

»Ich komme, wenn du fertig bist.«, nörgelte ich und hörte sie seufzen.

»Juan, Sara. Kümmert euch um eure Schwester.«, wies sie an und verließ das Zimmer.

Einige Sekunden war es still und ahnte schon, dass es bei diesen wenigen Sekunden blieb. Ich behielt recht, denn im nächsten Moment hörte ich wie das tapen kleiner, eiliger Schritte immer näher kam.

»Stopp!«, brummte ich und vergrub mein Kopf in meinem Kopfkissen.

Den kleinen Rotzlöffeln schien das egal zu sein, denn sie hüpften unerbittlich auf mir rum. Nachdem ich einige Male gefleht hatte, erbarmten sie sich, denn dann legten sie sich auf mich und umarmten mich. Als ich dann noch ihre kleinen Küsse spürte wurde mich augenblicklich warm uns Herz. Der Montag hatte mich geschafft und obwohl wir schon hatten, ging es mir nicht besser. Im Gegenteil, ich fühlte mich immernoch müde und ausgelaugt. Die Liebe meiner Familie gab mir aber Kraft und ich fühlte mich ein wenig besser. Trotzdem noch nicht so gut, dass ich sagen konnte, dass alles in bester Ordnung war. Ich schlug meine Augen auf und blickte in die Augen meiner beiden Engel. So unbeschwert und glücklich waren sie, so wollte ich sein. Ich wollte nicht erwachsen sein. Sobald man auch nur annähernd in der Lage dazu war, Verantwortung zu übernehmen, wurde man ins kalte Wasser geschmissen und musste zusehen, wo man blieb. Aber ich wollte mich lieber sonnen, die Zehen vorsichtig ins Wasser halten mit der Möglichkeit sie immer zurückziehen zu können und mich wieder in den warmen Sand zu legen. Aber so einfach war das alles nicht, denn man kriegte nichts geschenkt, es gab nichts umsonst- und so war das nun mal. Man bekam das, wofür man arbeitete. Und ich war keineswegs faul. Nur war es auf Dauer wirklich ermüdend immer nur zu arbeiten und nicht das tun zu können, was man sich wünschte. Wenn ich mir jetzt aber die kleinen Zwerge ansah, wusste ich wofür ich das tat. Ich betete jeden Abend, dass es uns wieder besser gehen würde. Natürlich ging es nicht ums Geld, denn damit konnte man sich kein Glück erkaufen, aber waren wir mal ehrlich, es erleichterte einem das Leben ungemein. Mit Nettigkeit konnte man schließlich kein Strom und Warmwasser bezahlen und das war Fakt- und die bittere Wahrheit.

»Aufstehen, Lucí. Dein Frühstück ist fertig.«, babbelte Sara und grinste mich fröhlich an, sodass ihre erste Zahnlücke zum Vorschein kam. Wie stolz sie doch gewesen war, als sie ihren ersten Wackelzahn hatte.

»Komm schon du Schlafmütze. Aufstehen!«, brabbelte Sara und kicherte mich fröhlich an. Dieser liebliche Klang war so angenehm in meinen Ohren.

Letzendlich rappelte ich mich endlich auf und schleppte mich mühevoll in die Küche.

»Dios, niña. Wie siehst du denn aus?«, bemerkte meine Mutter und blickte mich mit besorgtem Ausdruck an.

»Danke sehr, liebe Mutter. Du weißt wie man jemandem ein Kompliment macht.«, ich rang mir ein Grinsen ab und fing an im Schneckentempo mein Essen zu mir zu nehmen.

»Lucíana! Ich mache mir sorgen um dich. Bist du vielleicht krank?«, vermutete sie, beugte sich über den Tisch und fühlte meine Stirn und meine Wangen.

»Ich habe kein Fieber und krank bin ich auch nicht.«, teilte ich ihr mit, legte ihre Hand wieder zurück auf den Tisch und drückte sie kurz zur Bekräftigung meiner Worte, »Mir geht's gut.«

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now