Kapitel 34

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Das Schokoladeneis tat uns beiden gut. Das leckere Kühl tat mir sehr gut angesichts der Tatsache, dass ich hier neben einem halbnackten Armando saß. Außerdem verhinderte der Zucker, dass ich nicht völlig schlapp machte bei dem ganzen Sexappeal, der von Armando ausging, aber daran durfte ich nicht denken.

»Was ist das für ein Tattoo?«, fragte ich, nachdem wir angefangen hatten ein wenig im Eis zu löffeln. Ich warf ihm das erste Mal seitdem ich mich zu ihm gesetzt hatte einen Blick zu und strich über die tätowierte Haut. Ich hatte mich schon lange gefragt, was diese komplexen Zeichen zu bedeuten hatten. Er bekam Gänsehaut und augenblicklich zog ich peinlich berührt meine Hand weg.

»Es ist ein polynesisches Tattoo.«

Es bedeckte seine linke Schulter bis zur Mitte seines Oberarms und endete kurz vor seiner Brust.

»Das habe ich mir gedacht. Sind die Motive willkürlich gewählt oder haben sie die ursprüngliche Bedeutung? «, fragte ich interessiert und rückte fast automatisch näher zu ihm.

»Nein, es ist ein originalles Tatto mit den traditionellen Motiven. Es wird nicht gerne gesehen, wenn man sich solch ein Tattoo sticht, ohne Teil der Kultur zu sein. Für sie ist es eine sehr wichtige Tradition.«, erklärte er.

»Meine Großmutter mütterlicherseits stammte aus Polynesien. Sie hat mir immer viel über ihre Heimat erzählt und als sie starb, hatte ich mir vorgenommen einen Teil meiner Wurzeln kennenzulernen. Also habe ich bevor ich bei meinem Vater anfing zu arbeiten, entschieden für ein Jahr dort hin zu gehen. Dort habe ich bei der Schwester meiner Abuela, also meiner Großtante gewohnt.«, erzählte er und ich hing so sehr an seinen Lippen, dass ich das Eis vollkommen vergessen hatte.

»Am Ende meines Besuchs habe ich es mir stechen lassen. Also was heißt am Ende, es war schon relativ früh, da es sehr aufwendig ist so ein Tattoo zu stechen. Da meine Abuela von dort stanmte, war es auch kein Problem mir ein richtiges, traditionelles stechen zu lassen. Der Mann, der mir dieses Tattoo machte, ist ein alter Schulfreund.«, sprach er weiter und blickte immer wieder verträumt auf seinen Arm, als würden in ihn Erinnerung erwacht werden. Ich fühlte mich in diesem Moment so unglaublich wohl, weil ich hier mit diesem tollen Typen im Bett saß und wir Eis aßen, während ich ein wenig mehr über ihn erfahren konnte. Es war das erste Persönliche, das ich von ihm wusste, was ihm auch etwas bedeutete. Und ich dufte daran teilhaben.

»Welche Bedeutung hat dieses Motiv?«, fragte ich neugierig und zeigte auf das Symbol in der Mitte. Es war das größte und hatte meine Aufmerksamkeit direkt auf sich gezogen. Es befand sich direkt auf der Schulter und bildete das Zentrum des Tattoos. Es war rund und erinnerte mich an ein Labyrinth. Ein schwarzer und mir Schnörkeln verzierter Balken rahmte ein ebenso verschnörkeltes Kreuz ein. Das wiederrum wurde von einem, mit duzenten kleinen Wellen besetzten, Ring eingeschlossen.

»Das ist ein Marquesas-Kreuz.«, klärte er mich auf und berührte das runde Symbol. »Es stellt das Gleichgewicht zwischen den Elementen und Harmonie dar. Meine Abuela stammte sogar von den Marqusas-Inseln. Aus Tahuata um genau zu sein. Eine der südlichen Inseln.«, erklärte er mir.

»Hier«, meinte er dann und umrahmte das Kreuz entlang des Wellenringes, »Das ist das Meer. In Polynesien symbolisiert das Meer sozusagen ihr Endziel nach dem Leben. Oft wird es als Lückenfüller verwendet. Also Meer gleich Tod oder eben das Leben nach diesem.«

Ich war wie gefesselt von seinen Worten, es war beinahe so, als würde ich in eine andere Welt eintauchen. Es weckte mein Interesse mehr zu erfahren. Mehr über das Thema. Mehr über Armando.
Also ließ ich meinen Blick weiter über sein Tattoo schweifen.
Dann strich ich sanft über ein kleineres Symbol, welches sich oberhalb des Kreuzes befand. Dann blickte ich ihn fragend an.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now