Kapitel 13

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Einige Minuten später konnte man nur noch meinen unregelmäßigen Atmen hören, der Indiz für meinen Ausbruch gewesen war. Wie ich aussah wollte ich gar nicht wissen. Es war mir auch egal. Was ich wusste war, dass ich unglaublich müde war und ich nur noch in mein Bett wollte.

»Komm, ich bring dich nach Hause.«, sagte er ganz ruhig und führte mich zu seinem Auto.

»Mein Fahrrad.«, meinte ich bloß, konnte ihn aber nicht davon abhalten weiter zu gehen. Die Scheinwerfer des Autos waren so hell, dass ich kaum etwas sehen konnte.

»Vergiss das.«

»Ich brauch das ab-«

»Das ist jetzt nicht wichtig, komm jetzt.«, und schon setzte er mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. Als er sich ebenfalls ins Auto gesetzt hatte und die Tür geschlossen, war ich wieder von seinem Geruch umhüllt, was mich zunehmend entspannte. Seine Erscheinung war schon so wirklich einnehmend, aber hier im Auto auf engen Raum war seine Präsenz ernorm; unangenehm war es nicht.

Er stellte die Sitzheizung an und sah mich an. »Wo wohnst du?«

Und als ich dann erstmals wieder einige klare Gedanken fassen konnte, stöhnte ich innerlich auf.

»Bring mich bitte zur Tanzschule.«, sagte ich schließlich und bereitete mich mental auf die bevorstehende Arbeit vor.

»Ihr tanzt doch erst am Dienstag wieder?«, ein wenig verwirrt blickte er mir entgegen, startete aber im selben Moment den Motor.

»Ich arbeite dort.«, erwiderte ich nur knapp und blickte aus dem Fenster. Armando fädelte in den Verkehr ein und dann war auch schon das Fahrrad aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich klappte den Spiegel runter und blickte in zwei erschrockene braune Augen.

»Dios, ich seh schrecklich aus.«, murmelte ich mehr zu mir selbst, spürte aber Armandos Blick auf mir.

»Selbst wenn, ist doch egal.«, meinte er dann nur locker und ließ es dann noch so nebensächlich klingen, dass es mich verwirrte. Ich hatte ihn für oberflächlich gehalten.

Ich blickte zu ihm, konnte aber nur sein Profil sehen, da sein Blick wieder der Straße gewidmet war. Ich sagte nichts mehr. War nicht nur verwirrt von seinen Worten, sondern auch seinem Verhalten, welches nicht zu dem Armando passte, den ich vor wenigen Wochen kennengelernt hatte. An diesem Nachmittag wunderte mich aber nichts mehr, wahrscheinlich war es die Resignation, die sich über mich gelegt hatte. Diese bewirkte auch, dass ich mich mitten auf der Straße und vor allem vor Armando so hatte gehen lassen.

»Danke.«, meinte ich, als wir vor dem Pasión standen und ich mich daran machte auszusteigen. Ich wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte. Er nickte und ich stieg aus. Ich ließ zur Tür und krammte den Schlüssel aus meiner Jackentasche, als ich ihn wieder meinen Namen rufen hörte.

»Ja?«, meinte ich und drehte mich zu ihm, um zu erfragen, was er wollte, als Armando schon auf mich zu kam. Die lichter erhellten sich kurzzeitig, was versicherte, dass das Auto abgeschlossen war.

»Was-?«

»Willst du jetzt wirklich arbeiten?«, seine Hände verschwanden in seinen Hosentaschen, was ihm irgendwie jungenhaft wirken ließ. Dieser Anblick war so ungewohnt, wie es bei ihm nur sein konnte. Das passte nicht zum arroganten und abweisenden Armando.

»Natürlich.«, sagte ich so selbstverständlich, wie möglich und bemühte mich die fehlende Motivation zu überspielen.

»Okay, das lass uns gehen.«, er machte Anstalten das Gebäude zu betreten, doch ich stellte mich ihm in den Weg.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt