Kapitel 29

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»So und jetzt erzählst du mir, was ich alles verpasst habe, Nena.«, meinte Samuel und fing an zu essen.

Er hatte mich dazu überredet essen zu gehen und die Zeit hier zu genießen. Gestern war er mit den kleinen auf den Spielplatz gegangen und war mit meiner Mutter und Nora im der Stadt gewesen. Neben dem Studium arbeitete er sehr hart und ließ es sich nicht nehmen Nora und meiner Mutter jeweils ein Buch zu kaufen.

Es war nicht viel, aber es zählte die Geste. Mein Vater hatte uns allen geflochtene Armbänder mitgebracht, welche in meinen Augen das beste Geschenk waren, welches er uns schenken konnte. Der Abschied am Montag war natürlich sehr tränenreich ausgefallen und ich wollte gar nicht daran denken, dass morgen schon Mittwoch war und somit auch Samuels Abreise bevorstand.

»Hm.«, ich zuckte mit den Schultern. Von den ganzen Dramen musste er nichts erfahren, was sollte ich ihm dann erzählen?

»Ich habe jemanden kennengelernt!«, fiel mir dann ein.

Samuel ließ sein Besteck augenblicklich fallen. Klirrend traf der Edelstahl auf das Glasgeschirr und der Gesichtsausdruck meines Bruder einen Oskar wert. Fast hätte er sich sogar verschluckt.

»Einen Jungen?«, fast schon entsetzt sprach Samuel diese Frage aus.

»Nein, du Dummchen.«, ich verdrehte die Augen, musste aber lächeln.

»Also doch, eigentlich schon. Mehrere sogar.«

Seine Augen wurden immer größer und ich musste wirklich über ihn lachen.

»Nicht das, was du vielleicht denkst. Was denkst du eigentlich?!«, ich warf meine Serviette auf ihn und widmete mich meinem Essen.

»Isa. Du hast die ja schon auf dem Straßenfest kennengelernt, aber ich hab sie und die anderen vor einigen Wochen kennengelernt und das ist doch einige Neuigkeit.«, erklärte ich und aß zufrieden über meine Antwort meine Empanadas.

Diesmal war es Samuel, der seine Augen verdrehte und es zusätzlich sogar mit einem Seufzen unterlegte.

»Musst du mich so erschrecken?«, fragte er aufgebracht, legte meine Serviette, die auf seinen Schoß gefallen war, auf den Tisch und ergriff das Besteck erneut.

»Anstatt direkt zu sagen 'Ich habe Isa kennengelernt.', willst du mir einen Herzstillstand verpassen und machst komische Andeutungen!«, echauffierte er sich.

Er regte sich wie ein kleines Kind auf, was mich zum lachen brachte. Ich schluckte mein Essen, bevor ich ihm antwortete.

»Was wäre denn, wenn es so wäre, hm?«, fragte ich herausfordernd.

»Dann müsste ich das verhindern.«, erklärte er ganz nüchtern und führte die Gabel zu seinem Mund.

»Und wie stellst du dir dann die Familienplanung vor?«, fragte ich nun ernsthaft, da mir nicht ganz einleuchtete, wie sich sein Gedankengang gestaltete.

»Familienplanung? Dieser Begriff wird mit deinem Namen gar nicht in einem Satz verwendet, außer man verwendet nicht oder keine

Ich musste mich echt beherrschen in der Gaststätte nicht laut auf zu lachen, was mein Bruder aber dann sagte, war zu viel.

»Ich dachte es ist klar, dass du Nonne wirst.« Der Inhalt dieses Satzes war nicht wirklich ausschlaggebend dafür, dass ich fast an meinem Essen erstickte.

Die Tatsache, dass er wirklich glaubte, was er sagte und der ernste Gesichtsausdruck, den er dabei aufsetzte waren... typisch Samuel.

Und das hatte ich sehr vermisst.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Donde viven las historias. Descúbrelo ahora