Kapitel 41

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Eigentlich musste ich heute wieder bei Carina arbeiten, aber Lidia hatte mir gesagt, dass das geklärt war. Ich hatte nachgehakt, was es damit auf sich hatte, aber sie hatte mir nicht mehr viel verraten und ich beließ es dann auch dabei, ich war mittlerweile auch ziemlich müde gewesen. Das war, nachdem wir uns am Mittwoch von unseren Freunden verabschiedet hatten und Camilo uns nach Hause gebracht hatte.

Der Abend war noch ganz lustig gewesen. Wir hatten uns noch über die unterschiedlichsten Dinge unterhalten. Mit Armando hatte ich mich nicht viel unterhalten können, jedenfalls nicht alleine. Ich hätte mich am liebsten wie Lidia auf Armandos Schoß gesetzt und an seine Brust gekuschelt, dabei würde er seine Arme um mich legen und mich an sich drücken. Das war aber nicht möglich, aber ich merkte, dass er mich wie zuvor immer ganz unauffällig berührte, wann immer es ihm möglich war. Ob es nur ganz versehentlich mit dem Fuß unter dem Tisch war oder ein scheinbar zufälliges Steifen seiner Hand an meiner Schulter oder meinem Rücken. Jedes Mal, wenn er mich berührte, nahm ich das mit dem vielfachen war, als wenn ich nur kurz Camilos oder Andres zufällig berührte.
Immer wieder hatte ich seine Blicke auf mir gespürt und gehofft, dass es niemandem aufgefallen war.

Und nun war es nicht anders. Das Braungrau seiner Augen traf mich unermüdlich und ließ mich so nervös werden, dass ich unruhig auf in meinem Sitz hin- und her rutschte. Es war mir unangenehm, dass er mich quasi anstarrte. Ich war zusammen mit ihm, Isa, Diego und Andres in einem Auto. Andreas saß auf den Beifahrersitz neben seinem Bruder und ich wurde eingequetscht neben Diego und Isa auf der Rückbank. Diego saß dabei zwischen Isa und mir, was mir ein Rätsel schien, da er ein halber Schrank war. Ich hatte es aber hingenommen und betrachtete nun die Landschaft und die vorbeiziehende Schönheit Cartagenas. Das Ferienhaus lag in einem kleinen Ort in der Nähe von Porto Nao und war, wie Isa es beschrieb, ein Traum. Mit dem Auto dauerte es eine knappe Stunde. Ich konnte mir schon vorstellen, wie schön das Haus sein musste, schließlich gehörte es den Pereiras.

Am Mittwoch hatte mich das schlechte Gewissen gequält, da ich ein ganzes Wochenende weg war, aber meine beste Freundin hatte meiner Mutter natürlich Bescheid gegeben und diese hatte mich zusätzlich dazu überredet, an diesem Wochenende teilzunehmen. Natürlich freute ich mich schon tierisch, da dies viel Entspannung und Spaß mich sich bringen würde, aber andererseits vernachlässigte ich die Arbeit bei Carina und ich konnte meiner Mutter nicht unter die Arme greifen. Diese schien das aber keineswegs zu stören. Mehr noch, sie war erfreuter als ich. Sie hatte mir dann geholfen meine Sachen zu packen, wobei sie ebenfalls viel motivierter als ich zu sein schien. Ich glaube, sie wusste, dass ich ziemlich viel Stress in der letzten Zeit hatte und hatte es im Gefühl, dass sie wusste, wie sehr ich diese Auszeit brauchte.

Ich hatte noch ein wenig mit den Kleinen gespielt und mich um sie gekümmert. Sie hatten mich neugierig ausgefragt, wohin ich gehen würde und was ich machen würde und schienen nicht sehr erpicht auf dieses Vorhaben zu sein. Als sie es dann allmählich verstanden, waren sie erstaunlicherweise ebenso aufgeregt, wie meine Mutter, sprich mehr als ich.

Ich wünschte, ich hätte sie mitnehmen können. Es war schon lange her, seit unserem letzten Urlaub. Ich weiß gar nicht, ob die Kleinen sich überhaupt daran erinnern können. Es ist wirklich traurig und ich hoffte, dass sich das in Zukunft ändern und wir finanziell wieder auf die Beine kommen würde. Ich wusste, dass es noch langer bis dahin sein würde, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als zu hoffen -und zu arbeiten.

Ich konnte nicht verhindern, dass mir ein Seufzen entwich. Wieso es so war, wusste ich nicht, aber ich spürte Armandos Blick auf mir, also wandte ich meinen rasch zum Innenspiegel und natürlich traf mich sein Blick.

Es war mir unangenehm, denn ich hatte das Gefühl, dass er mir bis tief in die Seele schauen konnte. Ich kramte eine Wasserflasche aus meiner Handtasche und trank einige Schlücke, um wieder ins Hier und Jetzt zu kommen, denn meine Gedanken nahmen mich immer weiter ein und auch wenn es absurd war, war es, als könne Armando meine Gedanken hören und das wollte ich nicht. Ich wollte an nichts mehr denken, mich nur auf das Wochenende freuen. Andres bekommt von dem kurzen Intermezzo natürlich nichts mit, hat seinen Bruder nämlich in ein Gespräch verwickelt. Worüber sie sprachen, wusste ich nicht, ich wusste nur, dass sie sprachen.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now