Kapitel 27

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»Ich bin so unglaublich froh, dass es dir gut geht, Lucía!«, sagte Lidia erleichtert, sah mich aber vorwurfsvoll an.

»Mach das nie wieder!«, fügte sie mahnend hinzu, erhob drohend die Faust und verengte die Augen zusätzlich zu Schlitzen.

Ich musste schmunzeln, wusste aber, dass es ihr ernst war. Ich sah sie beschwichtigend an.

Auch Isa sah noch ein wenig mitgenommen aus. Sie waren seitdem ich ins Krankenhaus eingeliefert wurde hier und das waren mittlerweile über zwei Stunden her, wie man mir gesagt hatte. Auch Armando und Mateo waren hier. Mateo war in der Cafeteria und holte allen Kaffee und mir etwas Süßes. Armando lehnte an der Fensterbank, mit gesengtem Blick. Gesprochen hatte er nicht.

Ich fühlte mich schon deutlich besser. Die Medikamente hatten mich genug schlafen lassen, dass ich halbwegs ausgeruht war. Meine Augen hatten zwar noch ein wenig geschmerzt, aber das war auch schon fast vergangen. Körperlich fühlte ich mich viel ausgeruhter, aber seelisch fühlte ich mich einfach nur schlecht. Kraftlosigkeit, Schmerz und Angst hatten sich über mich gelegt und wollten mich nicht mehr in Ruhe lassen. Nachdem meine Familie bei mir gewesen war, fühlte ich mich aber nicht mehr ganz so schlimm. Die vielen Kuscheleinheiten nach der glücklicherweise kurzen Intervention, erbrachten wahre Wunder. Die Zeit mit ihnen ließ mich alles vergessen und ich war wirklich unglaublich dankbar, dass ich mit solch einer wunderbaren Familie gesegnet wurde.

Wir hatten schon einiges durchleben müssen, kämpften hart und hatten viele Rückschläge verkraften müssen und auch wenn ich momentan im Krankenhaus lag, waren wir alle gesund und glücklich. Das Band zwischen uns wurde stärker und stärker, als es ohnehin schon war.

Nun waren meine Freunde bei mir und auch sie hatte ich, wie meine Familie vertrösten können. Lidia schien nach meiner, zugegebenermaßen mageren, Erklärung noch ein wenig skeptisch zu sein, denn sie kannte mich besser, als ich mich selbst kannte, aber weiter nachgefragt hatte sie nicht. Wahrscheinlich wollte sie mich damit in Ruhe lassen und Nichts aufwirbeln, genau wie mein Vater, der die Fragerei meiner Mutter gestoppt hatte und das war gut so.

Aber ich wusste, dass all diese unausgesprochenen Fragen nur aufgeschoben waren, nicht aufgehoben.

Isa lehnte sich müde in ihrem Stuhl zurück.

»Geht nach Hause«, sagte ich und nahm Isas Hand, um sie kurz zu drücken.

»Ich sehe doch, dass ihr müde seid. Mir geht es doch schon besser. Außerdem bin ich im Krankenhaus. Also wenn ich irgendwo gut aufgehoben bin, dann hier.«

Ich lächelte meine Freundinnen zur Bekräftigung an. Beide sahen mich an und schüttelten vehement den Kopf, außer Armando sein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet, sein Fuß stetig auf- und ab wippend und nun auch mit den Händen knetend.

Ich wünschte, er würde mich ansehen, mit mir reden. Vielleicht sogar meine Hand halten.

»Wir werden dich ganz sicher nicht hier alleine lassen.«, widersprach Isa und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Versuch es nicht weiter, cariño«, meinte nun auch Lidia und lächelte mich rechthaberisch an.

Ich seufzte.

Ich wusste, dass sie darauf beharren würden, hier zu bleiben. Gegen ihre Sturheit würde ich nicht ankommen, das wusste ich.

Aber was ich auch wusste war, dass sie müde und erschöpft waren. Sich um jemanden zu sorgen, konnte nervenzehrender sein, als manch harter Arbeitstag und das war bei ihnen der Fall. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass sie nichts gegessen hatten, außer einer Kleinigkeit vielleicht.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Where stories live. Discover now