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Gedankenverloren sah ich den Hang hinab. Er war wirklich verdammt tief. Jedoch wanderten meine Gedanken wieder zu Jeff. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Wieso tat er mir soetwas an?

Ich seufzte. Allmählich sollte ich es doch langsam verstanden haben. Menschlichen Wesen sollte man niemals vertrauen. Man sollte generell niemanden vertrauen. Es würde eh alles zum selben führen. Hintergangen und verraten zu werden. Dies hatte mir mein jämmerliches Leben schon oft genug gezeigt.

Mir wurde kalt und eine Gänsehaut überkam mich. Ich fühlte mich einsam und verlassen. Der Mensch, der für mich am wichtigsten war hatte für den Mörder meiner Mutter gearbeitet und mich belogen.

Meine Nase fing an zu kribbeln und Tränen überkamen mein Gesicht. Kaum hatte ich mich beruhigt, schon fing ich wieder an zu flennen. Wie armselig von mir.

Meine Lippen formten sich allmählich zu einem Lächeln, dann fing ich an zu lachen. Laut zu lachen. Wie ein Wahnsinniger lachte ich. Um ehrlich zu sein, ich fühlte mich auch so. All der Schmerz, der mich damals zerfressen hatte, kam wieder und will mich erneut verschlingen. Diesmal hatte ich das Gefühl, dass dies nun wirklich passieren würde. Ich könnte zu einem Monster werden und diese schlechte Welt endlich vernichten. Es wäre so einfach...

Ich entfernte mich etwas von der Schlucht, legte mich länglich auf den kalten Boden und schloss die Augen. Deprimiert schlief ich ein, was aber nicht lange anhielt, da ich Stimmen hörte. Sie irritierten mich, weshalb ich mich aufsetzte und um mich herum mit einem Blick alles absuchte. Nichts.

Inzwischen war es etwas später geworden, was ich daran erkannte, dass es langsam dunkel wurde.

Lass dich fallen.

Diese Stimme... zuletzt hatte ich sie gehört, als Matt mich ertränkt hatte. Ich lächelte. ,,Du bist ja wieder da~ versuchst du mir wieder den Weg zu weisen?~''

Nicht ''Du''. Ich bin nicht ''Irgendwer''. Ich bin ein Teil von dir. Ich bin du. Wir können uns gegenseitig helfen. Du musst nur springen.

,,Nur springen...?..'', ich sah in den Abgrund und stellte mich hin. ,,Und wie soll dies helfen? Ich kann doch gar nicht sterben...''

Dennoch ließ ich es zu. Es war so, als ob mein Körper von ihm gesteuert wurde. Ich kippte und schloss die Augen.

,,NICHT!'', ruckartig wurde ich am Arm festgehalten. Verwirrt sah ich auf und sah jemanden mit dem ich jetzt nicht gerechnet hätte. Verwirrt sah ich ihn an. Es schmerzte ihn zu sehen.

,,Jeff?...'' ,,Jetzt sie mich nicht so verwundert an, du Idiot! Was denkst du eigentlich, was du hier veranstaltest?!'', Tränen rannen über sein Gesicht.

,,Jeff... bitte... lass mich los...'' ,,Nein, das werde ich nicht!'' ,,Warum nicht...?'' ,,Weil ich dich nicht verlieren will!!!'' ,,Darum hast du mich auch all die Jahre belogen, richtig?!'' ,,Ben... ich... bitte hör mir zu....'' ,,NEIN!'' ,,Schön...''

Genervt hob Jeff mich in seinen Arm und hielt mich nun genau über der Schlucht.

,,WHAAAA?!!?! W-WAS MACHST DU DA?!?! N-NICHT LOS LASSEN!!!'', schrie ich entgeistert und klammerte mich an Jeff. Dieser grinste mich jedoch nur höhnisch an: ,,Wie? Ich dachte, du wolltest unbedingt.'' ,,Klappe Grinsebacke...''

Grummelte ich und verschränkte meine Arme. Ich fing an zu schmollen.

,,Jetzt geh schon endlich von der Klippe weg...'' ,,Hi Hi, süß.''

Er küsste mich auf die Stirn, worauf ich wieder vollkommen rot wurde. Ich gestand es mir ein. Ich liebte ihn. Vielleicht sollte ich mir doch mal seine Geschichte anhören. Aber wirklich begeistert war ich von diesem Gedanken nicht.

Jeff ging ein paar Schritte von der Klippe weg und ließ mich dann runter. Er nahm meine Hände und verschränkte seine Finger mit den meinen. Tief und verlangend sah er mir in meine Augen, um schließlich seine Lippen auf die meine zu legen.

Ein Inferno entbreitete sich in meinem Bauch. Es war schön wieder an seiner Seite zu sein. Aber das Vertrauen zu ihn musste sich erst wieder aufbauen, zu gekränkt war ich.

Er löste diesen dann schließlich und lächelte mich sanftmütig an. Jedoch sah ich nur rot zur Seite und ließ mich gegen seinen Brustkorb fallen.

,,Jeff?'', leise gab ich dies von mir und bekam ein 'Hm?' zurück. ,,Wie hast du mich eigentlich gefunden.'' ,,Das war relativ einfach, zwar hab ich was gebraucht, aber es war einfach. Unterschätze mich nicht, ja?'' ,,Kay...''

Jeff setzte sich in Bewegung und fing an nach etwas zu suchen. Dafür lies er mich los.

,,Was machst du da?'', fragte ich irritiert und sah ihm zu.
,,Feuerholz suchen.'', meinte er knapp darauf.
,,Wofür?'' ,,Es wird wahrscheinlich kalt und ich möchte, dass du nicht ganz so stark frierst. Außerdem spendet es uns Licht und hält wilde Raubtiere fern.'' ,,Achso... Wait, ich helfe dir.''

Und schon war ich dabei auch welches zu suchen. Glücklicherweise fand ich genügend. Dünne, dicke, starke, blasse, grüne, braune. Alles war dabei. Diese legten wir dann auf einen Haufen und zündeten damit das Feuer an.
Jeff setzte sich vor das Feuer und ich mich neben ihn.

Meine Zähne fingen an zu klappern, da mir echt kalt war. Er schien dies zu bemerken und deutete, dass ich mich zwischen seine Beine setzten sollte, was ich nach kurzem zögern auch tat. Darauf hin umarmte er mich von hinten, was ich erwiderte, indem ich mich an ihn schmiegte.

Jeff räusperte sich: ,,Ben? Soll ich dir nun erzählen, warum ich für ihn gearbeitet hatte?''
Meine Augen weiteten sich und mein Herz fing an zu rasen. Vor Angst. Dann nickte ich hastig.

All We Need Is Faith || Jeff x BenWhere stories live. Discover now