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Ich wollte just in diesen Moment aufstehen und einige Schritte zurück setzten, als Matt plötzlich von Hinten vor mich sprang und eine Barriere herauf beschwor.
,,Ben! Verpiss dich endlich von hier!", schrie er mich an.
,,Und wie soll ich das anstellen? Ich weiß noch nicht mal, wie ich von hier weg gelangen kann!", sagte ich ich in einen abschätzigen Tonfall. ,,Außerdem, woher soll ich wissen, dass du mich nicht schon wieder hintergehst..."
,,Hör zu, entweder du bewegst jetzt deinen Arsch von hier weg oder wir werden beide hier zu Kleinholz verarbeitet, klar?! Ich verspreche dir, ich werde es dir noch in Ruhe erklären, sobald die Zeit gekommen ist und ich nicht unter Druck stehe, okay?!"
,,Wehe dir wenn nicht. Und wie zum Henker soll ich nun von hier verschwinden?!"
Meine ehemaligen Freunde schlugen auf die Barriere, die Matt mit aller Kraft aufrecht zu erhalten versuchte, ein und schafften es ihn in die Knie zu zwängen.
,,Siehst du den Typen unter dem großen Baum dort drüben?" Matt deutete zum großen und einzigen grünen Baum hin.
,,Ja."
,,Auch wenn es dir nicht gefällt, du musst ihn töten. Um jeden Preis. Lass dich auf keinen Fall ablenken. Nur so kannst du von hier entfliehen. Hast du verstanden?"
,,Natürlich, aber wieso sollte ich nicht-"
,,Jetzt stell keine dummen Fragen, sondern mach endlich!"
Die Wesen außerhalb der Barriere gaben nur schreiende, vorallem verzerrte, Töne von sich. Auch sah es so aus, als würden diese anfangen zu schmelzen. Ihre Gesichter waren kaum noch zu erkennen. Auch ihre menschliche Gestalt war nicht mehr als Jene, die sie waren, zu erkennen. Sie waren einzige Körpergrause.
Ich wandte mich von den Dingern und von Matt ab, drehte mich im Absatz um und rannte auf den Baum zu, der einige Meter entfernt war.
Okay. Wie abgefuckt könnte das ganze hier eigentlich noch werden? Und wie zum Henker war ich hier bitte gelandet? Musste ich das ganze verstehen? Das alles war doch hier nur Zeitverschwendung. Ich könnte drauf wetten, dass ich mal wieder am Träumen war. Oder ich wieder in Ohnmacht gefallen war. War schließlich nichts neues bei mir. Aber mal ehrlich, in was für ein beschissenes Spiel war ich hier überhaupt gelandet? Und warum musste ausgerechnet ich den ganzen Kack auch noch mit spielen?! Zalgo, ging mir das gerade auf den Keks. Wieso kann ich nicht einmal in meinem gottverkackten scheiß Leben nicht einmal normal leben, ohne dass mir soetwas abgefucktes passierte?!
Endlich stand ich vor den Baum, oder besser gesagt vor der Person, die Matt meinte. Auch sie trug eine Maske. Auch jetzt erkannte ich, woher ich diese Umgebung kannte. Ich war in Termina. Aber nicht ganz. Ich war in dessen Mond, oberhalb der Stadt. Oder besser gesagt, ich war in dem Spiel Marjora's Mask, welches ich vor etlichen Jahren zuletzt angefasst, gar gesuchtet hatte. Seither kam ich nicht mehr dazu. Entweder war ich zu beschäftigt mit Töten oder musste Dinge in Ordnung biegen, die Jeff vergeigt hatte. Oder ich war halt auf Lagu-Jagt. Aber wie war ich hier gelandet?
Die menschliche Gestalt unter dem Baum trug eben diese Majora's Mask. Auch schien sie etwas vor sich her zu murmeln. Etwas unverständliches.
,,Gib... ... rück... ich... ... Bitte.... h.... zurück... mei... ... Schmerzen .... ... Körp... .... verl...en...", gab er verzögert, leise und unverständlich von sich, wodurch ich zwar ein paar Wörter hie und da entziffern konnte, aber immer noch nicht wirklich verstand, was er eigentlich sagen wollte.
Wenn ich mir die Umrisse des Körpers so ansah, kam er mir jedoch recht bekannt vor. Zu bekannt. Aber woher? Und warum?
Kopfschüttelnd setzte ich eine Hand auf die Maske und krallte mich an ihr fest, um sie just im selben Moment von seinem Gesicht zu entreißen. Was ich zu Gesicht bekam, ließ mir meinen Atem stocken und die Maske zu Boden fallen. Meine Hände verkrampften sich und ich hielt die Luft an. Im Hintergrund war noch das Gejaule der Mondkinder zuhören, die versuchten an Matt vorbei zu gelangen, ebenso wie das langsame Zersplittern der Barriere. Aber auch das Gemurmel des Kerls war zuhören. ,,ich... nei..n.... kör...p..er... b.... n... gi... me...n... Jun... will... wie...d... hab...."
Geschockt sah ich meinem Vater in sein düster drein schauendes Gesicht, welches wie auch der Rest seines armseligen Körper total abgemagert war. Warum war er hier? Und warum sah er so, naja, ekelhaft verunstaltet aus? Bleiche Haut, dicke fette Augenringe, eiskalte und trübe Augen, lange, zerzauste und ungepflegte Haare. Wenn man es so sah, war sein ganzer Körper ungepflegt. Geschweige denn von seinem Bart, den er nie zuvor hatte. Musste sich wohl einen wachsen lassen haben. Von dem Biogeneticlaborant, welcher er einst war, war kaum etwas übrig. Seine feine Art sich anzuziehen war futsch, weg. War dies hier überhaupt noch mein Vater? Ich mein, so wie er aussah, hätte er jeglicher Straßenpenner sein können, aber nicht mein Vater. Aber trotzdem, er war es. Die wohlgeformte Nase, welche ich von ihm geerbt hatte, das längliche Kinn, das Muttermal unter dem rechten Auge. Alles schrie nach ihm, nur halt abgemagert.
,,Vater?", erklang meine Stimme bruchstückhaft. Als würde sie jeden Moment ihren Halt verlieren.
Das Gemurmel verstummte und der Mann unter mir sah auf.
,,Sag, Vater bist du es?", ertönte es erneut von mir auf. Genauso zerdottetert wie vorher. ,,So sag doch was. Warum bist du hier? Was ist mit dir geschehen?"
,,Ben...?", fragte seine raue Stimme nach mir, unter welcher ich zusammen zuckte. ,,Ben... Mein Sohn... ich hab ihn wieder! Ben mein Kind. Ben. Wie konnte ich nur. Es ist meine Schuld. Ben. BEN! Ben, es tut mir so leid. Ich hätte mich niemals mit ihn einlassen dürfen! Oh Ben, bitte verzeih mir! Es tut mir leid! Deine Mutter ist auch wegen mir gestorben.... Ben. Ben.... oh Ben....."
Der Mann, der einst so selbstsicher war, kauerte sich unter mir zusammen wie ein Baby und fing an wie ein Schlosshund zu flennen, während er mit seinen Händen meine Beine umklammert hielt. Er zitterte vor Reue.
War dies wirklich einst der Mann, der eigentlich all die Jahre mein Vater hätte sein sollen?
Plötzlich kamen mir die Worte Matts wieder in den Sinn: >>Auch wenn es dir nicht gefällt, du musst ihn töten. Um jeden Preis. Lass dich auf keinen Fall ablenken.<<

All We Need Is Faith || Jeff x BenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt