Der Siebte Jahrestag - Teil 2

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Allwissende Sicht

Der dickliche Kommissar verlässt die Polizeiwache. In seiner einen Hand hält er gewöhnlichen Einweg Kaffee Becher und in der anderen hält er eine Akte, in einem unschönen, braunen Ton. Draußen ist es schon längst dunkel und Wolken versperren die Sicht auf den Sternhimmel. Später wird es sicher noch regnen.
In jedem Wohnviertel sind Beamte verteilt, eine Maßnahme, um den gesuchten Mörder endlich zu schnappen. Denn bisher kehrte der Mörder in diese Stadt jedes Jahr zurück, der Ort, an dem er wahrscheinlich auch die erste Familie ermordete.
Die Familie Woods.
Drei der Leichen sind leicht zu erkennen gewesen: Mutter, Vater, Sohn. Die letzte Leiche, die von Jeffrey Woods, war so verbrannt, dass man ihn nicht einmal mehr identifizieren konnte.

Immer noch läuft dem alten Polizisten ein Schauer über den Rücken bei den bloßen Gedanken. Dass das Monster immer noch frei herum läuft, raubt ihn jeden Schlaf. So viele Leben, die er nicht retten konnte ...

Sein Auto öffnet er mit einem Klicken, die Akten in seiner Hand klemmt er dabei unter seinen Arm, in der er schon den Kaffee hält. Müde sitzt er auf der Fahrerseite und lässt sich einige Sekunden Zeit, bevor er den Motor zündet. Es ist etwas anders, doch was, dass kann er nicht sagen.

Ein mulmiges Gefühl breitet sich in ihm während der Fahrt aus. Als würde man ihn beobachten ...

So bemerkt er erst nicht, ganz von seinen Gefühlen abgelenkt, dass sein Auto immer langsamer fährt, bis es mit einem heftigen Ruck zum Stehen kommt.

Das hatte ihn gerade noch gefehlt. Genervt steigt er aus, schlägt die Tür mit einem lauten Knall hinter sich zu und widmet sich der Motorhaube. Gerade heute wollte er rechtzeitig bei seiner Tochter sein ...

„Jetzt schon im Stress? Dabei ... habe ich doch noch keinen Mord begonnen ..." Die Stimme ist gehässig, als wäre es eine Drohung. Es ist eine Drohung.

Der Mann dreht sich zu allen Seiten, kann aber niemanden entdecken. „Zeig dich!" Dabei greift er nach seiner Pistole.

„Wollen wir doch nicht gleich unfreundlich werden. Du gehst mir auf den Sack, alter Mann. Sieben Jahre stört ihr meine Arbeit und gerade heute, wo doch mein Jahrestag ist ...", zischt der Unbekannte.

Erst jetzt fällt den Beamten auf, dass er sich auf einer abgelegenen Straße befindet. Die Nächste Laterne ist sicher einen Kilometer entfernt, um ihn herum, sind nur verlassene Häuser. „Du bist ein Monster! Zeige dich! All die Jahre versteckst du dich wie ein Feigling!"

„Oh. Dabei dachte ich wir sind Freunde ... Du verletzt meine Gefühle Fettsack. Jedes Jahr, haben wir doch ein so nettes ... Gespräch. Also sag mir, wieso bist du in Eile?"

Der Kommissar wird wütend, sein Puls schlägt unnormal schnell. Es juckt ihn in den Fingern, ihn endlich zu erschießen. Endlich ruhe von seinen Morden zu haben „Das geht dich ein Scheißdreck an! Komm endlich in mein Sichtfeld, stell dich!"

Bevor der Polizist weiter reden kann, spürt er einen stechenden Schmerz in seinen Rücken. Die wärme die sich dort ausbreitet, verheißt nichts Gutes.

„Du gehst heute noch nicht schlafen, vielleicht aber deine Familie? Wie ich höre, hast du eine Tochter? Sie ist noch jung, Siebzehn, nicht?", flüstert die hohe Gestalt ihn von hinten ins Ohr. Das Messer zieht er wieder aus dem Fleisch seines Opfers, mit seinen Ellbogen schlägt er ihn aber auf seinen Kopf, dass der Alte bewusstlos zu Boden sinkt.

Lucias Sicht

Um 11 Uhr, ist mein Dad immer noch nicht da. Meine Mutter versucht vergeblich mich abzulenken und beschwört mir, dass er noch rechtzeitig kommen wird, doch ich glaube nicht mehr daran.

Es wird ein Jahr wie jedes andere.

Gedankenverloren verkünde ich meiner Mutter, nun zu Bett zu gehen, um nicht mehr in ihre Entschuldigenden Augen sehen zu müssen. Ich mag Mitleid nicht.

„Was? Wieso denn jetzt? Es dauert doch gar nicht mehr lange, bis zu deinem Geburtstag.", bekümmert sieht sie mich an.

Versuchsweise ringe ich mir ein lächeln ab. „Ich bin sehr müde, außerdem finde ich es viel schöner morgens mit deiner Stimme geweckt zu werden. Dazu kommt noch, dass ich doch Morgen noch Schule habe." Ich nehme sie in den Arm, nur kurz, denn der körperliche Kontakt zu den meisten Menschen ist mit unangenehm. So auch leider zu meinen Eltern. „Ich liebe dich, Mum."

„Ich dich auch Püppi."

Wiederwillig lässt sie mich gehen. Ein schlechtes Gewissen schleicht sich über meinen Körper, bahnt sich tief in mein Inneres. Aber es ist mir immer noch angenehmer, als ruhig auf Dad zu warten, wenn er sowieso nicht kommt.

Die Treppenstufen knatschen unter meinen Füßen, fast schon ein beruhigender Laut. Im Badezimmer mache ich mich soweit fertig und ziehe mir zum Schluss noch in meinen Zimmer meine Nachtshorts und ein graues Top an.

Inzwischen stürmt es draußen, obwohl der Tag so klar und Sonnig für ein November Tag begonnen hat. Laut prasselt der Regen gegen mein schräges Fenster. Der Donnerschlag, der ertönt, geht mir durch Mark und Bein. Fasziniert blicke ich raus in die verschwommene Welt.

De Herbst ist schon immer meine Liebste Jahreszeit im ganzen Jahr.

Ein Blitz.

Wieder Donner.

Dann noch ein Blitz.

Die Abstände zwischen dem Licht und dem Schall werden kürzer.

Um besser sehen zu können, öffne ich das Fenster ein wenig. Das Wasser, welches Dabei ruhelos auf mein Schreibtisch und so auf wichtige Dokumente tropft, stört mich weniger.

„Könnte ich doch nur für immer in diesen Moment leben.", murmle ich zu mir selbst und schalte die Lichterkette ein, die sich einmal durch mein ganzes Zimmer erstreckt. Daran hängen Bilder mit kleinen, hölzernen Wäscheklammern, die ich von Dingen schoss, die mich faszinieren.

Mein Bett steht auf der anderen Seite des Raumes, weshalb ich schnell hinüber tapse, um mich in die dicken Decken einkuscheln zu können.

Träumerisch sitze ich da, bis meine Augen immer schwerer werden.

Durch das zuschlagen meines Fenster werde ich wach. Hektisch sehe ich zur Uhr, erst 1:16.

„Happy Birthday, Lucia. Mögen alle deine Träume wahr werden und so weiter und so fort.", stöhne ich genervt in mein Kissen hinein. Was finden Leute eigentlich so toll an ihren Geburtstag? Für mich ist es einer der schlimmsten Tage im ganzen Jahr ...

Wie jedes Jahr, seit meinen 10 Geburtstag, krame ich heimlich aus meiner Schublade Zehn Kerzen und zünde sie vorsichtig in einen Geburtstagskranz an.

Jedes Jahr bleibt eine Kerze beim ersten Versuch unausgeblasen, als wäre es ein dummer Fluch. Und jedes Jahr habe ich denselben Wunsch. Meinen Vater an meinen Geburtstag zu Hause zu wissen.

Tief hole ich Luft und schließe meine Augen, beim auspusten öffne ich sie wieder.

Keine Flamme.

Ich habe alle Kerzen ausgeblasen.

Das erste Mal nach Sieben Jahren.

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Where stories live. Discover now