Die Party - Teil 1

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Meine Mutter ist nicht begeistert davon, dass ich zu der Feier möchte. Sie hat Angst, natürlich, denn sie hat immer Angst um mich.

Wie ist es wohl mit einer Mutter, die nie Sorge um einen hat?

Normalerweise rede ich ihr dann immer solange gut zu, bis ich sie etwas besänftigt habe. Dieses Mal nicht. Ich möchte einfach für mich selber entscheiden.

Ben holt mich ab. Irgendwie bin ich erleichtert ihn zu sehen. Sein Grinsen zwingt auch mich zum Lächeln, worüber ich sehr Dankbar bin.

Ich bin ein ganz normaler Mensch. Es wird ein lustiger Abend. Mit meinen Freunden und Bekannten. Ich werde Spaß haben.

Verkleidet ist Ben als Link aus „Zelda", ein besseres Kostüm hätte ich nicht für ihn aussuchen können, es passt perfekt zu seinen Chaotisch blonden Haaren.

„Hättest du etwas gesagt, dann hätte ich mich als Navi verkleiden können.", scherze ich.

„Wir sind so oder so ein Dreamteam. Und du? Gehst du etwa als „Luci-fer", Luci-a?" Die Namen zieht er merkwürdig in die Länge. „Waren die Engelskostüme etwa ausverkauft?"

„Vielleicht bin ich ja der Teufel." Spielerisch ziehe ich meine Augenbrauen in die Höhe.

„Ach komm. Wem willst du eigentlich etwas vormachen? Du bist ein Engel Lu." Er läuft vor zu dem Auto seiner Eltern. „Kommst du?"

„Ja." Nach seinem Spruch ist meine Gute Laune wie weggeblasen, lasse es mir aber nicht anmerken.

Immer wieder wiederholt sich sein Satz in meinen Kopf. Du bist ein Engel Luci. Du bist ein Engel Luci. DU bist ein Engel Luci. Du bist ein Engel. Du bist ein Engel. DU bist ein Engel. Du bist ein Engel. Du bist ein Engel. Du bist ein Engel. DU bist. Du bist. DU bist. Du bist. Du. Du. Du. Du.

Und Bens Stimme verwandelt sich in meinen Kopf zu der von Jeffrey.

Du bist ein Engel. Mein Engel. Mein Mal'ach.
Du gehörst mir Mal'ach.
Mir.

Und mein Rücken fängt an zu brennen.
Ein furchtbar zärtlicher Schmerz.



Bevor wir uns von Bens Eltern verabschieden, halten sie uns noch eine kleine Predigt über Alkohol und das wir ja nicht so viel trinken sollen.

Die Musik ist schon von draußen zu hören, doch da zwischen dem Elternhaus von Lilly und ihren nächsten Nachbarn ein guter Abstand liegt, sollte sie niemanden stören. Ben und ich gehen rein ohne zu klingeln, das Bimmeln würde nun sowieso niemand beachten.

„Entspann dich Lu."

„Was?" Ich bin ganz in Gedanken versunken als er mir die Worte ins Ohr flüstert.

„Ich weiß ja das Partys und so nicht so dein Ding sind, aber hier sind doch kaum Fremde. Zumindest noch nicht." Es stimmt. Bisher blicke ich fast nur in vertraute Gesichter. Obwohl wir nur ein paar Minuten zu spät sind, sind schon gut an die 30 bis 40 Leute da. Menschen aus meinen Jahrgang, aus den über und den unter mir. Aber wie ich Lilly und ihren Bruder kenne, haben beide fast den kompletten ihrer Jahrgänge eingeladen und dann noch Bekannte, die sie von woanders her kennen. Und dazu kommen später noch die Leute, die mitgeschleppt werden oder sich selber einladen.

Nach der Feier vom letzten Jahr hätte ich Gedacht, dass die Eltern sie dieses Jahr verbieten werden.

„Luuuucciii!", kreischt jemand und springt mich im nächsten Moment an. Die stürmische Umarmung überfordert mich ein wenig.

„Lilly, hey." Trotz der Klemme die in meiner Brust herrscht, erwidere ich ihre Umarmung. „Schickes Feen Outfit."

„Heißer Teufel.", erwidert sie mit einen kichern. „Simon ist auch schon hier.", erzählt sie nur für mich hörbar.

Verdutzt sehe ich sie an. Simon ist hier. Ja und? Ein unwohles Gefühl durchströmt mich. Ich muss ja nicht mit ihm reden. Eigentlich will ich am besten heute gar nichts von ihm sehen.

Er hat mir doch gar nichts getan. Was ist los mit mir?

„Oh Lilly. Wir passen ja perfekt zusammen.", mischt sich Ben mit einem Grinsen ins Gespräch mit ein. „Willst du denn meine kleine Navi sein?"

„Ey! Und mich als Navi willst du nicht?" Gespielt empört ramme ich ihn meinen Ellbogen in die Seite.

„Aua. So ist das doch nicht gemeint. Ich meine ja nur, weil Lily schon als eine Lila Fee verkleidet ist und ich als Link ... da ... passen wir doch super zusammen." Während Ben spricht wird er ein wenig rot.

Ich kneife meine Augen zusammen. „Das lasse ich dir gerade noch so durchgehen. Oh schau, da sind Lynn und Janin, ich geh mal schnell zu denen." Im gleichen Atemzug verschwinde ich auch schon von den beiden.

Mit Lynn und Janin kann ich nicht sonderlich viel anfangen. Sie gehen in meine Klasse, schreiben ab und zu meine Hausaufgaben ab und bei Projektarbeiten können wir auch gut oberflächlich miteinander reden. Und sonst? Nichts. Irgendwie habe ich noch nicht das richtige Thema mit den beiden gefunden. Sie lachen und trinken, doch bevor ich die zwei erreicht habe, werde ich zur Seite gezogen.

Mein Magen zieht sich zusammen. Mein Herz pocht lauter. Ich kann es hören.

Denn die Person die mich zur Seite zieht, trägt eine Scream Maske. Den Kopf komplett versteckt.

Und ich habe eine Ahnung, wer sich darunter verstecken könnte.

Verhüllt vor den anderen Gästen.

Nur vor mir nicht.

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Where stories live. Discover now