Unter Schock

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„Ihr Puls geht wieder in die Höhe."

„Der Blutdruck ist zu hoch."

„Sie zuckt so sehr. Ihr Atem ist unregelmäßig."

„Setz ihr nochmal die Maske auf."

Menschen. So viele Menschen.

Mein Mund!
Sie wollen meine Atemwege versperren.  Sie wollen mich Quälen. Mir diese schreckliche Maske aufsetzen!
Nein!

„Stopp!"

„Was -"

Hastig schlage ich meine Augen auf. Fühle mich für diesen Moment voller Energie, die sofort wieder schwindet. Beuge meinen Körper nach vorne. Versuche meine Kontrolle wiederzugewinnen. Übergebe mich.
Übergebe mich auf mich.

„Halte sie!"

Arme umschließen mich.

Nähe.

Nein.
Ich will sie nicht. Ich will die Nähe anderer nicht. Gar keine Nähe. Keine.

Heiß.

Ich schüttle meinen Körper. Will die Menschen von mir wegstoßen. Alle, die mich umgeben. Doch ich bin so schwach. Ausgelaugt. Kraftlos.

„Bleiben sie ruhig. Es ist alles in Ordnung." Der Mann spricht langsam mit mir. Als wäre ich bescheuert.

Alles in Ordnung. Wie er es schon sagt.
Nein.
Denn es ist nicht alles in Ordnung!

Die Krankenschwester. Das Monster.

„Es wollte mich angreifen. Es hat mich angegriffen." Meine Stimme ist heiser, ich verschlucke mich. Verschlucke mich an meiner eigenen Zunge. Ich fasse an meine Kehle.

Es brennt. Alles brennt in mir.
Will den Kehlkopf herausreißen.

„Beruhigen sie sich. Alles ist gut. Sie sind in Sicherheit."

Nein.
Das bin ich nicht.
Und das werde ich auch nie wieder sein.

„Nein." Immer noch heiser. Wo ist meine Stimme geblieben?

„Legen sie sich wieder zurück. Sie müssen sich erst einmal beruhigen." Andere würden seine Stimme wohl als beruhigend wahrnehmen, für mich klingt sie eher bedrohlich. Ich will hier weg.

Weg.

Ich mich beruhigen?
Er spinnt wohl.

„Nein."

„Sie ..."

„Nein. Das Monster ... es ..." Wieso will er mir meine Stimme verweigern. Ich habe das recht ...

„War wer mit im Raum? Hat sie jemand angegriffen?"

„Ja." Ich verschließe meine Augen. Schlucke. Die Krankenschwester.

Und die haben ihr auch noch geholfen!

„Können sie ihn beschreiben?" Es ist eine andere Stimme. Auch sie mag ich nicht.

„Ihn? Sie!" Was glauben die denn ...?

„Sie?"

„Ja! Ist das Monster tot?"

„Von welchem Monster reden sie?"

Ich werde wütend. Warum stellen die sich alle so doof?

„Die geschundene Frau! Die Krankenschwester! Sie hat mich angegriffen! Sie wollte mich haben! Sich an mir Rächen! Mein Blut sehen!"

Ich schlage die Lider auf, bemerke wie die anderen sich gegenseitig Blicke zuwerfen. Einige runzeln die Stirn. Es sind nicht nur Ärzte, sondern auch Polizisten.

„Die Krankenschwester war halbtot am Stuhl gefesselt Miss ..."

„Sie ... sie wollte mich verschlingen." Umso verzweifelter ich werde, umso weniger Stimme habe ich. Ich sollte gar nichts mehr sagen. Die sind doch alle verrückt.

Verrückt.

Und die glauben sicher, ich bin es. Aber nein. Ich habe es gesehen. Mit meinen eigenen Augen. Und Jeffrey war nicht da um mich zu beschützen.

Jeffrey.

Mein Herz setzt einen Moment aus.
Ich will zu ihm.
Wieso hat er mich nicht beschützt?

Mir wird kalt.

„Ich will nach Hause." Ich mache Anstalten aufzustehen, doch sie lassen mich nicht.

„Sie können nicht gehen."

„Wieso nicht?" Ich bin gereizt.

„Sie sind Minderjährig. Ohne die Einwilligung ihrer Mutter können wir sie nicht gehen lassen. Sie stehen unter Schock. Und das ist kein Wunder ..."

„Dann rufen sie meine Mutter an."

„Haben wir schon. Sie sollte jeden Moment hier auftauchen. Und jetzt beruhigen sie sich. Ihr Körper hat viel durchgemacht."



Ich musste meine Mutter regelrecht anflehen, damit sie meine Entlassungspapiere unterschreibt. Auch sie glaubt mir nicht. Das merke ich. Sie glaubt mir nicht, dass mich dieses Monster angegriffen hat. Auch sie glaubt, ich stehe unter Schock. Und sie meint ich brauche Ruhe.

Von wegen.

Ich gehe auf mein Zimmer. Und bin genervt.
Wieso. Versteht. Mich. Keiner.

Ich bin alleine.
Alleine.

Die Polizei will mich als Zeugen vernehmen. Aber ich will es nicht. Ich will nicht in einer solchen Funktion fungieren. Ich will einfach meine Ruhe.

Die Zimmertür schlage ich zu. Es ist einer der einzigen Wege, meinen Frust freien Lauf zu lassen. Was soll ich auch sonst tun? Randalieren? Drogen nehmen? Das passt nicht zu mir.
Gefrustet setzte ich mich auf mein Bett, neben der Feder, die ich heute Morgen neben mir aufgefunden habe.

Was soll ich nur tun?
Ich kann nicht mehr.
Ich bin erledigt.

Ablenkung.
Ich brauche Ablenkung.

Morgen Abend soll ich zu der Feier. Und ich werde hingehen, egal mit was ich überrumpelt werde. Ich werde hingehen und mich wie ein normaler Mensch verhalten. Mit meinen Freunden und Bekannten. Ich werde trinken, lachen, mich mit Leuten unterhalten und Spaß haben. Und ich werde mir keine Gedanken darüber machen, warum er sich jetzt bei mir nicht meldet. Warum er mir diesen Schock antut. Warum er mich alleine lässt.

Heeeyyy :D ich musste dieses Kapitel mega improvisieren, weil das davor auch schon recht spontan war XD Wollte eigentschon die Party geschrieben haben, aber ich fand "zwei Tage später" passt momentan nicht ... also, eure füller kapis ^^ 

Update : 19.01.18 . Wollte das Kapitel gestern schon hochladen, war auch fertig, aber dann hat mein Typ von weiter weg, von dem ich euch ja schon berichtet habe, die Sache mit uns beendet, weil er auf die Entfernung nicht klar kommt. Sorry, war total fertig. Aber hier ist das Kapitel.  Viel Spaß 

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt