Und erst da fällt mir auf

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Mit schnellen Schritten laufe ich das Zimmer auf und ab. Eine Anspannung liegt auf mir, die ich ohne weiteres nicht lösen kann. Ich stoppe meine Schritte und drehe mich zu Jeffrey, der alles andere als angespannt auf dem Boden sitzt. "Bist du dir sicher, dass wir erst morgen den Ort hier verlassen?", frage ich ein weiteres Mal besorgt. 

"Ja, das bin ich.", sagt er wieder in einen gelangweilten Ton. "Du machst dich zu nervöse. Du weißt nicht mal, ob der Verkäufer dich auf den Magazinen im nachhinein erkannt hat. Oder ob er Anzeige erstattet hat. Und selbst wenn: Jetzt ist es eh zu spät um sich darüber Sorgen zu machen." Mit seinen Fingern schnippst er etwas auf den Boden weg. 

"Ich weiß. Aber im schlimmsten Falle sollten wir nicht mehr hier sein." Ich trete auf ihn zu und hocke mich vor ihm hin. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus und berühre mit meinen Fingerspitzen seinen Handrücken. Er ist jetzt mein zu Hause.

"Ich bin schon seit Jahren unentdeckt von der Polizei, Mal'ach." Seine Augen richten sich auf unsere Hände. Auf diese unschuldige Berührung. "Wenn der Verkäufer wirklich dahinter gekommen ist, dass du das Mädchen von der Zeitung bist und er die Polizei verständigt hat, gehen die wahrscheinlich davon aus, dass wir uns auf der Flucht befinden." Dann starrt er mich direkt mit seinen Eisblauen Augen an. "Es wird dir nichts passieren. Okay?"

Ich erwidere den Blick, nicke widerwillig und wiederhole immer wieder seine Worte in meinem Kopf. 

Es wird dir nichts passieren.
Es wird dir nichts passieren.
Es wird dir nichts passieren. 

Und ich will es glauben. Ich will ihm vertrauen. Doch das ungute Gefühl breitet sich schleichend aus.

Ich habe keine Angst das mir etwas passiert. Ich habe Angst das ihm etwas passiert. Dass es uns passiert. Dass wir getrennt werden.

Das ich ohne ihn bin.

Die Angst steigt in mir hoch und schnürt mir meine Kehle zu. Zweimal. Zweimal hat er mich schon verlassen. Zweimal habe ich ihn verloren. Als ... als wir noch jünger waren und ich glaubte ihn nie wieder zu sehen. Ohne ein Abschiedswort. Mit gebrochenem Kinderherz. Ich hatte den Jungen verloren, den ich mich zum ersten Mal anvertraut habe. Dem ich mitgeteilt habe, dass ich nicht hineinpasse und fallen werde. Und vor ein paar Wochen wieder. Als er mich mit seinen Worten überrannt hat und ich noch keine klare Entscheidung treffen konnte. Und ich zu dumm war und deswegen einfach zurück geblieben bin. 

Es soll nicht noch ein drittes Mal passieren.

Ohne das er mir dieses Mal ein Zeichen dazu gibt, setze ich mich zwischen seine Beine und lehne meinen Rücken gegen seine Brust. Es lässt mich ruhiger Atmen. Mich leichter fühlen

"Ich vertraue dir. Ich vertraue nur der Situation nicht.", nuschle ich. 

"Mal'ach. Es reicht.", zischt er und streicht mit seiner Hand mein Haar entlang. 

Wieder nicke ich. Wieder versuche ich mich nur auf seine Berührung zu Konzentrieren. Sie lässt mich ruhiger Atmen. Mich leichter fühlen.

"Ich will dein Rücken sehen.", unterbricht Jeffrey den ruhigen Moment nach einer kleinen Ewigkeit. Ohne richtige Vorwarnung schubst er mich leicht nach vorne und zieht mein Shirt hoch. Starr verharre ich in der Position. Ich sage nichts, als seine kalten Finger meinen Rücken entlang gleiten. Stattdessen halte ich mein Atem an, weil ich so glaube mich besser kontrollieren zu können.

Seine Finger hinterlassen ein Kribbeln. Eine Spur von Gänsehaut. (ANMERKUNG: GIBT ES IM DEUTSCHEN IRGENDEIN SCHÖNES WORT FÜR GÄNSEHAUT?! BITTTE SCHREIBT ES MIR :() Ich beiße mir fest auf meine Lippe.

"Ich muss es nochmal machen.", flüstert er. Und erst da fällt mir auf, was für eine Spur seine Finger folgen. 

Die Buchstaben. Den Satz, den er mir für immer verpasst hat.

Du gehörst mir Mal'ach. 

Bei dem Gedanken läuft mir ein weiterer wohliger Schauer über den Rücken.  Er will, dass ich ihm gehöre. Er will mich nur für sich. Ein Lächeln umspielt meine Lippen. 

"Einige der Buchstaben sind zu sehr verblasst. Die Narben sind zu gut verheilt.", flüstert er weiter. Und erst da fällt mir auf, was er mit seinen ersten Worten gemeint hat. Er muss es nochmal machen. Er wird die Worte nochmal in meinen Rücken schneiden. 

Schnell drehe ich mich in meiner Position um. Nun sitze ich auf meinen Knien zwischen seinen Beinen. Meine Hände an seiner Brust abgestützt. Plötzlich macht seine Nähe mich ganz Nervöse. Mein Atem geht schneller und ich muss mich zwingen den Blickkontakt aufrechtzuerhalten. 

Unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter entfernt

Sein Atem streift meine Haut. Überraschung blitzt in seinen klaren Augen auf und noch immer hat er das Shirt umklammert, weswegen seine Hände auf meinen Rücken liegen.

Ich -

Ich schaffe es nicht klar zu denken. Ich schaffe es nicht meine Gefühle zu ordnen. Nur eine Sache kommt mir in den Sinn.

Ein Kuss.

Und just in diesem Moment streifen meine Lippen schon die Seine. 

Eine zarte, ruhige Berührung, die viel zu schnell vorbei ist.

"Okay.", flüstere ich gegen seine Lippen. Mein ganzer Körper weigert sich weiter von ihm abzurücken. Ich weiß, dass er keine Zustimmung von mir braucht, um es zu machen. Ich will sie ihm aber dennoch geben.
Und erst da fällt mir auf, dass ich es möchte. Das ich möchte, dass diese Worte für immer auf meinem Rücken stehen.

Diesen Teil widme ich @httpDevil666 für ihre liebe Nachricht <3

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Where stories live. Discover now