Kontrolle - Jeffrey

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Allwissende Sicht

Mit jedem weiteren Schachspiel schwindet etwas von seiner Konzentration. Er zieht die einzelnen Figuren intuitive, weswegen er über seine Züge nicht großartig nachdenken muss. Viele Entscheidungen trifft er Intuitive. Wenn nicht sogar alle. Das Mädchen dagegen ist anders. Sie wiegt die unterschiedlichen Möglichkeiten ab, klügelt unzählige kleine Pläne aus, bevor sie sich entscheidet. Auch abseits vom Spielfeld sind ihre Aktionen meist geplant, sogar die, die auf den ersten Blick spontan erscheinen können.

„Wenn du diese Figur jetzt wirklich bewegst, werde ich dich in den nächsten Zügen Schachmatt setzen können.", teilt Lucia ihn mit, noch bevor er seine Figur berührt hat.

„Achja? Was hatte ich denn vor?"

„Du wolltest mit deinem Springer meinen Turm schlagen. Dadurch wäre dann deine Dame ungeschützt, die ich mit meinen Läufer außer Gefecht setzten könnte. Mein Läufer hätte dann einen direkten Zugang zu deinen König - du wärst also im Schach – und du kannst nichts anderes machen, als deinen König zu bewegen. Mit meiner Dame würde ich ihn jedoch im nächsten Zug Schachmatt setzen." Erklärt sie ihn Sieges Sicher.

Paar Sekunden starrt er ihr entsetzt in die Augen. Missmutig schlägt er mit seiner Hand über das Spielfeld und lässt sich mit den Rücken auf den Boden zurück fallen. „Ich bin einfach nicht der Typ für solche Pläne."

„So hat auch noch nie jemand mit mir eine Partie beendet." Grinst das Mädchen Schadenfroh.

„Ach, du weißt ja sowieso wie das ausgegangen wäre."

„Jap", grinst sie weiter. Ihr Lächeln ist ehrlich, gleichzeitig jedoch gequält.

Das Monster holt tief Luft. Er ist kein guter Verlierer.

Doch für sie verliert er auch mal.
Für sie lässt er sich demütigen.
Für sie spielt er das Spiel.
Um sie glücklich zu sehen.

„Also keine Runde mehr?" Sie räumt die auf den Boden verteilten Figuren zurück.

„Nein. Waren das denn nicht genug Spiele?" Die Stimme des Mörders ist gereizt. Er ist es nicht mehr gewohnt eine Person so lange um sich herum zu haben. Er ist ein Einzelgänger.

Er braucht seine Ruhe.
Aber sie ...
Sie braucht er auch.
Solange hat er gewartet, bis er sie endlich besucht hat ...
Solange war er alleine ...
Ohne sein Gegenstück.

Sein Mal'ach.

„Komm zu mir.", herrscht er sie an. Beim Klang seiner Stimme zuckt sie zusammen.

Kurz wägt sie ab, ob es sich lohnt nach dem Grund zu fragen. Sie entscheidet sich dagegen. Langsam rückt s näher zu ihm.

„Lehn dich auch zurück."

„Okay.", murmelt sie, bevor sie sich dicht neben ihn hinlegt.

Er fühlt die Wärme, die sie neben ihn ausstrahlt. Hört ihren Atem, der so ruhig und leise ist. Wie sehr er ihr gerne über die Wange streichen würde. Wie sehr er gerne seine Hand um ihren Hals legen würde, um ihren Atem zu kontrollieren. Er schluckt.

Er hatte sich noch nie so beherrschen müssen.

„Woran denkst du?", fragt das Mädchen in die Stille.

„Das geht dich nichts an.", erwidert er. Zu sehr ist er damit Beschäftigt, seine Instinkte zu unterdrücken. Die Kontrolle zu wahren.

Sie macht es ihm so schwer.

Behutsam beugt er sich über sein Mal'ach. Streicht über ihre rosigen Wangen. Spielt mit einer Strähne ihres Haares, bevor er die Hand sanft um ihrem Hals legt.

Erschrocken sieht sie ihn an, sie bleibt aber stumm.

„Ich bringe dich jetzt nach Hause, Mal'ach." 

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Where stories live. Discover now