Traum

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Sein dunkles Haar ist nass, es steht zu allen Seiten ab. Langsam fallen einzelne tropfen auf seine Schulter. Seine Augen werden verdeckt von einer Sonnenbrille, er blickt geradeaus und scheint sich auf die Fahrbahn zu konzentrieren. Auch sein Mund ist versteckt, von einem roten, fluffigen Schal.
Mein Herz hüpft mir gleich aus meiner Brust, über meinen ganzen Körper läuft ein Kälteschauer. Er dringt bis hin zu meinen Knochen.

Ich bleibe stumm sitzen, schließe meinen offenen Mund und konzentriere mich auf das Amaturbrett vor mir. Angstschweiß läuft mir eisig den Rücken hinunter.
Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie wir in die entgegen gesetzte Richtung zu meinem zu Hause fahren. Wohin bringt er mich?

„Freust du dich gar nicht mich zu sehen?" Eine so angenehme Stimme, sollte nicht einem Monster wie ihm gehören.

„Mein Vater liegt im Krankenhaus. Es gibt nicht viel, was meine Stimmung bessern könnte." Ich schlucke schwer.

„Was könnte es denn?"

„Was?" Meine Stimme ist nur ein piepsen. Ich will mich räuspern, doch ich traue mich nicht.

„Was würde deine Stimmung heben? Etwas muss es ja geben, sonst hättest du gesagt, dass dir nichts helfen könnte."

Ich bin perplex und weiß nicht zu antworten. Ich weiß es nicht. „Ich - ich ... weiß es nicht." Mit meiner Zunge fahre ich über meine Lippen, sie sind trockener, als erwartet.
Und sie sind salzig.

„Wenn du meinst.", stößt er harsch hervor. Der Funken Freundlichkeit, seiner vorigen Frage, ist komplett verflogen.

Aber was erwarte ich schon?

Die restliche Zeit der Fahrt bin ich still. Ich wage es nicht, einen Mucks von mir zu geben, selbst mein Atmen habe ich verringert, um ihn nicht auf einen Nerve zu treffen.

Ist das alles nur ein Traum?
Einer, an dem man sich später nicht mehr erinnern will, es aber trotzdem tut? Ich hatte schon viele von den.

Einmal, ich war da noch im Kindergarten, habe ich geträumt, dass ich mit den Kindern aus meiner Nachbarschaft draußen gespielt habe. Jeder von uns, hatte sein Lieblingsfahrzeug mitgenommen. Inliner, Fahrräder, Skateboards, Gokarts ... Und ich, wie es auch nicht anders sein könnte, mit meinen Knallroten Kickroller (bzw. Cityroller, je nachdem wie ihr es kennt^^), der an der Bremse mit einer Flamme bemalt wurde. Wir veranstalteten ein Rennen, der Sieger sollte entscheiden, welches Spiel als nächstes gespielt wird.
Und im Traum wollte ich unbedingt gewinnen. Als ... es losging, nahm ich eine Abkürzung. Es ging durch den Garten meiner Nachbarn, die mein Gehirn zu meinen realen Nachbarn zu gedichtet hat. Das Grundstück war sehr gepflegt und als ich fast wieder runter war, wurde ich gestoppt, von dem Ehepaar, welches in meiner Fantasie dort wohnte. Die beiden sahen so unreal aus; schlanke, lange Spinnenhände, große, magere Staturen und langegezogene Gesichter. Von beiden war das Haar grau und dünn und am Ansatz fettig, dazu hatte der Mann eine gewaltige Hakennase im Gesicht und winzige, Fisch ähnliche Augen.
Sie stoppten mich, weil es sich nicht gehört unerlaubt ein fremdes Grundstück zu überqueren und sie meinten, sie wären nun sehr böse mit mir. Ich entschuldigte mich, aber und abermale, die Tränen strömten mir wie Fluten übers Gesicht, doch sie nahmen die Entschuldigung nicht an und schleppten mich stattdessen zu ihnen ins Haus und sperrten mich in einen kleinen Kellerraum.
Meine Mutter suchte mich darauf, keiner wusste wo ich geblieben bin, und sie fragte bei jeden nach, ob er mich gesehen hätte. Auch bei denen die mich gefangen hielten.
Öfters noch, habe ich davon geträumt, wie meine Mutter dem Haus ihren Rücken zuwandte, nachdem das Ehepaar ihr versichert hätten, dass sie mich nicht gesehen haben. Denn ab da wusste ich, ich würde meine Mutter nie wieder sehen.

Und auch jetzt, habe ich genau dieses Gefühl. Das Gefühl meine Familie zu verlieren, weshalb ich damals so panisch in der Nacht wach wurde. Damals hatte meine Mutter zu mir gesagt, sie würde immer für mich da sein und das es ja noch ein Albtraum sei.

Und jetzt?

Jetzt erwache ich nicht. Von dieser erdrückenden Angst, meine Liebsten nie wieder zu sehen.
Es ist kein Traum, wie sehr ich es mir auch einreden mag.


Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt