Krankenhaus

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„Mum!" Der Druck von Thomas Hand zwischen meinen Schulterblättern verschwindet, sobald ich beginne schneller zu laufen, da ich meine Mutter am Ende des langen Krankenhaus Flures entdecke. Sie steht in einer nachdenklich- besorgten- Haltung da, einen Arm um ihren Körper geschlungen, ihr Kinn in der Hand des anderen Armes gestützt. Sie sieht nach unten, hat Tränen in den Augen, die sie sich schnell wegwischt, als sie meine Stimme wahrnimmt.

„Lu! Du hast doch Schule ..." Als ich endlich bei ihr bin, zieht sie mich in eine feste Umarmung. Schweigend lasse ich diese Prozedur über mich ergehen, sie braucht mich jetzt. So wie ich sie jetzt auch brauche.

Um es allen beteiligten leichter zu machen, halte ich meine Emotionen zurück. Wenn ich beginne zu weinen, wird Mutter es mir wieder gleichtun. Ich mag es nicht sie so traurig zu sehen.

„Es tut mir so Leid Lu .... Heute ist doch dein Geburtstag." Ein wenig drückt sie mich von sich und schaut mir in die Augen. Sanft streicht sie mir die Haare aus meinem Gesicht.

Thomas ist inzwischen auch bei uns angekommen.

„Die Geburt eines Menschen ist auch nur ein Tag, der unnötiger Weise jedes Jahr gefeiert wird. Früher war es doch auch nicht so, es ist nur eine Erfindung dieses Zeitalters und der Zeit im Allgemeinen.", antworte ich recht monoton. „Dad ist doch viel wichtiger.", flüstere ich nun.

„Wann bist du bloß so erwachsen geworden ...", flüstert sie mir in mein Ohr und zieht mich wieder an sich.

„Das fragst du mich fast jeden Tag Mum. – Wie geht es Dad?" Ungewollt wird meine Stimme zittriger.

Mit ihren beiden Händen umfasst sie meinen Kopf und küsst mir auf meinen Scheitel. „Maus..."

„Was ist mit ihm?" Eilen die Worte schneller als meine Gedanken über meine Lippen. Fester drücke ich meine Mutter an mich.

„Keine Sorge. Es ist nichts ... Ernsthaftes. Traut man dem Urteil der Ärzte. Er ist lediglich noch nicht erwacht. Und es konnte mir bisher auch keiner sagen, wie lange er noch schlafen wird ...", bedrückt bricht die Stimme meiner Mutter ab.

„Du meinst Dad liegt im Koma?" Geschockt weiten sich meine Augen. Das ist der schlimmste Geburtstag meines Lebens.

„Lu ..."

„Also ja ..." Die Tränen kommen, ohne dass ich dagegen etwas tun könnte. Wie konnte das alles nur passieren? Er war doch sonst immer so vorsichtig?

„Dein Vater wird schon wieder, Lucia.", mischt sich Thomas in das Gespräch mit ein. Seine Stimme klingt betrübt, aber ehrlich. „Was machen die Ärzte bei ihm?", wendet er sich an meine Mutter.

„Seine Werte überprüfen. An seine Kopfwunde muss Dreck gekommen sein, jetzt besteht die Gefahr das es sich entzündet."

„oh."

„Ja."

Nach Minuten der Stille, kommt endlich einer der Ärzte aus seine Zimmer.

„Und?", fragen Mum und ich gleichzeitig.

„Noch keine Nennenswerte Ergebnisse. Sie können jetzt wieder zu ihm, er müsste sie verstehen, doch gönnen sie ihn ein wenig ruhe.", teilt der Arzt uns nur mit und verschwindet zu seinem nächsten Patienten.

Vorsichtig betreten wir sein Zimmer, bei seinem Anblick strömt mir meine Tränenflüssigkeit über meine Wangen.

Es sind schon einige Stunden vergangen, aber Dad zeigte weiterhin keine Regung. Ich erhielt Anrufe und Geburtstags Nachrichten über mein Handy, doch ich reagierte nicht auf sie. Erst nach Simons Siebten versuch mich anzurufen, schrieb ich ihn eine Nachricht, dass alles gut sei. Er muss sich nicht auch noch unnötige Gedanken machen.

„Ich komme gleich wieder Mum." Sage ich in einem etwas lauteren Flüsterton zu ihr, da sie schon dabei ist einzuschlafen.

„Was? Jaja.", murmelt sie verschlafen, setzt sich dann aber doch wieder gerade hin.

Müde verlasse ich den Raum, der 57 Bodenfliesen. Es gibt 5 Lampen im Raum und 31 Knöpfe, ein Fernseher und vier Gardienen. Viel zu zählen gibt es da nicht, um seine bösen Gedanken zu vertreiben.

Ich habe noch Geschichts Hausaufgaben ... Und in Chemie muss ich meine Ausarbeitung noch fertig stellen ... und dann ist da doch noch –

...

-

„Geht es ihnen gut, Miss?"

Es braucht einen Moment, bevor ich aus meiner Starre erwache.

„J-ja. I ...Ich war- haben sie den Mann dahinten auch gesehen?" Ich schlucke. Verfolgt er mich?

„Wen? Sind sie sicher, dass es ihnen gut geht?" Die Ärztin beugt sich ein wenig zu mir runter und schaut mir in die Augen.

„Ja, ich war nur in Gedanken, alles gut, danke." Zügig eile ich weiter. Ich bin einfach zu müde. Vor dem Kaffee Automaten bleibe ich stehen, zücke mein Portemonnaie und werfe einige Münzen hinein, um meiner Mutter eins der heißen Getränke zu besorgen.

Ein wenig zittrig laufe ich mit dem Pappbecher zurück, aber nicht ohne mich vorher vergewissert zu haben, dass das Monster wirklich nicht hier ist.

Ich werde langsam verrückt. Erst auf dem Schulhof, dann hier ...

„Hier Mum."

Erschrocken fährt sie hoch. „Ach Lu, du bist es nur. Oh, ist der für mich? – Danke, du bist ein Engel." Vorsichtig nimmt sie mir den Randvollen Becher ab und nimmt hastig einen großen Schluck. „Oh ist der heiß!"

„Das hat ein guter Kaffee so an sich Mum." Lächle ich sie aufmunternd an.

„Wie spät ist es eigentlich? Du meine Güte! Schon so spät? Lu, du solltest nach Hause fahren, du brauchst einen erholsame Schlaf."

„Brauchst du den nicht viel eher?"

„Ich bin schon erwachsen, es ist kein Problem für mich hier zu übernachten. Fahr nach Hause Schatz, hier ist Geld für ein Taxi, Thomas löst mich später wieder ab."

„Aber Mum-„

„Geh jetzt. Ich liebe dich Schatz. Und tut mir nochmal Leid wegen heute ... wir hohlen das nach, ja?" Fürsorglich sieht sie mich an.

„Klar Mum. Ich liebe dich auch." Ich küsse sie auf die Wange, danach gebe ich meinen Dad einen Kuss auf die Stirn und verschwinde schließlich zur Tür heraus.

Es regnet in Strömen, als ich zur Tür hinaus trete. Schützend ziehe ich meine Kapuze über meinen Kopf und schaue zum Erdboden. Andere würden sich jetzt vielleicht über dieses Wetter beschweren, aber mich beruhigt es. Es ist, als würden sich alle meine Gedanken niederlegen und als könnte ich zum ersten Mal richtig durchatmen.

„Taxi!", rufe ich, als eins an mir vorbeifährt und auffällig reiße ich meine Hände in die Höhe. Mit quietschenden Reifen bleibt es nach kurzem Zögern stehen. Dankend laufe ich auf es zu und reiße die Tür auf, um schnell in den Sitzt zu springen.

„Gut dass Sie gerade da waren! Ich will einfach nur noch schnell nach Hause und in mein Bett." Rede ich mehr als gewöhnlich mit dem Fremden.

„Nach Hause, also?"

„Ja. Die Straße ..." Ohne auf eine Antwort zu warten, fährt das Taxi los. Sie Stimme vom Fremden lässt mich erschauern. Angespannt drehe ich meinen Kopf zu ihm.

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt