Ausbrechen?

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„Mal'ach?"

Ich habe mich schon so an diesen Spitznamen gewöhnt, dass ich sofort reagiere. „Ja?"

„Hast du schon einmal darüber nachgedacht ‚auszubrechen'?" Seine Worte klingen sehr nachdenklich.

„Auszubrechen? Du meinst, von meinem zu Hause fortzugehen?" Ich bin über die Frage verblüfft. Darüber, dass er sie stellt.

„Ja. Nein. – Also – Nicht einfach nur wegzugehen, sondern weggehen, ohne die Menschen in deinem Umfeld darüber in Kenntnis zu setzen."

„Ich wollte als Kind immer verschwinden. Immer dann, wenn ich glaubte, dass meine Eltern mich unfair behandelt haben." Ich zucke mit meinen Schultern.

„Aber?"

„Aber ich war ein Kind. Ich habe es nie weiter geschafft, als ein paar Straßen weit. Obwohl ich mich einmal sogar in einen Bus geschmuggelt habe. Dort haben mich jedoch Freunde von meinen Eltern aufgelesen." Ich war Fünf und der festen Überzeugung, dass meine Eltern mich nicht Lieben würden, weil sie meine Lieblingssocken weggeschmissen haben. Zugegebenermaßen waren es echt tolle Krümelmonstersocken, leider mit einem Loch in der Rechten.

„Und wie siehst du das Thema heute?"

Ich blase meine Wangen auf. „Puh, ja, ... keine Ahnung ehrlich gesagt. Klar gibt es Momente, in denen ich mir gerne meine Sachen schnappen und abhauen würde, aber ...", den Satz würde ich gerne im Raum stehen lassen, doch weiß ich, dass er sich damit nicht zufriedengeben wird. „Aber ich kann es nicht. Ich kann meine Eltern nicht einfach Nichts wissend zurücklassen. Meine Mutter und mein Vater würden krank vor Sorge werden. Alen sicher auch, meine Großeltern, vielleicht auch Freunde. Außerdem würde auch ich sie alle furchtbar vermissen."

„Du hast nur ein Leben Mal'ach."

„Ich weiß."

„Und warum machst du dann nicht das, worauf du am meisten Lust hast?"

„Ich sage ja nicht, dass ich darauf am meisten Lust hätte. Es ist eine Vorstellung. Mehr nicht. Ich habe auf vieles Lust."

„Aber es ist eine Vorstellung."

„Eine Vorstellung, in der ich mir alles super toll ausmale. Das ist nicht die Realität."

„Du bestimmst deine eigene Realität. Du allein. Du kannst sie super toll machen oder eben nicht."

„Wenn das mal so einfach wäre." Meine Mama hat vielleicht Recht. In mir steckt ein riesiger Pessimist.

„Ich kann dir helfen."

Ungläubig schaue ich ihn an, will wissen, ob er seine Worte ernst meint.

„Mir helfen? Du meinst, du willst mit mir ausbrechen?"

„Ja." Und ich erkenne, dass er die Wahrheit spricht.

Und einen Herzschlag lang will ich es wirklich. Fort von allem.

Aber –

„Ich kann nicht."

Ich sehe wie ihn meine Worte treffen. Doch dann lächelt er. „Das habe ich mir gedacht."

Er versucht nicht mich zu überzeugen.

„Ich verspreche dir Mal'ach, dass du deine Meinung noch ändern wirst. Deswegen werde ich dich nicht zwingen. Ich gebe dir die Zeit."

„Danke."


Ach übrigens. Ich habe es bisher immer vergessen zu erwähnen:
Den Namen Lucia kann man ja auf zwei Arten aussprechen:

1) Luci-aa ( also wie man den Namen Lucy ausspricht und im Anschluss noch ein A ranhängt.)

oder

2) Lut-zia

Und die Lucia in dieser Geschichte wird wie bei 1) ausgesprochen :D (wie sprecht ihr den Namen aus/oder habt es euch gedacht?)

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Where stories live. Discover now