Kater

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Als ich am Morgen erwache, fühlt sich mein Mund staubtrocken an. Gerne würde ich jetzt aufstehen und etwas trinken, doch ich fühle mich zu erschöpft, als hätte ich nicht lange genug geschlafen. Das war mein erster Gedanke an diesem Tag.
Mein zweiter gilt Jeffrey. Denn ich sehe sein Gesicht, als ich meine Augen öffne. Für einen kurzen Augenblick habe ich ihn ganz vergessen. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Was ist gestern Nacht alles passiert? Ich erinnere mich nur an Bruchstücke, einzelne Szenen, die ich erst zu einer Ganzen zusammensetzen müsste.
Meine Wange brennt bei dem Gedanken wie er mich geschlagen hat. Mein Inneres zieht sich zusammen, als ich an seine Berührungen denke. Daran denke, dass auch ich seine Nähe gesucht habe. Mein Puls beschleunigt sich bei der Erinnerung, dass er für mich da war.

Ich habe seine Nähe gesucht.
Ich war betrunken und habe seine Nähe gesucht.
Ich habe seine Nähe gesucht.
Ich –
Ich –
Wie ging es mir dabei? Müsste ich mich nicht an ein unwohles Gefühl erinnern? Wo ist diese Erinnerung hin?

Das passt alles doch gar nicht zusammen.

Überstürzt richte ich mich auf, was sich als Fehler herausstellt. Mein Schädel fängt an zu brummen, in meinen Augen spüre ich einen stechenden Schmerzen, die darauf anfangen zu tränen und eine Übelkeit kehrt in meinen Körper, die alleine schon den Gedanken an Wasser nicht für gut heißen lässt.

Wie viel habe ich gestern bitte getrunken?

Als würde es etwas bringen, drücke ich meine Finger gegen meine Schläfen und beginne den Schmerzherd in kreisenden Bewegungen zu massieren. Meine Beine presse ich eng an meinen Körper, sodass ich mein Kinn auf meine Knie abstützen kann.
„Mach, dass es aufhört. Verdammte Scheiße.", fluche ich flüsternd. Darauf drücke ich meine Nasenwurzel fest zwischen Daumen und Zeigefinger. Leicht wippe ich hin und her. Für einen Moment gibt es mir wenigstens die Illusion, dass es dadurch besser wird.
Kurz schiele ich zu der Person neben mir. Er scheint immer noch tief und fest zu schlafen.

„Okay, scheiß drauf.", stöhne ich und stehe auf. So schnell ich kann laufe ich ins Bad. Dort begebe ich mich über einen der vielen Krüge und beginne mit dem Versuch mich zu übergeben.

Solange mir schlecht ist werde ich nichts zu mir nehmen können, sei es Wasser. Aber solange ich nichts trinke, werde ich meine Kopfschmerzen auch nicht los.
Das ist doch –

Der erste Schwall meines erbrochenen kommt mir hoch. Ich fange an zu zittern und verkrampfe leicht. Der säuerliche Geruch sticht mir in der Nase, wovon mein Magen zu rumoren beginnt. Es ist gleichzeitig Qual und Erleichterung. Nach jeden Schwall fühle ich mich leichter an, aber auch schwächer. Das Zittern verstärkt sich und ich fühle mich ganz außer Atem. Nach dem vierten Mal hocke ich hechelnd davor, ich fühle mich als sei ich einen Marathon gelaufen.

Es erinnert mich daran, wie ich mit Joggen angefangen habe und ich mich bei einen meiner ersten Läufe überanstrengt habe. Als Resultat hatte ich schließlich fette Magenkrämpfe und mein Frühstück vor meinen Füßen.

„Reiß dich zusammen Lucia.", spreche ich mir zu.

„Das wollte ich dir auch gerade sagen.", höre ich hinter mit spottend. „Das ist dir nicht gerade würdig, Mal'ach."

Ich kneife meine Augen zusammen. Den Krug samt Inhalt würde ich ihn am liebsten an den Kopf schleudern. Er soll mich so nicht sehen.

„Ich dachte du schläfst."

„Das habe ich auch. Aber schon vergessen das ich regelmäßig die Augentropfen nehmen muss?"

„Nein. Natürlich nicht." Mit meinen Arm fahre ich mir über meinen Mund, wische mir mit meiner Hand die Härchen aus dem Gesicht. Erst dann wage ich einen kurzen Blick zu ihm.

Lässig steht er gegen den Türrahmen gelehnt, seine Arme vor der Brust verschränkt. Neutral sieht er mich an, wobei seine Augen leicht zusammen gekniffen sind.

„Mir war furchtbar schlecht." Habe ich das Bedürfnis mich zu verteidigen.

„Kein Wunder. So betrunken wie du gestern warst."

Hitze steigt in mir hoch. „Ich habe vorher noch nie wirklich getrunken."

„Das ist doch keine Ausrede!" Seine Stimme klingt genervt.

„Ich wollte dir nicht zur Last fallen." Meine Lippen presse ich fest zusammen. Ich habe Angst vor seiner Reaktion.

„Weißt du eigentlich, was alles passieren kann? So wie du betrunken drauf bist, hast du kaum Korntolle über dich selbst! Du wirst nie wieder trinken."

Ich schnaube, wiederspreche ihn aber nicht.

Der Schlag auf die Wange. Der Satz auf meinen Rücken. Die toten Menschen ... Scharf ziehe ich die Luft ein. Ich sollte ihn wirklich besser nicht provozieren.

„Hier." Er nähert sich mir und gibt mir etwas in die Hand. „Das sollte dir helfen." Seine Hände liegen auf meinen Schultern, während ich das Aspirin in meiner Hand anstarre. „Mach dich fertig und sorg dafür, dass es dir besser geht. Ich will dich nicht schon wieder Krank bei mir haben." Dann verschwindet auch schon der Druck von den Schultern und ich sehe ihn nach, wie er mich wieder alleine lässt.

Zwischen Schönheit und Selbstsucht (Jeff the Killer FF/ Lovestory)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora