Kapitel 127

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Helles Licht blendet mich, ich kneife meine Augen wieder zu und stöhne leise auf.
"Sam!"
Ich öffne sie wieder und blicke genau in die blauen Augen von Roman.
Ihm laufen Tränen über die Wangen und dann umarmt er mich stürmisch.
Ich bin nur verwirrt.
Was ist passiert?
Wo bin ich?
Wieso weint er?
...wieso bin ich nicht tot?
Dann fällt es mir wieder ein...ich wollte mich ja umbringen.
Und wieder hat es nicht geklappt, ich bin so eine Versagerin.

Mittlererweile hat Roman sich von mir gelöst und sich neben mich aufs Bett gesetzt.
"Willst du was trinken?", fragt er, worauf ich nur nicke.
Nach einem Glas Wasser schließe ich kurz erschöpft die Augen.
Ich merke, wie Roman meine Hand nimmt und sehe ihn wieder an.
Er sieht mich traurig an.
"Wieso hast du das getan...", haucht er. Und ich habe noch nie diesen Blick bei ihm gesehen.
So verletzt.
"Weil ich das kämpfen so satt bin.", presse ich heraus, weil ich merke, wie die Tränen sich in meinen Augen sammeln.
"Du...du hast es also ernst gemeint. Du wolltest sterben? Mich alleine lassen?"
"Ja, ich meine es ernst wenn ich sage, dass ich nicht mehr Leben will."
Roman sieht mich verletzt an.
"Warum...?"
"Weil du verdammt nochmal nicht weißt, wie ich mich fühle! Das weiß niemand von euch. Wie ihr alle immer tut, als wüsstet ihr, was in mir vorgeht. Was meine Narben bedeuten. Meine Narben erzählen von Dingen, von denen ihr gar nichts versteht!! Ich will nicht mehr leben nicht aus trotz, sondern weil ich nicht mehr kann! Ich bin müde! Müde vom ewigen Kampf gegen mich selbst...gegen meinen Selbsthass. Ich kann nicht mehr diese Stimmen hören die mir dauern sagen, dass ich den nächst besten scharfen Gegenstand nehmen soll und mir die Arme aufschlitzen soll! Ich kann nicht mehr Roman, verstehst du nicht??, weine ich und schluchze laut auf, als Roman seine Arme um mich legt.
Zitternd klammere ich mich an ihm fest und vergrabe meinen Kopf in seinem Shirt.

Lange sitzen wir so da und ich heule mir alle Gefühle raus, die in den letzten Monaten versteckt in mir waren.
Irgendwann hören die Tränen auf zu fließen und das einzige, dass ich noch höre, ist Romans schneller Herzschlag.
"Wann werd ich den Schmerz los?"
Er streicht mir über die Haare, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und sieht mir dann in die verheulten Augen.
"Bald. Ich verspreche es dir. Und diesmal, werde ich alles dafür tun, dass du wieder gesund wirst, dein Leben liebst und alles so wird wie es mal war."
Ich sehe Roman lange an.
"Ich habe dich gar nicht verdient", murmele ich und blicke auf meine Arme,"du hast ein Mädchen verdient, die dir keine Sorgen bereitet, sich ritzt oder schwach ist. Du-"
"Hör auf!", geht mir Roman mit ruhiger Stimme dazwischen.
"Du bist alles was ich will. Ich will niemand anderen, um den ich mich Sorge. Und auch, wenn du das ein oder andere Problem hast, dann schaffen wir das, gemeinsam. Ja? Das geht alles vorbei."
Ich nicke.
"Das geht vorbei...doch was ist, wenn nicht? Was ist, wenn alles so bleibt wie es ist?"
Er lächelt mich sanft an.
"Das wird es nicht. Glaub mir."

Und ich glaube ihm.

Narben bleiben für immerWhere stories live. Discover now