Kapitel 60

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„PAPA, ICH GEH LOS! BIS SPÄTER."
Ich schnappe mir noch schnell meinen Schlüssel, bevor ich das Haus verlasse.
Was gibt es schöneres als ein Montagmorgen?
Ich atme die kühle Morgenluft tief ein und schlendere ausnahmsweise zur U-Bahnstation, da ich pünktlich bin.

Vor der Schule wartet schon Alex auf mich.
„Hallöchen meine Hübsche.
Geht es dir wirklich gut? Du warst am Freitag schon wieder nicht in der Schule, langsam mich ich mir ernsthaft Gedanken."
Ich nicke verständnisvoll.
„Keine Sorge, mir geht es gut! Ab jetzt komme ich wieder regelmäßig, ich kann dich in dem Saftladen doch nicht alleine lassen!"
Er schnaubt erschöpft auf.
„Da hast du Recht, ohne dich halte ich das hier nicht aus."
Alex mustert mich kurz.
„Du siehst heute außerdem Hammer aus! Wäre ich nicht schwul würde ich mich direkt an dich ranmachen."
Ich lächle verlegen.
„Danke dir, wir wären bestimmt ein süßes Paar.
Na, wie war dein Wochenende?"
Auf Alex's Lippen bildet sich ein strahlendes Lächeln.
„Es was toll! Ich hab was mit Rick unternommen, wir verstehen uns wirklich gut."
Ich glaube mein Frühstück kommt hoch, wenn ich diesen Namen schon höre, Rick, wird mir übel.
Warum steht Alex nur auf so ein Arsch.
„Weiß er mittlerweile, dass du schwul bist?"
Alex schüttelt traurig den Kopf.
„Ich traue mich nicht, es ihm zu sagen. Lieber halte ich meine Gefühle geheim und genieße einfach unsere gemeinsame Zeit."
Ich schließe meine Arme um Alex und drücke ihn fest.
Er ist so ein herzensguter Mensch.
„Du bist perfekt so wie du bist, sag es ihm und wenn er es nicht akzeptiert, dann hat er dich nicht verdient!"
Der Kerl hat dich so oder so nicht verdient, dieses Arschloch, aber was will man machen, er steht halt auf ihn.
Er lächelt glücklich.
„Danke Alice, du bist die Beste."
Ich zucke beiläufig mit den Schultern.
„Das ist nur die Wahrheit! Lass uns rein gehen, sonst kommen wir noch zu spät."
Alex nickt zustimmend.

Warum zur Hölle hätte ich nicht Zeitverschiebung als Kraft haben können?!?!
Ich habe das Gefühl, die ersten zwei Stunden vergehen heute noch langsamer als sonst.
Ich würde mit meinen Kräften einfach die Zeit vordrehen und dann hätte sich das Problem gelöst.

Mit meinen Fähigkeiten kann ich nur den Lehrer umnieten..
Und das wäre vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben.

Nach einer weitern elendig langsam vergehenden halben Stunde klingelt es endlich zur Pause.
Woraufhin alle Schüler aus dem Klassenzimmer stürmen, denen ging es anscheinend ähnlich wie mir.
„Alex ich muss kurz zu meinem Spind mein Essen holen, wollen wir uns draußen treffen?"
„Geht klar. Treffen wir uns an der Mauer, wie immer?"
Ich nicke und fange an mich durch den überfüllten Gang zu schlagen.

An meinem Spind angekommen suche ich darin nach meine Brotdose und dem Mathebuch, für die nächste Stunde.
Im Gang wird das sonst so angeregte Gerede urplötzlich zu leisem Geflüster und Getuschel.
Neben mir höre ich zwei Mädchen sagen:
„Der ist ja so unverschämt heiß, eine Verschwendung, dass er nur Lehrer geworden ist, aber andererseits gut für uns!"
„Das stimmt, sein Gesicht ist einfach perfekt und dann noch dieser Körper dazu."
Ich drehe mich in die Richtung, in die jeder starrt.
Luzifer, wer hätte es gedacht.
Er läuft mittig durch den Gang mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.
Wahrscheinlich hört er, die ganzen Schwärmereien der Mädchen.
Zu viel Komplimente sind glaube ich nicht gut für sein Ego, dass besitzt eh schon ein eigenes Universum!
Ich grinse, dass muss ich doch mal etwas dagegen unternehmen.
„Früher war der aber dünner, oder?"
Ich nuschle diesen Satz so leise, dass nicht mal die zwei Mädchen neben mir es hören, aber angesichts von Luzifers Gesichtsausdruck hat er es offenbar gehört.
Ich verstelle meine Stimme ein wenig.
„Bekommt er da schon graue Harre?"
„Arroganter Arsch."
Sein Blick verdunkelt sich.
Sonst spricht oder denkt kein Mensch so über ihn.
Auch wenn man nicht weiß, dass er der Teufel ist, hat er eine Art von natürlicher Autorität oder ist es einfach unwiderstehliches Charisma?
Er wickelt jeden um den Finger.
„Sein Körper ist ja ganz Ok, aber das Gesicht zerstört es dann, schau dir mal die Nase an."
Luzifer erreicht mich, wobei er immer genervter aussieht, ich tue so, als würde ich beschäftigt in meinem Spind kramen.
Ich muss mir ein Lachen verkneifen.
„Wir müssen reden."
Ich setzte ein Zuckersüßes Lächeln auf, jetzt noch Salz in die Wunde streuen.
„Guten Morgen Mr. White,
Geht es Ihnen gut?
Sie sehen alles andere als Fit aus."
Sage ich möglichst besorgt.
Sein Blick verdunkelt sich weiter.
„Komm einfach mit Alice, wie du siehst bin ich genervt."
„Zu Befehl, Mr. White."
Ich laufe ihm schweigend nach, in sein Büro am gefühlten anderen Ende der Schule.
Er schließt leise die Türe nach meinem Eintreten und lässt sich danach in seinen großen Bürostuhl fallen.
„Worüber willst du reden?"
„Hast du unsere Einladung erhalten?"
Ich versuche mein strahlen zu unterdrücken und erwidere, schon fast beiläufig:
„Ja, danke dafür, ich würde liebend gerne kommen."
Ich glaube meine Wangen werden leicht rot, wodurch sich seine Laune anscheinend bessert.
„Ich hätte nichts anderes Akzeptiert."
War ja klar, dass sowas kommt, ein ‚freut mich' hätte es auch getan.

„Unter diesen besonderen Umstände haben wir beschlossen, dir einige Tanzstunden davor zu geben,
damit das keine komplette Blamage wird."
Den letzten Teil ergänzt er nur leise.
Arsch.

„Ich kann tanzen."
Er grinst.
„Daran zweifle ich keine Sekunde, die Frage ist nur, ob das die Art zu tanzen ist, die auf solchen Bällen angebracht ist."
Ich hebe abschätzend eine Augenbraue.
„Treib es nicht zu weit, Freundchen."
Sein grinsen wird breiter.
„Wie auch immer, ich hole dich nach der Schule von Zuhause ab, am
Besten du nimmst dir hohe Schule oder ähnliches mit."
Ich nicke.
„Ich muss los, den Rest können wir nachher klären, ich hab eine Verabredung."
Ich drehe mich zum Gehen herum und erreiche die Türe, als er meinem Namen ruft.
„Alice."
Ich wende mich zu ihm herum.
„Ja?"
Er wirkt verunsichert.
„Findest du, dass ich zugenommen hab?"

Nicht.

Die.

Beherrschung.

Verlieren.

Sture Lächeln und winken.
Ich lege möglichst gespielt meine Stirn in Falten.
„Luzifer, Darling. Vielleicht ein Kilo, oder auch drei, aber mach dir keine Sorgen, die pummeligen Wangen stehen dir außerordentlich gut."
Sein Blick ist preiswert.
Ich winke ihm zum Abschluss nochmal nett zu.
„Bis später."
Ergänze ich zuckersüß, bevor ich den Raum verlasse, wobei ich mir nach dem schleissen der Türe ein leises kichern nicht mehr verkneifen kann.

Hello Devil, nice to meet you!  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt