Kapitel 96

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Hallo meine lieben Leserinnen und Leser, ich hoffe ihr und eure Lieben seid alle gesund. Ich denke euch geht es wie mir und ihr verbringt viel Zeit zuhause. In einer Situation wie dieser ist es wichtig solidarisch zusammenzustehen, auch wenn das Einschränkungen mit sich bringt, die uns nicht sonderlich gut gefallen.
Doch die Ausgangssperre hat zu folge, dass ich enorm viel Zeit habe und mich damit auch vermehrt meinen Hobbys zuwenden kann.
Von daher gib es ein neues Kapitel. Wenn jemand von euch gerne mal reden würde oder einfach fragen an mich hat, dann schriebt mir gerne, ich habe viel Zeit zum Antworten. 😌
In diesem Sinne, Los geht's!
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„Essen ist fertig!", ruft mein Dad aus der Küche.
Jonathan und ich decken schnell den Tisch, während Dad einen sehr gut riechenden Nudelauflauf aus dem Backofen nimmt.
„Das riecht köstlich.", sage ich und drücke ihm beim Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange.
„Danke mein Schatz. Setzen wir uns besser. Nicht, dass er noch kalt wird."
Wir nehmen Platz und ich schaufle jedem eine große Portion auf den Teller.
„Das sieht sehr gut aus, William."
„Danke Jonathan, ich hoffe es schmeckt dir." Wir essen eine Weile schweigend vor uns hin , bis ich die Stille unterbreche.
„Dad, wussten unsere Eltern, dass sie Zwillinge erwarten?"
„Nicht, dass ich wüsste, aber vielleicht haben die beiden es auch einfach nicht erwähnt. Die Zeit vor und vor allem nach der Geburt war sehr.. chaotisch. Die Hauptsache ist doch, dass es euch gut geht und ihr euch endlich gefunden habt."
Jonathan und meine Blicke treffen sich und wir nicken beide zustimmend. Wir haben wirklich Glück, uns gefunden zu haben, das stimmt.
Der Abend vergeht wie im Fluge. Während des Essens fängt Dad an, irgendwelche peinlichen Geschichten aus meiner Kindheit zu erzählen, die er zu meinem Leid auch noch mit Kinderbildern ausschmückt. Bis tief in die Nacht stöbern wir gemeinsam durch alte Fotoalben, wobei mein Dad sich wohl vorgenommen hat, Jonathan jedes Detail meines Lebens zu erzählen. „Dad, bitte nicht noch eine Geschichte. Hast du mich nicht genug erniedrigt für einen Tag?" „Keine Sorge, für heute langt es wirklich. Ich hab morgen früh ein Meeting, ich geh wohl besser schlafen."
Er steht auf und Jonathan erhebt sich ebenfalls. „Danke William, für den schönen Abend und das leckere Essen. Ich bin gespannt auf weitere Geschichten über Alice."
Mein Dad lächelt ihn freundlich an und umarmt ihn kurz.
„Jonathan, du bist ein guter Junge. Eure Eltern wären stolz auf dich. Passt immer gut aufeinander auf."
„Danke. Es bedeutet mir viel, dass du das sagst.", erwidert er, mit leicht erröteten Wangen.
„Gute Nacht ihr zwei." Mit diesen Worten verabschiedet er sich und geht nach oben.

„Nachdem ich so viel über dich, weiß fühlt es sich fast so an, als würden wir uns eine Ewigkeit kennen."
„Das kannst du laut sagen. Jetzt bist du dran, erzähl mir etwas über dich."
„Bei mir gibt's nicht viel zu wissen. Ich war als Junge eher schmächtig." „Was du nicht sagst; das kann ich mir gar nicht vorstellen, wo du doch jetzt nur so mit Muskeln prahlst."
„Haha, die Ironie kannst du dir sparen. Mit fünf Jahren hatte ich einen schweren Unfall und danach hab ich lange gebraucht, um mich zu erholen."
„Was ist passiert?" „Das Haus, in dem ich wohnte, ist abgebrannt. Es war grauenvoll, alles wurde zerstört. Ich.." Seine Stimme bricht und ich lege ihm meinen Arm um die Schulter. „Ich konnte nicht rechtzeitig fliehen. Ich erlitt starke Verbrennungen an meinen Armen, aber das Schlimmste war mein Rücken.. die Schmerzen waren unerträglich. Es hat Monate gedauert, bis ich mich erholt hatte und das trotz schneller Heilung durch unser übernatürliches Blut." Ich drücke ihn fest an mich. „Jonathan, es tut mir so leid, ich.." „Keine Sorge, es ist nicht deine Schuld." „Aber ich hätte für dich da sein müssen.", erwiderte ich und drücke ihn noch fester. „Es ist vorbei und meine Wunden sind schon lange verheilt." Doch seine Augen sprechen andere Worte. Allein die Erinnerung scheint ihm zu schmerzen, als würde er noch heute mit den Folgen kämpfen. „Wurden noch andere bei dem Brand verletzt?" „Nein, zum Glück nicht. Wir sind umgezogen und irgendwann ist wieder Normalität eingekehrt. Weißt du, was mich durch all die schlechten Zeiten gebracht hat? Der Gedanke an dich und dass ich dich irgendwann finden werde und wir eine Familie sein werden." Sachte streiche ich ihm über den Kopf. „Verdammt, das hast du. Zum Glück, immerhin bin ich doch deine bessere Hälfte." Ein Grinsen schleicht sich auf seine Lippen und vertreibt endlich seinen besorgten Ausdruck.
„Komm her, Schwesterchen." Mit diesen Worten zieht er mich in eine Umarmung. Nachdem wir uns kurz umarmt haben, lässt er mich wieder los. „Ich sollte gehen. Es wird spät. Sehen wir uns demnächst?" „Gerne. Mein Dad freut sich bestimmt auch, dich öfter zu sehen. Ihr zwei versteht euch ja offensichtlich blendend." „Hoffentlich zeigt er noch mehr Bilder von dir als Baby. In Windeln und Lätzchen sahst du unsagbar süß aus."
„Jaja, schon klar." Ich begleite ihn noch zur Tür. „Komm gut heim, wir sehen uns." „Ciao, schlaf gut." Ich schließe die Tür hinter ihm und räume noch kurz unsere Gläser in die Spülmaschine, bevor ich in mein Zimmer gehe. Als ich endlich im Bett liege, lässt mich der Gedanke über Jonathan einfach nicht los. Er alleine in einem brennenden Haus, ohne Hoffnung.
Luzifer hatte recht; ich weiß nichts über Jonathan, noch nicht zumindest. Aber das wird sich ändern, denn wir sind eine Familie und ich wäre verdammt blöd, mir das entgehen zu lassen. Ab jetzt sind wir füreinander da, komme was wolle.

Hello Devil, nice to meet you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt