Kapitel 119

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Hätte ich darauf wetten müssen, dann wäre ich sicher gewesen, dass Luzifer am nächsten Morgen verschwunden ist und ich in einem kalten und leeren Bett aufwache. Die einzigen Erinnerungen an die wilde Nacht wären nur noch strubbeliges Haar und ein wohltuendes Kribbeln zwischen den Beinen. Doch es scheint, als kenne ich Luzifer schlechter als gedacht. Denn anstatt alleine in der Kälte aufzuwachen, liege ich fest gedrückt an seiner starken und warmen Brust. Schlafen gefallene Engel überhaupt oder liegt er seit Stunden wach neben mir? Bei dem Gedanken muss ich schmunzeln und kuschle mich noch etwas näher an Luzifer heran. Sein Arm legt sich noch enger um mich und es fühlt sich verdammt richtig an. Als wäre das hier genau der Ort, wo ich sein soll.

Ich spüre einen sanften Lufthauch auf meinem Kopf und dann eine leichte Berührung auf meinem Scheitel, die sich nach einem flüchtigen Kuss angefühlt hat. "Guten Morgen, meine Schöne." Ein unwillkürliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. "Guten Morgen, mein Schöner." Ich löse mich etwas aus seiner Umarmung, damit ich zu ihm aufschauen kann. Sein Haar ist noch zerzauster als sonst. Diese wunderschön blauen Augen. Ich wusste schon am ersten Tag, dass die mein Untergang sein werden.

Luzifer mustert mich ebenso eindringlich. "Woran denkst du?", fragt er sanft. "Daran, dass ich schon am ersten Tag wusste, dass du mein Untergang sein wirst. Mit deinen unverschämt schönen Augen und diesen perfekten Haaren." Er grinst in seiner typisch neckischen Art. "Als ich dich das erste Mal gesehen habe, waren meine Gedanken alles andere als anständig, und ich habe direkt an all die schönen Dinge gedacht, die wir gestern Nacht gemacht haben." Er grinst verwegen und umfasst meinen Arsch mit seiner Hand. "Und an so viele mehr. Dein Haar sieht aus wie das einer Göttin, die Augen wie eine Kriegerin und der Körper einer Verführerin. Du hattest mich schon, bevor dein Verstand so scharf wie ein Messer dazu kam." Ein Grinsen umspielt meine Lippen. "Na dann haben sich wohl beide unserer Vermutungen bewahrheitet." Er legt seine Hand auf meine Wange und zieht mich sacht auf seinen Oberkörper. "Und ich hoffe, dass es wieder und wieder und wieder so kommen wird." Unsere Lippen treffen sich stürmisch. Der Mann raubt mir jeden klaren Gedanken. Ich spüre, wie sein Schwanz unter mir langsam hart wird. "Ich hoffe vor allem, dass du wieder kommst. Auf meinem Schwanz, genau wie gestern. Damit ich fühle, wie sich deine Muskeln um mich zusammenziehen, während du mit deinem verdammt süßen Mund wunderbar stöhnst." Ich fahre mit meinen Fingern spielerisch an seinem Oberkörper entlang und langsam Richtung seinem harten Schwanz. "Wie wäre es dann, wenn wir es..." Noch bevor ich ausreden kann, reißt mich ein enorm lautes Geräusch aus unserem kleinen Vorspiel, und ich zucke zusammen. Verdammt, was geht denn hier ab?!
"Luzifer!" Ich erkenne sofort Satans atemlose und aufgeregte Stimme. Das ist kein gutes Zeichen. Dieser Mann ist sonst immer die Ruhe in Person, mir war nicht mal bewusst, dass er anders sein kann. "Luzifer, es ist wichtig. Wir werden angegriffen."

Bei den Worten zieht sich alles in mir zusammen. Fuck. Zwar arbeite ich seit Wochen auf diesen Tag hin, und in meiner Wut habe ich darauf gehofft, dass es endlich soweit ist. Aber jetzt, wo der Tag der Abrechnung da ist, fühle ich mich alles andere als bereit. Während mir vermutlich jegliche Farbe aus dem Gesicht weicht, verdunkelt sich Luzifers Aura sofort. Seine Augen sind tiefschwarz, und ich kann keinerlei Unterschiede zwischen Iris und Pupille mehr sehen. Ein bestialisches Grinsen formt sich auf seinen sonst so schönen Lippen. Er ist nicht umsonst der König der Hölle. Wie sagt man so schön, von nix kommt nix. "Dann ist es endlich soweit, brennen wir sie alle nieder. Die Hölle gehört mir, und wenn auch nur einer daran zweifelt, wird er heute sterben." Wir haben uns irgendwie simultan vom Bett erhoben, und Luzifer legt bestimmend seine Hände auf meine Schultern.

"Du bleibst hier. Ich kann keine Ablenkung auf dem Schlachtfeld gebrauchen." Er klingt dabei so bestimmend, dass fast kein Raum für Widerspruch bleibt. Erst wollte ich nur stumm nicken, bis ich, über mich selbst verwundert, meine Stimme wiederfinde. "Ich werde kämpfen. Du kannst mich nicht davon abhalten." Meine Stimme ist fest, und meine Augen bohren sich in seine. Er zieht gerade ein Bettlaken vom Bett und wickelt mich darin ein. "Deine Wut und dein Bedürfnis nach Rache haben auf dem Schlachtfeld nichts zu suchen. Du wirst unvorsichtig und angreifbar. So passieren schnell Fehler. Fehler, die dir am Ende das Leben kosten. Lass mich das übernehmen. Am Ende zählt nur, dass er nicht mehr existiert."
Luzifer wartet meine Antwort nicht ab und wendet sich der Tür zu. Diese öffnet er, während er selbst noch komplett nackt ist und ich nur in ein Laken eingewickelt. Satan scheint das nicht zu irritieren, als er den Raum betritt. Auch meine Anwesenheit lässt er komplett links liegen. Nein, schlimmer, er schaut mir nicht mal in die Augen.

Kurz überlege ich, was wohl die beste Option ist, um meinen Willen durchzusetzen. Ich entscheide mich dafür, dass eine Diskussion an dieser Stelle keinen Sinn ergibt. Wir alle haben Wichtigeres zu tun.
Soll er mir doch Befehle erteilen, hat ja keiner gesagt, dass ich mich auch daran halte.
"Wie ist die Lage?", fragt Luzifer ernst. "Es gibt erste Angriffe in den Außenbezirken. Wir haben eine erste Barrikade auf der offenen Ebene zwischen den Bezirken errichtet. Die Armeen formatieren sich. Beide." Luzifer nickt zufrieden. Engel und Dämonen kämpfen Seite an Seite. Ein historischer Moment.
"Dann wird es Zeit, dass wir in den Krieg ziehen." Luzifer wendet sich wieder mir zu. Sein Blick wird weicher. "Ich bitte dich, Alice, bleib im Schloss. Hier bist du sicher, um den Rest kümmere ich mich. Ich werde Jonathan rächen."

Um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen, nicke ich einfach kurz. Dann schließe ich die Distanz zwischen uns und lege meine Lippen sacht auf seine. Luzifer erwidert und vertieft den Kuss sofort und zieht mich eng an sich. "Pass auf dich auf", sage ich leise. "Keine Sorge, meine Königin, ich komme zurück. Wenn jemand über dieses verdammte Drecksloch herrscht, dann bin ich das." Wir halten uns noch einen Moment in den Armen, bevor wir uns voneinander lösen.
"Geh auf dein Zimmer und bleib da." Luzifer dreht sich herum und deutet auf zwei Wachen. "Bringt sie in ihr Zimmer." Er pausiert kurz und wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. "Und schaut, dass sie dort bleibt."
Ich unterdrücke ein Schnauben. Er meint doch nicht, dass er mich einsperren kann. Dann hat er mich in den letzten Monaten schlecht kennengelernt. Und doch kann ich ihm fast nicht böse sein, wenn ihm die Sorge so tief ins Gesicht geschrieben ist. Er sorgt sich aufrichtig um mich. Und ich kann seine Gefühle verstehen, denn bei dem Gedanken, wie er auf dem Schlachtfeld kämpft, ziehen sich auch bei mir alle Organe zusammen.
Unsere Blicke bleiben ernst kurz verschränkt, und ich sehe die Bitte in seinem Gesicht geschrieben. Fast als würde er mich anflehen, auf seine Worte zu hören und in Sicherheit zu bleiben.

Luzifer wendet sich ab und stürmt in sein Bad, ohne mir einen weiteren Blick zuzuwerfen. Was Satan und mich alleine in dem großen Raum zurücklässt. Sein Blick wird weich, als er endlich meinen trifft. "Pass auf dich auf", sage ich und schließe ihn in eine feste Umarmung. "Du auch auf dich. Ich weiß, wir werden uns auf dem Schlachtfeld sehen. Luzifer mag dir zwar glauben, weil er hofft, dass du vernünftig bist. Aber ich weiß es besser. Vernunft gehört beim besten Willen nicht zu deinen Vorzeigeeigenschaften." Ich grinse ihn frech an.
"Na dann, sagen wir doch einfach bis später. Ich werde ein Auge auf dich haben." Er grinst auch. "Es wird mir eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen, Alice." Ich nicke ihm zum Abschied zu und wende mich zum Gehen.

Es wird Zeit, mich für den Krieg zu wappnen.

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It's going down!
Wird endlich mal Zeit das hier zu Ende zu bringen. Daher geht's es jetzt von der Handlung etwas flotter voran.

Eine Frage: wie hab ich nochmal ihre Flügel beschrieben? Kann es nicht mehr finden.. oder hab ich die noch gar nicht beschrieben?

Danke vorab!!

Katharano

Hello Devil, nice to meet you!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt