Kapitel 68

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Ich betrete den Saal mit großen Schritten, bedacht darauf, meinen Kopf schön erhoben zu halten und leicht zu lächeln. Vor mir erstreckt sich ein langer, roter Teppich durch den Saal, der vor einer leicht erhöhten Tafel mit vier prachtvollen Stühlen darum endet. Wer da sitzen wird, kann ich mir schon denken, aber nur so viel: Ich werde es sicherlich nicht sein. Auf der linken Seite ist eine riesige Fensterfront mit einer anschließenden Terrasse, die von Lichterketten und Fackeln erhellt wird. Während links des Teppichs die Tanzfläche ist und das große Orchester platziert wurde, stehen rechts runde Tische, die aufwändig geschmückt sind. Zu meiner Rechten erstreckt sich ein riesiges Buffet entlang der Wand. Auf das ich gerade zielsicher zusteuere. Wohin auch sonst? Mein Magen knurrt schon die ganze Zeit über. Ich schaufle mir verschiedene Häppchen auf einen Teller, schnappe mir noch ein Glas mit einer honigfarbenen Flüssigkeit und stelle mich - leicht abseits der Menge - vor die Fensterfront an einen der Stehtische, die überall im Saal verteilt sind. Erstmal etwas essen! Das Essen ist fabelhaft, wobei ich dank meiner Aufregung nicht allzu viel herunter bekomme. Das Getränk ist im Gegenzug dazu schon leer; ich habe zwar keine Ahnung, was es ist, aber es schmeckt himmlisch! Nicht zu süß, aber süß genug, mit einer leicht herben Note, einfach köstlich. Ich lasse meinen Blick durch die Menge schweifen. Noch immer starren mich Leute an, wobei keiner davon Anstalten macht, mich anzusprechen. Ich kann ihre Blicke nicht immer deuten, von manchen eindeutig Neid, während andere interessiert, wenn nicht gar bewundernd wirken. Während ich in eine exotische Frucht beisse, wird es plötzlich mucksmäuschenstill im Saal und auch die Musik hört auf zu spielen. Was ist denn jetzt los? Das Geräusch von hunderten Kleidern, die gleichzeitig rascheln, durchfährt den Raum. Noch bevor ich realisiere, was hier los ist, verbeugt sich die ganze Gesellschaft tief in Richtung des Eingangs. Dort betreten vier maskierte Männer den Saal. Dass es sich hierbei offensichtlich um die Könige der Hölle handelt, erkennt man nicht nur an ihren Kronen, die die Häupter zieren, sondern auch an der unglaublichen Aura jedes Einzelnen. Mein Blick trifft den von Satan und erst jetzt löse ich mich aus meine Starre und mache eine tiefe Verbeugung. Als Letzte im vollen Saal. Was ein Witz. Den Schritten nach zur urteilen, laufen die Vier gerade durch den Saal und steuern auf ihre Tafel zu. Nach kurzer Zeit und noch immer Totenstille erhebe ich meinen Kopf, wobei ich weiter gebückt bleibe. Meine Augen treffen die von Luzifer, der nur leicht die Stirn runzelt, sich sonst aber nichts anmerken lässt. Ich schnaube leicht aus, verziehe meinen Mund zu einem einseitigen Lächeln und wende meinem Blick wieder dem Boden zu, während ich mich noch tiefer bücke. Nach einiger Zeit tönt Luzifers Stimme fest und laut durch den Saal. Er erlaubt dem Volk, sich zu erheben und setzt dann zu einer Begrüßungsrede an, bei der ich aber nicht wirklich zuhöre, da ich Eligor in der Menge entdecke. Umgeben von unzähligen Frauen, wobei, etwas anderes habe ich nicht erwartet. Da die meisten Masken nur die Augenpartie verdecken, ist es ein Leichtes gewesen, ihn zu erkennen. Ich steuere unauffällig auf ihn zu und schiebe mich durch die Menge. Mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen eine schönen Abend, amüsieren Sie sich gut. Genießen wir gemeinsam diese Nacht und machen dies zu einem unvergesslichen Fest! Musik bitte.",beendet Luzifer seine Rede. Die Menge bricht in tosenden Beifall aus und sofort ertönen fröhliche, weiche Klänge des Orchesters. Die Menschen um mich herum, die gerade noch so schön still standen, fangen an, sich in jegliche Richtungen zu bewegen. Manche strömen auf die Tanzfläche, andere zum Buffet. Und schneller als ich schauen kann, verliere ich Eligor aus dem Blick. Na super. Also schlendere auch ich erneut zum Buffet, wobei ich mir nur ein weiteres Glas dieses unglaublichen Getränks hole. Ich setzte das Glas an und nehme einen großen Schluck, bis es mir sachte aus der Hand genommen wird. „Na, na, immer langsam meine Hübsche; nicht, dass du gleich betrunken bist." Es ist Eligor, der lächelnd vor mir steht. „Gott sei dank, ich bin froh dich zu sehen. Ach, sag bloß da ist Alkohol drin? Kein Wunder, dass es mir dann schmeckt." Er nickt. „Und zwar nicht gerade wenig, aber warum halte ich dich überhaupt ab, trink ruhig. Ich begleite dich nachher liebend gerne in dein Schlafzimmer." Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken und nehme mein Glas wieder entgegen. „Alice, du siehst bezaubernd aus, die hübscheste Frau weit und breit." Ich nicke leicht. „Ich danke dir, Eligor. Du siehst auch nicht schlecht aus." Bei diesem Satz ziehe ich eine Augenbraue anzüglich nach oben und trinke provokativ einen weitern Schluck aus meinem Glas. Ich höre ein hohes Räuspern hinter Eligor. Der verdreht daraufhin nur genervt seine Augen und fragt, ohne sich überhaupt herumzudrehen: „Ja bitte, Jessica, wie kann ich dir helfen?" „Tanz mit mir, Eligor." Ich lache leise, da das schlichtweg keine Frage, sondern eine Aufforderung war. Hinter Eligor kommt ein zierliches Mädchen hervor, höchstens 13 oder 14 Jahre alt, und stellt sich mit verschränkten Armen vor der Brust neben ihn. Sie trägt ein aus tausenden Tüll-Lagen bestehendes, pinkes Kleid. „Siehst du nicht, dass ich mich gerade unterhalte?" „Eligor, ich sag es meinem Vater, wenn du nicht sofort mit mir den Eröffnungstanz tanzt." Er schnaubt genervt auf. „Alice, du entschuldigst mich, ich bin gleich wieder da." Ich lege irritiert die Stirn in Falten. Wieso hört Eligor auf die kleine Göre? Ich nicke schnell. „Bis gleich." Dann hakt sich das Mädchen bei ihm unter, wirft mir noch einen bösen Blick zu und geht mit der einzigen Person, die ich hier kenne, weg. Hier steh ich also, mitten in einem riesigen Ballsaal, umgeben von wunderschönen Violinenklängen. Ich kann mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen; wie perfekt dieser Moment doch wäre, wäre das hier nicht ausgerechnet die Hölle und wäre ich nicht ausschließlich von Dämonen und Teufeln umgeben, die mich alle anstarren. Aber dennoch, diesen Moment werde ich nie vergessen, der erste Schritt in mein neues Leben. In ein Leben voller Abenteuer und einer gewaltigen Aufgabe, dessen Lösung mir leider noch unschlüssig ist. Ich schaue an mir herunter und bewundere mein atemberaubendes Kleid, dessen Wert ich nicht einmal zu schätzen vermag. Ich denke, an das Leben kann ich mich gewöhnen, zumindest an den damit verbundenen Luxus. Dieses Mal höre ich hinter mir ein leises Räuspern. „Alice, darf ich um diesen Tanz bitten?" Seine tiefe Stimme lässt mir kurz einen Schauer über den Rücken laufen. Ich drehe mich, untermalt mit den leisen Geräuschen meines Kleides, zu ihm herum. Auch mit Maske erkenne ich sofort, wer vor mir steht. Seine unglaubliche Ausstrahlung kann nicht durch die schwarz glitzernde Maske in seinem Gesicht überdeckt werden. Das Gegenteil ist eher der Fall, denn er wirkt dadurch nur noch mysteriöser und mächtiger als sonst. „Wie könnte ich denn da ‚Nein' sagen?" Seine Lippen umspielt ein amüsiertes Lächeln, während er mir seinen Arm hinhält, um mich in die Saalmitte und damit auf die Tanzfläche zu führen. Durch die uns umgebende Menge geht ein leises Raunen. Ich lege meine Hand möglichst elegant in seinen gebeugten Arm. „Dann zeigen wir ihnen mal, wie das richtig geht."
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Ein riesengroßer Dank geht raus an
BurningStage
Dafür, dass sie meine Kapitel korrigiert!
Also wenn ihr ab jetzt Fehler findet, reist ihr den Kopf ab, nicht mehr mir!
Ne, Spaß. 😂🤨
Bleibt weiterhin anständig.
Hoffe, dass Kapitel gefällt euch.

Eure Katharano!

Hello Devil, nice to meet you!  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt