Kapitel 82

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„Bereit?"
Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich ihm nicht mal zuhöre.
„Ähm, bitte was?"
Er grinst leicht.
„Ob du bereit bist, habe ich gefragt."
„Klar, natürlich, lass uns gehen."
Ich spüre, wie meine Wangen vor Verlegenheit leicht erröten.

Kurze Zeit später stehen wir noch immer aneinander gepresst in meinem chaotischen Zimmer.
Ich streife mir meine Schuhe ab und ziehe meinen Pulli aus.
Luzifer schaut sich interessiert um. Hat er schon immer so eine schöne Kieferkontur?
Ich sollte aufhören, an ihn zu denken; ich verhalte mich schon wie eine Gehirnamputierte.
„Woran denkst du denn so konzentriert?"
Ich trete einige Schritte von ihm zurück und mache eine abwinkende Handbewegung, die wahrscheinlich lächerlich aussieht.
Ich atme kurz tief durch.
Alice, beruhige dich endlich wieder.
„An nix bestimmtes. Und du so?"
Am liebsten hätte ich mir mit der ausgestreckten Hand auf die Stirn geschlagen.
Ob ich eigentlich dumm bin?
Er lacht erneut.
„Geht es dir wirklich gut?"
"Ja, alles tipptopp."
Jetzt kann ich mir selbst ein Grinsen nicht verkneifen. Langsam gewinne ich wieder meinen Verstand zurück, nachdem mir vor nicht allzu langer Zeit klar geworden ist, dass ich wahrscheinlich auf den Teufel stehe.
„Wie dem auch sei, ich muss jetzt lernen. Du solltest wohl besser gehen."
Er nickt kurz.
„Sehen wir uns morgen?"
Ich wollte gerade begeistert zustimmen, als mir das Treffen mit Gabriel einfällt.
„Wohl eher nicht, ich bin schon verabredet."
Er zieht interessiert eine Augenbraue nach oben.
„Ach wirklich? Mit wem denn?"
Ich tippel verlegen auf einer Stelle herum, da ich weiß, dass ihm meine Antwort nicht gefallen wird.
„Gabriel hat mir angeboten, mir mit meinen Kräften behilflich zu sein."
Er verzieht seinen Mund zu einem schiefen Grinsen, was jedoch seine Abneigung gegenüber dem Plan nicht verdeckt.
„Wie überaus nett von ihm."
Er kommt auf mich zu und bleibt nur ein Stück vor mir stehen.
„Na, dann wünsche ich euch zwei natürlich viel Spaß."
Seine Gesichtszüge sehen kurz älter und müder aus als sonst.
Er scheint schlichtweg erschöpft zu sein.

Erst jetzt wird mir klar, dass er sich immer nur um mich sorgt, mich fragt wie es mir geht und ob ich mit der Situation klar komme.
Dabei ist er es, der sein Königreich für einen Krieg vorbereitet und wahrscheinlich in Arbeit versinkt.
Er wirkt immer so stark und mächtig, da vergisst man ganz, dass auch auf seinen Schultern eine enorme Last liegt. Und bei einem bin ich mir sicher: keiner aus der Hölle wird sich auch nur ansatzweise um den körperlichen und seelischen Zustand des Teufels scheren.

Ich strecke meine Hand nach ihm aus und lege sie sanft auf seine Wange.
„Geht es dir gut? Ist es in der Hölle sehr stressig für dich? Wenn ich dir irgendwie helfen kann, sag Bescheid. Ich tu, was ich kann."
Es ist, als ob er die Fassade des unantastbaren Teufels aufrechterhalten will, sie jedoch unwillig zu bröckeln beginnt.
„Das kam überraschend. Du bist die erste, die mich fragt, wie es mir geht."
„Und?"
„Ich hab seit Tagen nicht mehr geschlafen, aber der Rest gehört wohl zum Geschäft als Teufel. Nur eben ein wenig mehr als sonst."
„Und anstatt zu schlafen, besuchst du lieber mich? Warum? Wenn du zusammenbrichst, bringt das niemanden etwas."
Er lacht tief.
„Nun werde mal nicht übermütig. Ich bin immer noch der Teufel, wer redet denn hier von zusammenbrechen?
Ich bin hier, weil deine Anwesenheit mich beruhigt. Du bist, wie die Menschen so schön sagen, mein Fels in der Brandung."
Ich lache leicht. Das war für seine Verhältnisse wahrlich ein Kompliment.

„Weißt du was, wir ändern den Plan. Leg dich hin."
„Bitte?"
„Du hast mich schon verstanden. Du schläfst einfach hier ein paar Stunden, danach kannst du meinetwegen weiter arbeiten. Hier stört dich zumindest niemand."
Ich ziehe ihn mit zu meinem Bett rüber und drücke ihn auf die Kante.
„Keine Sorge, ich wecke dich nachher wieder. Und wenn erneut ein Vogel am Fenster erscheinen sollte, der dich in die Hölle beruft, schmeiße ich ihn einfach mit Brotkrumen ab."

Ich drehe mich herum um zu meinem Schreibtisch zu laufen, da ich noch einiges zu erledigen habe.
Luzifer lacht leise hinter mir.
Kurze Zeit später spüre ich seinen Körper an meinem Rücken.
„Der Plan gefällt mir, ich hätte nur einen Änderungsvorschlag."
Er zieht mich sacht nach hinten zu meinem Bett, sodass ich auf seinem Schoß sitze.
„Wenn, dann schläfst du neben mir."

Verdammtes Herz. Hör auf, so schnell zu schlagen.
Ich spüre Luzifers Atem in meinem Nacken.
„Das.. also ich wollte.. wir sollten wohl.."
„Keine Widerrede, das ist ein Befehl deines Königs." Seine Stimme ist tief und erschreckend nah an meinem Ohr, was mir eine Gänsehaut bereitet.
Ich schnaube leise aus.
„Auch nur zu Hälfte, wenn man es genau nimmt."
Er zieht mich mit sich nach hinten ins Bett.
„Die andere Hälfte übernimmt mein unwiderstehlicher Charme.", sagt er und ich kann sein Grinsen förmlich sehen, auch wenn er mich noch immer an seine Brust drückt.
„Träum weiter."

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Eure Katharano 💋

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