.:Kapitel 102:.

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JONAH POV





"JACOB! JONAH! KOMMT ZURÜCK!"

Vergebens rüttelt er an der Klinke, hämmert noch einmal gegen das Metall der Tür, bevor ein Fluchen auf der anderen Seite seine Lippen verlässt. Mit einem mulmigen Gefühl, werfe ich noch einen letzten Blick über die Schulter, ehe ich Jacob folge.

"Cool! Es hat wirklich geklappt", jauchzt Jacob freudig, als er die ersten Eindringlinge lautstark über die Veranda hineinströmen sieht. "Du bist eben ein Genie", fügt er grinsend hinzu.

Das hörte ich des Öfteren und es war kein übertriebenes Gelobe, wie von diesen Eltern, die ihre Kinder sogar in die sechs Uhr Nachrichten bringen würden, nur weil sie das Alphabet fehlerfrei auf rülpsen konnten. Nein! Ich habe schon früh genug gemerkt, dass ich etwas anders bin und mir viele dinge leichter fallen, als meinen Altersgenossen.

Sei es in der Schule oder im Alltag.

Mein Bruder Jacob hingegen schert sich wenig um Bücher und ist sehr Hitzköpfig. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, dann gibt er nicht auf, bis er es durchzieht. Meistens kommt er mit einem weit hergeholten Plan an, den ich solange schleife und kalkuliere, bis er machbar ist.

Deswegen wurde auch aus Noel in ein Fass stecken und ins Meer werfen, zu Noel in die Waschküche sperren und ihm eine Party anhängen. Die ich problemlos durch sein Account auf seinem Handy, in die Wege geleitet habe. Aber wohl war mir dabei irgendwie nicht, erst recht nicht, nach dem er sich bereit erklärt hatte mir zu helfen.

"Jetzt ist er fällig." Jacob eilt in den Flur und greift nach dem Hörer des Telefons, um wie geplant Onkel Alec bescheid zu geben, dass Noel unverantwortungsvoller Weise eine Party schmeißt.

Die Musik ertönt und verrät mir, dass die Partyhungrige Teenie-Meute, die Anlage entdeckt haben. Mit kritischem blick beäuge ich die unsittlich tanzenden Leiber während ich mich zu meinem zwei Minuten älteren Bruder geselle.

"Jake? Meinst du, das ist noch eine gute Idee?"

Ich möchte ihn über mein schlechtes Gewissen in Kenntnis setzen, weil unsere Mama uns immer stets daran erinnert hatte, das Lügen nichts gutes bringt, doch er schneidet mir sofort ins Wort, wie immer eigentlich, wenn ich anfangen will über unsere Eltern zu sprechen.

"Willst du, dass sich Grandpa und Onkel Alec wieder vertragen, oder nicht?" Prüfend schaut er mich an und ich presse die Lippen zusammen, bevor ich zögerlich antworte. "Natürlich, aber..." – "Gut! Und dafür muss er verschwinden", unterbricht er mich wieder und drückt die Taste mit der Kurzwahl, auf der Onkel Alecs Nummer gespeichert ist.

Stumm senke ich den Blick. Wir tun das für unsere Familie. Während ich mit meinen gemischten Gefühlen zu kämpfen habe, vernehme ich Heroins fauchen und drehe mich um. Ich erhasche gerade noch ihren weißen Schwanz, als sie die Treppen hinauf rennt und einen stämmigen Jungen, der ihr hinterherjagt. Unverzüglich renne ich besorgt hinterher und reagiere nicht auf Jacob, der meinen Namen ruft.

Zwei Stufen auf einmal nehmend stolpere ich unschicklich und ziehe scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, als meine Kniescheibe pochend schmerzt.

"Autsch!", klage ich zwar, verdränge es schnell und führe mein Weg leicht humpelnd fort. Die Geräusche führen mich ins Schlafzimmer und ich entdecke im Badezimmer den Jungen mit dem Rücken zu mir gedreht vor dem hohen Handtuch Regal auf dem Heroin hockt. Aus ihren blauen Augen funkelt sie ihn an, duckt sich und krümmt ihren Rücken zu einem Buckel. Jederzeit zum Angriff bereit.

"Miez, miez! Komm runter", lullt er sichtlich angetrunken, stellt sich auf die Zehenspitzen und versucht sie zu erreichen. Fauchend hebt sie die Tatze und schlägt nach seiner Hand. Gerade noch rechtzeitig schafft er es seine Hand zurückzuziehen. Das war wohl ein klares verpiss dich!

1. Straight but obsessed by him (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt