.:Kapitel 107:.

5.5K 472 93
                                    






►ALEC POV





Ich beuge mich nach vorne, stütze meine Ellbogen auf die Knie und lasse meinen Kopf erschöpft in meine Hände fallen. Das Tumult im Polizeirevier um mich herum ausgeblendet gleite ich in meine Gedanken.

Mein Vater war im Recht. Niemals hätte ich sie aufnehmen sollen. Man hat ja meine Unfähigkeit gesehen. Wie soll ich es ihnen nur beibringen, dass das Einzige was Adam uns Hinterlassen hat, vermisst wird.

Der Geruch nach frischem Kaffee umspielt meine Nase und ich hebe schlagartig wie ein Schnüffelhund den Kopf. Chief Anderson hält mir ein Becher mit der heißen Brühe hin. "Der Kaffee aus dem Automaten ist nicht zumutbar. Der hier ist vom Aufenthaltsraum", erzählt der rundliche Mann mit Glatze und Schnauzbart.

"Danke, Sir, das wäre nicht nötig gewesen", bedanke ich mich und nehme es vorsichtig aus seiner Hand. "Grünschnabel! So, wie du aussiehst hast du es sogar bitter nötig." Zögernd nehme ich einen Schluck, der mir brennend den Hals hinabläuft und mir den Bauch wärmt. Es tat wirklich gut und das war der Punkt. Mir durfte es nicht gut gehen, solange ich Jacob nicht wohlauf wusste.

"Ich habe dich beobachtet, du sitzt hier solange, bis dir ein Ort einfällt wo er sein könnte und eilst wie von der Tarantel gestochen dorthin, nur um wieder hierher zurückzukehren und um zu warten. Das ging die ganze Nacht so." In meiner Hand drücke ich den Becher so stark zusammen, dass er droht an einigen Stellen, wenn ich so weitermache zu reißen.

"Geh nach Hause, Jungchen. So bist du niemandem eine Hilfe, wenn du vor Erschöpfung umkippst und wir uns auch noch um dich kümmern müssen." Als ich gerade widersprechen will, tritt ein Polizist vor, salutiert vor ihm und informiert ihn, dass seine Anwesenheit dringlich erfordert wird. Er brummt, dass er sich nicht ins Hemd machen soll und weist ihn an Schoko Bagels zu besorgen. Ungläubig runzele ich die Stirn, donnere den Becher auf den Sitz neben mir und schieße auf die Füße.

"Das darf doch nicht wahr sein, es könnte sich um einen Notfall handeln, aber Bagels sind Ihnen wichtiger? Tzeh! Und Sie nennen sich Gesetzeshüter?" Ein paar Polizisten halten wegen meines Ausrasters in ihrer Tätigkeit inne und blicken aufmerksam in unsere Richtung. Der kleine Polizist mit dem Sommersprossen im Gesicht, der neben dem Chief steht, zieht verärgert die Augenbrauen zusammen und marschiert auf mich zu, doch Chief Anderson drückt ihn an der Brust zurück.

"Jungchen, verdien dir deine eigene Marke und mach es besser", kontert er und beginnt zu lachen, keinesfalls spottend, sondern freundlich und einladend. Der Arbeitsfluss fließt wieder und der Polizist mit den Sommersprossen schielt mich böse an, während er dem Chief folgt, der mich beim Gehen abwinkt.

Meine eigene Marke?

Mit einem kräftigen ruck schließe ich die Autotür und schnalle mich an. Gerade als ich den Schlüssel ins Zündschloss stecken will bleibt mein Blick an meinem Handy am Armaturenbrett hängen. Noel kommt mir in den Sinn. Er hat mich über die Nacht verteilt fast im Minutentakt angerufen. An keine bin ich rangegangen, wenn überhaupt habe ich nur seine Nachrichten, kurz und knapp beantwortet.

Unser Streit sitzt mir nämlich noch in den Knochen und diesmal werde ich ihn damit nicht so leicht davonkommen lassen. Seufzend greife ich nach meinem Handy und wähle seine Nummer. Ich will mich nur nach Jonah erkundigen, es ist nicht so, dass ich seine Stimme hören will, oder so. Versuche ich mir einzureden.

Das Rufzeichen erklingt und schon beim zweiten Mal hebt er ab.

"No-"

"Onkel Alec!", schrillt es am anderen Ende der Leitung.

"Jonah? Wo ist Noel?", frage ich verwunderlich meinen Neffen.

Ich höre etwas rascheln, so als würde er sich gerade abschnallen und aufsetzen. "Ah! Er klettert gerade auf eine Kletterburg", antwortet er mir und ich hebe eine Augenbraue. Was zum?

1. Straight but obsessed by him (boyxboy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt