2 | „Lukechen."

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Ich öffnete langsam meine Augen und blickte durch den Raum. Die Kopfschmerzen, die ich hatte, verschlimmerten diese Anstregung. Das Bett indem ich lag, roch nach Männer-Deo, eigentlich echt gut.
Langsam brachte ich mich zum Sitzen und sah den mittelgroßen Raum an.
An der Wand hing eine große Elektrogitarre und der Schreibtisch war unordentlich. Die Stifte lagen verschieden versträut auf dem Tisch und die einzelnen Bücher in dem Regal, waren nicht besser.

Ich stand auf und bewegte mich raus.

Man konnte ein Schlagzeugspiel und ein Gitarrespiel hören. Ich folgte diesem. Die Treppe runter und dann raus in die Garage.

Da war der Junge, von davor.
Nun erinnerte ich mich zurück mit dem Umfallen.

Er sah hochkonzentriert aus, wie er die Elektrogitarre zupfte, das man an seinen zusammen gezogenen Augenbrauen sah.

Ich beobachtete ihn für einige Sekunden, doch es hielt nicht lange, denn er sah mich und ich schaute schnell auf den Boden.

Er stand auf, lag die Gitarre zur Seite und schaltete die Anlage, aus dem das Schlagzeugspiel kam, aus.
Anschließend näherte er sich ein wenig zu mir.

,,Wie geht's?", fragte er vorsichtig.

Ich sah kurz zu ihm und dann wieder nickend runter.

,,Besser, wenn du mir Schmerztabletten geben könntest.", antwortete ich und er bewegte sich rein. Ich folgte ihm in die Küche, während er in einem großen schwarzen Korb nach etwas suchte.
Dann stoppte er und sah mich an, während er mir die Tabletten zu reichte. Ich nahm sie an und er gab mir noch ein Glas Wasser. Zusammen mit der Tablette in dem Mund schluckte ich das Wasser runter.

,,Du... Du bist einfach umgefallen und ich habe dich hierher gebracht. Frag nicht, wieso ich dich nicht zum Krankenhaus gefahren habe, denn ich weiß es selber nicht.", erzählte er und ich nickte, ,,Dein Handy hatte zwei-drei Mal geklingelt."

,,Wer war es?", fragte ich, doch er antwortete nicht. Ich verstand, er schaute nicht, wer es war, also nahm ich selbst mein Handy raus und checkte es ab.

Es war meine Mutter. Seufzend packte ich das Handy weg, auf sie hatte ich gerade wirklich gar keine Lust.

Aber wo sollte ich denn schlafen?

Ich checkte die Uhrzeit, an meiner Armbanduhr, ab. '23:45'.

,,Hey, könntest du mich zu einer Busstation fahren?", fragte ich und er sah mich verwirrt an.

,,Wieso dass?", fragte er.

Ich runzelte meine Stirn.

In Ordnung, wie sollte ich ihm in eine schöne Art und Weise die beschissene Situation meiner Eltern erklären?
Wie machte man sowas überhaupt?

,,Ehm...", fing ich an und er sah mich immer noch verwirrt an. Ich atmete tief ein und schenkte ihm einen nervösen Blick.
,,Weißt du, ich muss zu meinem Vater. E-Er wohnt in Denver."

,,D-Denver?!", unterbrach er mich schockiert und ich nickte.
,,Und wieso musst du ausgerechnet jetzt da-"

,,Weil ich nicht zu meiner Mom kann und sonst auf der Straße schlafen muss.", unterbrach ich ihn hastig.

Er sagte nichts mehr und überlegte.

,,Mit einem Bus wärst du erst in mehr als 26 Stunden da.", sagte er und ich sagte nichts.
Er musterte mich verwirrt.
,,Sicher, dass du weißt, was du tust?", fragte er wieder.

Ich seufzte genervt.
,,Fährst du mich oder nicht?", fragte ich endlich.

,,Ich fahre dich morgen, wo wir beide einen freien Kopf haben und Dinge sicherer lösen können.", entgegnete er und benutzte seine Hände zur Lockerung.

,,Wieso dass?", fragte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

,,Weil ich dich nicht alleine nachts in eine andere Stadt fahren lasse?", entgegnete er, als wäre es offensichtlich.

Ein komisches Gefühl überkam mir bei dieser Aussage.
Wieso kümmerte er sich so?
Was würde schon passieren?
Ich fühlte mich, wie als wäre ich in einen dieser Standard Teenie-Serien.
Es war echt merkwürdig.

,,Und was planst du? Wo werde ich schlafen?", fragte ich mit verschränkten Armen vor der Brust.

Er zuckte lässig mit den Schultern.
,,Hier.", antwortete er und ich war ruhig, sah auf den Boden.

Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Ich hätte gedacht, dass er mich zu meiner Mutter schicken würde.

,,Ein Hotel aufzusuchen macht keinen Sinn. Hälst du es aus, hier zu schlafen? B-Bei mir?", wollte er sicher gehen und ich sah ihn neutral, aber auch nicht leer an. Langsam nickte ich und er antwortete mit: ,,Gut.".

Einige Sekunden herrschte Stille zwischen uns, doch dann unterbrach ich diese.

,,S-Spielst du öfters?", fragte ich und er sah mich zuerst entfremdet an, doch dann verstand er, dass ich die Gitarre meinte.

,,A-ach das! Ja, eigentlich schon.", entgegnete er und ich näherte mich zur Gitarre.

,,Cool.", kommentierte ich und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über die Gitarre.

Wie es sich wohl anfühlte etwas im Leben beherrschen zu können.
Das war mir wirklich fremd...

,,Ich spiele auch in einer Band.", gab er bekannt und ich sah ihn überrascht an.

,,Du verarscht mich nicht, oder?", wollte ich sicher gehen, doch er schüttelte seinen Kopf.

Ein Lächeln huschte mir über die Lippen.
,,Das ist total cool! Ich meine, ich würde auch Mal so ein Hobby verfolgen.", fing ich mit einer aufgemunterten Stimme an, doch als ich überlegte, sank ich meinen Ton, ,,Leider wird das nie was, denke ich."

Er sah mich verwirrt an.
,,Wieso dass?", fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern. ,
,Wie sollte so etwas schon klappen, wenn meine Eltern mich nicht dabei unterstützen?", fragte ich eher zurück, als zu antworten.

,,Meine Eltern haben mich auch nicht unterstützt.", entgegnete er Sekunden später.

Ich sah ihn neugierig an.

,,Meine Eltern sind auch getrennt. Es hat ewig gedauert, bis ich meine Mom überzeugen konnte, dass ich nicht wie die gewöhnlichen Schlagzeuger mit Drogen enden werde.", erzählte er und ich sah auf den Boden.

Anscheinend nahm er keine Drogen, doch ich tat es.
Sollte ich es ihm sagen? Doch dann warf ich den Gedanken schnell weg. Wieso sollte ich sowas tun?

,,Es war nicht leicht.", sagte er und ich nickte.

,,Wie heißt du überhaupt?", fragte ich.

,,Luke. Du?", fragte er zurück.

,,Angeline.", antwortete ich und er nickte.

Wieder entstand diese unangenehme Stille, wo ich nicht wusste, was ich machen sollte. Doch zum Glück unterbrach sie Luke.

,,Ah. Ich probe bei der Raydem Bar auf mit paar Kumpels. Falls du Lust hast, könntest du Mal vorbeischauen, denn du sahst interessiert aus.", sprach er und ich sah ihn erneut überrascht an.

,,Singst du auch?", fragte ich neugierig.

,,Würde es kindisch klingen, wenn ich sagen würde, dass ich es versuche?", fragte er vorsichtig und grinsend zurück, doch ich schüttelte meinen Kopf.
,,Nein. Nein, eher... mutig.", entgegnete ich.

,,Ja, schon, da ich noch nie vor jemandem gesungen hatte.", sagte er, ich lächelte und bewegte mich um seine Achse.
,,Vielleicht werde ich die erste sein, die deine harmonische Stimme zu hören bekommt?", fragte ich indirekt, doch er schüttelte lachend seinen Kopf.

,,Auf gar keinen Fall."

Ich stoppte und sah ihn beleidigt an.
,,Ich lache dich schon nicht aus, Lukechen.", entgegnete ich gespielt traurig, doch er schüttelte trotzdem seinen Kopf.

,,Kommt nicht in Frage."

,,Jetzt übertreibst du aber!", sagte ich, doch er verschränkten seine Arme vor der Brust und zuckte mit den Schultern. ,,Nein, ist nein.".

,,Na schön.", murmelte ich und ging rein.

Angel Ine Where stories live. Discover now