6 | „36."

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,,Wie bist du eigentlich in der Schule?", fragte mich Jane und ich sah sie schockierend an.

Diese Frage hatte ich wirklich nicht erwartet. Was sollte ich antworten? Einfach die Wahrheit.

,,Naja...", fing ich an und saß mich aufrecht hin, ,,Es gibt halt Fächer in denen ich besser bin als in anderen Fächern."

Sie lachte.
,,Das ist die Standardantwort der Jugendliche, stimmt's?", fragte sie und ich sah gezwungend lächelnd zu Luke, der sich an den Stuhl lehnte und uns beobachtete.

,,E-Es ist halt so.", entgegnete ich und sie nickte.

,,Nach diesen Ferien wird sich Luke auch verbessern. Wie in der Schule auch in seinem privaten Leben. Stimmt's Luke?", gab sie zu verstehen und sah Luke an, der sofort nickte.
Ich lächelte.

Den Blick richtete ich auf Jane, wie sie ihren schwarzen Kaffee austrank. Sie sah wirklich sehr jung aus, wahrscheinlich war sie eine
Teenie-Mutter. Aus diesem Grund konnte ich mich selbst nicht halten.

,,Wie alt sind Sie?", fragte ich und sie zog eine Augenbraue,
,,T-Tut mir leid. Wie alt bist du?"

Sie nickte. ,
,,36.", antwortete sie und ich erstaunte.

Ich wusste es...

,,Ich habe quasi mit Mom zusammen studiert.", gab Luke sofort bekannt und Jane sah gezwungend lächelnd auf den Tisch.

Ich merkte, wie die Situation langsam anfing zu eskalieren, also versuchte ich den Wogenglätter zu spielen.

,,A-Aber das ist doch cool. Ich meine, so eine junge Mutter zu haben, die außerdem auch sehr hübsch ist, ist doch anders. Und so als Einzelkind...", sagte ich sofort und sie lächelte.

,,Ich habe eine kleine Schwester.", teilte Luke sofort mit und ich verstummte.

,,Luke mag das nicht so.", sprach sie und Luke sah sie verwirrt an.

,,Noch nie habe ich sowas gesagt.", entgegnete er und Jane drehte sich zu ihm um. Sie hob eine Augenbraue und Luke blieb still. Ich sah auf den Tisch und das Thema wurde hiermit beendet.

Erstaunlich, dass Luke überhaupt mit seiner Mutter diskutieren konnte. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich erst am nächsten Morgen aufgehört ihr Geschreie zu hören.

Kurz herrschte Stille, als Jane diese unterbrach.

,,Na dann. Euch viel Spaß. Die Arbeit ruft erneut.", verabschiedete sie sich, stand auf und küsste Luke auf die Stirn.

Ein Stich war in meiner Brust zu fühlen. Die Art wie sie ihn an sah. Genau, wie eine Mutter ihr Kind ansehen sollte. Wie sie ihn auf die Stirn küsste, obwohl Luke dies nicht wollte. Es sah anders aus.
Nur leider... Wurde ich nie so behandelt.

,,Wann kommt Lyve wieder?", fragte Luke und ich war verwirrt.

Wer war Lyve?

,,Vielleicht nach der Arbeit. Muss mich mit Katherine einigen. Bis dann.", antwortete sie.

Ich hörte wie die Tür zu ging und sah Luke an.

,,Lyve... Meine Schwester. Sie ist acht.".
Ich nickte und er blickte mich neutral an und sah dann auf seine Armbanduhr.

,,H-Hast du was vor?", fragte ich vorsichtig.

,,Eigentlich ja.", antwortete er und bevor er weiter reden konnte, sprach ich schnell, dass er ruhig gehen könnte.
Er lachte leicht, aber man sah, dass es kein echtes Lachen war.

,,Auf gar keinen Fall.", sagte er und ich sah auf den Boden.

,,Weißt du was? Ich rufe die anderen Bandmitglieder hierher und wir proben dann einfach in der Garage.", artikulierte er und ich sah ihn überrascht an.

,,Klar. Klingt gut.", entgegnete ich und er lächelte.

Er stand auf und ging. Ich stand ebenfalls auf und räumte den Tisch auf. Das Geschirr lag ich einfach in den Waschbecken und wusch den Tisch ab, während Luke die Treppen runter kam.

,,Mir ist das erst jetzt eingefallen. Tut mir leid.", entschuldigte er und meinte damit den Tisch, doch ich entgegnete nur, dass es nicht schlimm sei.

Angel Ine Where stories live. Discover now