69 | „Dankeschön, Mom."

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,,Kannst du mich hören?", fragte mich jemand ehe ich meine Augen richtig öffnen konnte. Es war mein Vater. Langsam blickte ich in seine Augen und nickte schwach.

,,J-Ja."

Er lächelte und plötzlich kam Luke ins Zimmer. Er musterte mich besorgt und mein Dad sank den Blick auf den Boden, während er auf stand.

,,Ich gehe dann Mal.", gab er bekannt und ging. Luke und Ich sahen uns immer noch an, doch dann bewegte er sich zu mir und saß sich neben mich hin.

Ich hatte ihn so sehr vermisst und wollte nur mit ihm reden, auch wenn es über dummes Zeug geht. Einfach seine Nähe spüren und wissen, dass ich nicht alleine war.

Er lehnte sich vor und gab mir einen langen und bedeutenden Kuss. Danach strich er schwach lächelnd über meine Wange.

,,Wie geht's dir?", fragte er vorsichtig.

,,Gut, schätze ich."

Er nickte mehrmals und sah irgendwie aus, als würde ihn etwas beunruhigen.

,,Mom möchte auch mit dir reden. Sie stand den ganzen Tag neben mir, deinem Dad und... William."

Augen rollend seufzte ich kurz, doch dann widmete ich mich wieder zu Luke.

,,Dad weiß es... Habe ich Recht?", wollte ich sicher gehen und er nickte verzweifelt.

,,Das Krankenhaus hat eine riesen Rechnung vorgezeigt, weil du etwas illegales getan hast.", erklärte er mir und ich seufzte erneut.

,,Scheisse..."

,,William hat alles bezahlt."

Verwirrt und überrascht blickte ich meinen Freund an.

,,William?", wollte ich sicher gehen und er nickte,
,,Wieso?"

,,Den Grund kenne ich zwar nicht, aber ich denke Mal, er fühlt sich dazu verpflichtet."

Mein Blick schweifte über das Krankenzimmer und ich überlegte. Wieso half er mir?
Was wollte er überhaupt von mir?
Hatte ich ihm nicht klar und deutlich gemacht, dass ich ihn nicht wie ein Bruder sehe?

,,Da gibt es noch eine Sache.", fing er an und ich guckte ihn ein wenig schräg an,
,,T-Tut mir leid. Ich belaste dich bestimmt, aber es ist besser, wenn du alles auf einmal erfährst, als danach."

Ich nickte nur leicht.

,,Die Ärzte sagten, dass du noch eine Weile hier bleiben musst, damit man dir den Stoff, den du immer noch in dich trägst, entzieht. Also, müsstest du noch eine Weile diese ekligen Maschinen hören.", erzählte er und ich lachte leicht.

,,Es ist jetzt schon unerträglich, glaub' mir."

Er grinste ebenfalls und hielt dann meine Hand.

,,Wir haben alle den Arzt überredet, dass er dich nicht in eine Anstalt steckt. Oder in so eine Hilfsgruppe. Ich weiß doch, wie sehr du es hasst in einer Menschenmenge zu sein."
Er tippte mir lächelnd auf die Nase und ich kicherte.

,,Ich hasse Menschen. Vielleicht deswegen.", entgegnete ich.

,,Nicht alle.", behauptete Luke und ich zog eine Augenbraue in die Höhe.

,,Sei dir da nicht so sicher.", rat ich ihm, doch er näherte sich nur grinsend und küsste mich erneut.

,,Ich bin mir sehr sicher.", sprach er schmunzelnd.

Es klopfte an der Tür und Jane stand da. Luke stand langsam auf und ich beobachtete die zwei nur.

Die Art, wie sie sich ohne Worte verständigten war unglaublich. Es verriet mir, dass sie wirklich sehr viel Ahnung von einander hatten und auch sehr viel Vertrauen, welches ich noch nie zu jemandem verspürte außer zu Luke.

Mein Freund verließ das Zimmer und Jane näherte sich zu mir, ehe sie sich auf den Stuhl neben mir setzte. Ihre Beine waren eng aneinander gelegt und aufrecht saß sie auch mit einer leicht nach vorne gebeugten Körperhaltung.

,,Es tut mir leid.", fing ich an und sie blickte mich leicht verwirrt an,
,,Es tut mir leid, dass Sie die Wahrheit über mich erfahren mussten. Das Sie meine Dummheit und meine Schwäche mit erleben mussten. Das ich Ihren Sohn in Gefahr brachte. Es tut mir für alles leid."

Ich siezte sie schon, weil ich dachte zu wissen, dass nun alles vorbei war.

Sie schüttelte ihren Kopf und platzierte eine Hand auf meine. Ich war sehr verwirrt und es war völlig unerwartet, doch ich schwieg nur.

,,Du bist das stärkste Mädchen, das ich je kannte. Ich kenne die ganze Geschichte über deine Kindheit und was danach alles passiert ist. Deine Ausweglosigkeit ist hier völlig verständlich.", erzählte sie, als würde sie mich aufmuntern wollen, doch ich wusste im Inneren immer noch, dass sie Luke in Sicherheit nehmen wollte.

,,Ich werde Luke nicht mehr sehen können, stimmt's?"
Der Satz klang mehr wie eine Aussage, als eine Frage. Sie zählte praktisch zur einer rhetorischen Frage. Doch, ich hatte Angst. Sehr Angst vor der Antwort, denn Luke bedeutete mir sehr viel. Luke war alles für mich.

Sie strich ein paar Haarsträhnen hinter mein Ohr und lächelte.
,,Doch. Ich bin keine Mutter, die ihren Sohn verbieten wird mit der Person zu sein, die er über alles liebt. Angeline, Luke kennt deine Schwächen. Luke kennt deine Stärken und er liebt dich dafür. Auf dieser Welt könnte man keinen Mann mehr finden, der so denkt wie mein Sohn."

Meine Augen glänzten wahrscheinlich wegen Freude. Doch, plötzlich schoss mir Jane's Vergangenheit in mein Kopf.

,,Ich konnte keinen richtigen Partner finden. Ich wurde belogen, betrogen und alles andere. Verliere Luke nicht, denn so einen findet man wirklich sehr schwer. Ich habe es mit sechsunddreizig immer noch nicht geschafft."

Sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und stand auf um rauszugehen. Doch ich stoppte sie, denn ich musste es jetzt sagen, auch wenn es unpassend war.

,,Dankeschön, Mom."

Sie stoppte und drehte sich langsam zu mir um, als sie ein geschocktes Gesicht zeigte. Doch sie lächelte und ihre Augen füllten sich mit Tränen, wie meine. Sofort wusch sie sich über die Augen und nickte, bevor sie rausging.

Angel Ine Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt