70 | „Alles gut, Angeline?"

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Zwei Wochen später...

,,So gut?", fragte er mich und zog mir mein Schuh an, während ich mich auf seiner breiten Schulter stützte.

,,J-Ja.", antwortete ich und er half mir hoch, ehe er meine Tasche trug und wir rausgingen.

Es war komisch mit ihm zu sein. Doch, ich hatte mir vorgenommen ein besserer Mensch zu werden und vielleicht wollte er das auch. Schließlich konnte er ja auch nichts dafür, dass wir keine Ahnung voneinander hatten.

Ich stoppte kurz und bedankte mich bei ihm. Er drehte sich um und schaute mich verwirrt an.

,,Für was?", fragte er.

,,Für die Schulden.", antwortete ich vorsichtig und versuchte so gut wie möglich den Augenkontakt zu vermeiden, doch alles was er tat, war nur die ganze Sache zu überlachen.

,,Das macht man doch so. Außerdem wartet dein Dad und meine Mom Zuhause.", gab er bekannt und ich lächelte.

Zusammen mit meinem Bruder stieg ich vorsichtig in das Auto ein und sofort klingelte mein Handy. Ich blickte drauf und nahm es ab.

,,Luke.", fing ich an, doch er quatschte sofort rein.

,,Alles gut? Tut mir nochmal fürchterlich leid... Ich komme mir vor wie ein Idiot-"

,,Musst du nicht. William hat es auch alleine geschafft.", unterbrach ich ihn, während ich meinen Bruder anlächelte, der gerade dabei war loszufahren.

,,Okay, aber wir sehen uns ja gleich. Dann gehe ich einfach rüber zu deinem Dad."

,,Mach das. Wir sehen uns gleich.", beendete ich das Telefonat und sah nach vorne.

Wir mussten noch Alexia von der Schule abholen und das konnte ja Mal ein Abenteuer werden. Obwohl ich fest darauf bestand ein besserer Mensch zu werden und jeden so zu akzeptieren, wie er nunmal war, funktionierte das ganze aber nicht mit meiner Schwester. Es schien sie aber auch nicht zu interessieren, ob ich gut oder schlecht war mit ihr. Trotzdem versuchte ich es gut mit ihr hinzukriegen.

Nach einer Weile stoppten wir vor der Schule und sahen Alexia auf uns zu kommen. William stieg sofort aus um sie zu uns zurufen. Zuerst lächelte sie, als sie ihren Bruder sah, doch dann schweifte ihr Blick ins Auto rein und sie erkannte mich. Ihr Lächeln zog sie wieder zurück und sah eher aus, als würde sie dazu verpflichtet sein es zu tun. Doch, ich presste meine Lippen nur aufeinander und winkte ihr kurz zu. Anschließend öffnete sie die hintere Autotür und saß sich rein.

Die Situation bei mir war komplett angespannt und ich hatte irgendwie schon Angst etwas falsches zu machen. Doch, dies löste sich sofort wieder.

,,Alles gut, Angeline?", fragte mich Alexia plötzlich, als sie ihre Haare aus ihrem Gesicht streifte und dabei auspustete.

Überrascht drehte ich meinen Körper zu ihr und blickte in ihre glänzenden Augen. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und selbstsicher wirkte sie auch.

,,Alles gut. Bei dir?", fragte ich zurück und sie nickte.

,,Könnte nicht besser werden."

Ich drehte mich langsam wieder nach vorne und lehnte mich angespannt an den Sitz.

Das war gerade das erste richtige Gespräch, das ich mit ihr hatte. Auch, wenn es sehr kurz war, fand ich es sehr mutig von ihr überhaupt mit mir zu reden. Ich war schließlich die Freundin von ihrem Ex-Schwarm, doch dies schien sie im Moment gar nicht zu interessieren.

***
Ich zog gerade mein Oberteil aus, da platzte Luke sofort ins Zimmer. Peinlich berührt, versuchte ich mein Oberkörper zu verdecken, doch er kam nur rein, schloss die Tür und drehte sich um.

,,Sorry. Hätte klopfen sollen."

,,Ja, dass hättest du!", zischte ich nur und zog auch ein anderes Oberteil.

Er drehte sich wieder zu mir um und sah aus, wie ein kleines Kind, das sich auf ein Besuch im Freizeitpark freute.

,,Warum dieses Grinsen?", fragte ich selbst lächelnd und er näherte sich zu mir, als er mir einen Kuss auf die Wange gab.

Verwirrt sah ich ihn an und verstand nicht ganz, was los war.

,,Du siehst fantastisch aus.", gab er von sich und ich lachte leicht, als wäre es ein dummer Scherz gewesen.

,,Luke, ich habe eine Jogginghose an. Sehe aus, als würde ich gleich schlafen.", antwortete ich und er näherte sich.

,,Eher würdest du doch mit mir schlafen.", hauchte er und ich wich grinsend zurück.

,,Vergiss es. Ist Mom schon da?"

Er nickte und ich merkte, wie mein Körper sich erneut anspannte.

Es war eine Weile her, dass meine Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wurde und ihr ging es auch echt gut.

Ich bewegte mich raus und ging die Treppen gemeinsam mit Luke runter.

Heute wollten wir einen Familientag machen, doch mein Vater lud auch Luke's Mutter ein. Alexia und William waren auch da.
Alle Blicke richteten sich auf mich und saß mich langsam auf die Couch.

Wir fingen an über die dümmsten Dinge zu reden, doch es machte mir so Spaß. Es fühlte sich an, als wäre es ein stinknormaler Tag und ich würde ein Teil einer stinknormalen Familie sein. Alles schien mir so perfekt und die anderen Dinge waren mir so egal in dem Moment.

Ich war mit meiner Familie – Das ist es, was zählt.

Angel Ine Where stories live. Discover now