56 | „Was soll man machen?"

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Fünf Tage später...

Ich hatte die ganze Woche lang geschwänzt und kein Auge zugedrückt. Mein Körper fühlte sich so schlapp an und ich selbst auch. Ich hatte mich mit so vielen Tabletten vollgestopft, gar nichts richtiges gegessen, auch nichts getrunken und meinen Vater bei allem angelogen. Doch heute entschied ich mich wieder zur Schule zu gehen. Ich hatte einen seltsamen Traum, der mir irgendwie mitteilte, dass die Schule wichtig für mich ist. Zwar würde es mich sowieso nicht mehr interessieren, denn ich hatte nichts mehr zu verlieren, doch ich tat es trotzdem. Ich ging zur Schule.

Mein Vater fuhr mich zur Schule und bevor ich ausstiegen wollte, hielt er mich am Arm fest, während ich ihn überrascht und verwirrt an sah.

,,Brauchst du Geld? Taschengeld?", fragte er und ich verstummte. Ich hatte kein Geld, aber ich hatte es auch nicht nötig. Erst, als ich die Fensterscheibe an sah, verstand mein Vater die Sache und drückte mir Hundert Dollar in die Hand.

,,D-Das ist zu vi-"

,,Nimm es.", unterbrach er mich mit einem schwachen Lächeln.

Ich wusste, dass ich ihm nicht widersprechen konnte, deswegen beließ ich es dabei. Als ich dann wirklich ausstiegen konnte, machte ich die Tür zu, doch Dad wollte wohl unbedingt warten bis ich in das Gebäude rein ging. Langsam betrat ich die Schule und fühlte mich sofort fehl am Platz. Ich hatte das Gefühl, als würde jeder mich absichtlich anstarren um mich niederzuschlagen. Doch, sie schafften es. Und nicht nur sie, denn sogar Luke starrte mich so an. Schnell versuchte ich den Blicken zu entweichen, doch es ging nicht.

Ich liebte ihn zu sehr. Und es schmerzte. Höllisch.

Plötzlich zog mich jemand an sich und grinste mir frech ins Gesicht. Es war Bryce. Oder sollte ich lieber mein neuer Freund sagen? Ich hasste ihn.

,,Hast den Weg zur Schule gefunden, ja?", fragte er immer noch grinsend, während ich ihn meinen finsternsten Blick schenkte. Wie üblich.

,,Nerv mich doch nicht.", murmelte ich und wollte weg, doch er hielt meine Arme fest und kam näher.

,,Luke schaut uns an. Lächel' mich an."

Auf gar keinen Fall würde ich jetzt lächeln. Ich sah schon aus, wie eine Leiche und mich zum Affen machen, musste nicht wirklich sein. Doch trotzdem starrte ich in Bryce's Augen, der sehnsüchtig auf ein Lächeln von mir wartete.

,,Vergiss es.", murmelte ich.

,,Jetzt.", widersprach er mir nur und klang sehr ernst.

Er musste doch irgendwann Mal sehen, dass es mir nicht gut ging. Sogar Bryce musste es sehen. War er denn so arrogant, dass er niemand anderes außer sich selbst liebt? Wie konnte man so eine Eigenschaft besitzen?

Verzweifelt versuchte ich ein Lächeln zu bilden, doch sogar meine Gesichtsmuskeln waren nicht mehr dran gewöhnt gedehnt zu werden.
Ich schaffte es trotzdem. Ich lächelte, aber nicht echt.

Bryce warf einen kurzen Blick nach links und sah mich wieder an.

,,In Ordnung. Er ist weg."

Schnell und sauer löste ich mich von seinen ekligen Händen und wollte zur ersten Stunde, doch davor auf die Toilette damit ich abchecken konnte nicht wirklich wie eine Leiche auszusehen. Ich befeuchtete mein Gesicht mit kaltem Wasser und merkte, dass niemand auf der Toilette war, ausser nur eine. Und dann ging die Kabine auf und Mayina bewegte sich zum Waschbecken.

Sie sah im Gegensatz zu mir viel besser aus. Ihre Haare waren lang und glatt. Ihre Figur war einfach so schön. Sie hatte perfekte Zähne und sogar ihr Gesicht war wunderschön. Ich beneidete sie.

Während ich mein Gesicht mit den Papierhandtüchern abtrocknete, starrte sie mich unauffällig an. Es machte mich wahnsinnig.

,,Weißt du... Ich hatte dich echt anders eingeschätzt.", fing sie an und ich stoppte das Tupfen, hörte ihr zu.

,,Ich war zuerst sehr überrascht, dass ein Mädchen, wie du den Kopf von Luke Lyons verdreht hat. Wie Luke sich so etwas geben konnte.", sprach sie und es tat mir weh, doch ich zeigte es kein bisschen. Ich sah sie nur genervt an, während wir aber zwei Waschbecken voneinander entfernt waren.

,,Doch dann hatte ich Recht. Du bist genau so, wie die anderen Mädchen, Angeline. Magst es mit Jungen zu spielen. Was konnte dir Luke nicht geben? Geld?", fragte sie und kicherte kurz,
,,Stimmt... Ich meine, Bryce ist auch echt reich. Du bist einfach eine echt gute, aber auch billige Kopie von Alexia. Das muss man dir geben."

Die Wut stieg in mir und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Sie hatte keine Ahnung, was in mir vorging und sprach so, als würde sie mich seit Jahren kennen. Wie hoch schätzte sie sich ein?

,,Weisst du, Mayina... Und ich hatte dich schlauer eingeschätzt. Doch, alles was du nur tun kannst, ist sich Jungs schnappen, die vor zwei Stunden noch in einer Beziehung waren.", schoss ich mit zusammengekniffenen Augen.

Sie wusch ihre Hände und grinste dann, während sie sich mit einem Finger um die Lippen ging, wahrscheinlich um ihren Lippenstift zu verschönern. Dann sah sie mich lächelnd an.

,,Was soll man machen? Wenigstens kriege ich alle Jungs, wie du es sagst.", teilte sie mir mit und lächelte kurz,
,,Wärst du so lieb und gibst mir ein Papiertuch?"

Ich lockerte meinen Blick und griff zum Papiertuchhalter. Während ich sie immer noch anstarrte, riss ich alle Tücher raus und warf sie auf den Boden. Immer weiter, bis es keine Papiertücher mehr gaben. Dann grinste ich sie frech an.
,,Ups... Was soll man machen? Und klar, kriegst du alle Jungs.
Billige Dinge locken ja auch viele an."

Mayina schenkte mir einen wütenden und unerwarteten Blick, doch ich ließ die Mädchentoilette mit einem Triumph.

Angel Ine Where stories live. Discover now