46 | „Für mich. Bitte."

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Ich sah nur in seine Augen und konnte Enttäuschung erkennen.

,,Ich finde eine echt gute Ausrede bräuchtest du jetzt.", flüsterte mir Michael zu und ging grinsend weg.

Die Schüler widmeten sich wieder zu ihrem privat Kram und Luke wollte auch gerade gehen, als ich sofort zu ihm rannte und ihm am Arm hielt.

,,Warte... I-Ich kann das erklären. Wirklich."

Er drehte sich und sah mich auffordernd an, während ich May und den Jungen einen auffordernden Blick schenkte, damit sie gehen sollten. Sie taten es und ich fing an zu sprechen.

,,Schau... Ich habe das nicht böse gemeint. Es ist nur... Ich kenne sie nicht und gefühlt jeder hat mir schon gesagt, dass ich ihr auf irgendeine Weise ähnlich bin. Sogar du. Und irgendwann ist es aus mir geplatzt
u-und es tut mir leid."

Er blickte mich kurz immer noch so an, als würde er mich hassen, doch dann nickte er und ich erleichterte.

Ich wollte nie irgendjemandem verletzen. Und schon gar nicht Luke.
Jemandem, der mir so vieles in so kurzer Zeit schenkte, die ich nie bekam.

Trotzdem war ich ein wenig misstrauisch und nahm seine Hand.
Ich schlang meine in seine und er betrachtete mich nur überrascht an, doch sah dann wieder nach vorne.

Es war die gefühlte halbe Schule, die uns an sah. Die uns anblickte, als hätten wir etwas falsch gemacht. Wie sie sofort anfingen zu tuscheln und dachten, dass wir dies nicht mitbekommen würden.
Doch es war mir egal.
Jedem seins.

Gemeinsam gingen wir zum Unterricht und nach dieser Qual war der erste Tag vorbei.

Um ehrlich zu sein, war es nicht so schlimm, wie ich es mir gedacht hatte.
Es war viel anders, als bei der Schule, auf der ich früher war. Ich war echt froh darüber, dass ich überhaupt die Schule wechselte.

Luke und ich stiegen ein und er fuhr los. Wir sprachen nicht miteinander, was mich unruhig fühlen ließ. Als auch plötzlich er dann in die andere Straßenseite abbog, welche definitiv nicht nach Hause führte, beschloss ich mich die Stille zu brechen.

,,Das ist nicht der Weg nach Hause.", sprach ich, doch er konzentrierte sich immer noch auf die Straße und antwortete erst dann, als er vor einem weißen großen Haus parkte. Ich war immernoch damit beschäftigt das Haus abzuchecken, doch Luke musterte mich.

,,Ann, das ist das Haus von deinem Vater..."

Es lief mir eiskalt über den Rücken. Zu hören, wie mein Freund mich mit der schlimmsten Sache treffen konnte.
Wieso tat er sowas?

Wütend, aber auch verwirrt sah ich ihn an, doch brachte kein Wort raus.

,,Er wollte, dass wir nach der Schule vorbeikommen."

,,Und du hast einfach zugesagt?!", fragte ich ihn sauer, während er versuchte meine Hände zu halten, doch scheiterte.

,,Luke, ich hasse ihn. Und das weißt du. Trotzdem tust du-"

,,Ann, er möchte mit dir reden.", unterbrach er mich verzweifelt.

,,Weißt du was? Ich werde da nicht reingehen. Ganz einfach."

Als ich meine Arme vor der Brust verschränkte, seufzte Luke sofort und sah nach vorne.

,,Du verhälst dich so kindisch. Unfassbar.", murmelte er und dies ließ mich mehr wütender werden, als ich es schon war. Doch bevor ich überhaupt dazu kam ihn erneut anzuschreien, legte er seine Lippen auf meine und ich vergaß alles für einen Moment.

Er machte es so extra! Aus diesem Grund könnte ich ihn bis zum Mond schießen, aber irgendwie war es mir lieber, als zu streiten.

Luke löste sich und sah mir tief in die Augen.
,,Für mich. Bitte."

Eine andere Wahl hatte ich nicht.
Dies war klar.
Ich stieg aus und lief zur Eingangstür, als Luke mir dann folgte und sofort klingelte. Nach einigen Sekunden öffnete mein Vater die Tür.
Er sah mich lächelnd an. Aber es war nicht dieses Lächeln, welches nichts zu bedeuten hatte - Im Gegenteil, es bedeutete ihm sehr viel.
Das sah ich.
Zwar hatte ich ihn seitdem ich sechs war nicht gesehen, doch hinter seinem Lächeln steckte viel mehr.

Und irgendwie wurde mir plötzlich schwindelig und übel.

Angel Ine Where stories live. Discover now