29 | „Angel..."

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***

Ich klopfte sanft an Luke's Tür und ging dann rein. Er war gerade am Schreiben.

,,Störe ich?", fragte ich vorsichtig.

Er schüttelte seinen Kopf und ich näherte mich zu ihm an den Schreibtisch. Identifizierend schweifte ich meinen Blick auf die Blätter, die verwüstet auf dem Tisch lagen. Langsam nahm ich mir eins, das fast kaputt war, in die Hand und ließ laut vor.

,,Manchmal da sollte man Menschen denen man früher keine Chance gab jetzt eine Chance geben. Sie haben eine Chance verdient. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Die Gedanken, die wir nicht aussprechen können, sollten uns nicht auffressen, denn genau sie sind unsere Hilfe. Die Gedanken, die wir nicht aussprechen können sollten unser inneres Ich nicht zerstören. Sie sollten uns Frieden geben. Denn genau da, wo unser Ende liegt, liegt auch unser Anfang. Wenn wir denken würden, dass alles, was wir vorhaben, falsch ist, dann sollten wir langsam etwas dagegen unternehmen, denn auch wenn es falsch ist. Jeder verdient eine zweite Chance. Die Art wie man sie nutzt ist wichtig."

Ich war sprachlos und lächelte vor mich hin. Das waren echt schöne Worte. Den Blick auf Luke gerichtet trafen sich unsere Augen.

,,Das hast du geschrieben?", fragte ich.

,,Das gefällt mir nicht so. Ich-"

,,Gefällt dir nicht? Was zur Hölle? Luke, dass ist richtig gut!", unterbrach ich ihn und begab mich zum Stehen mit dem Blatt in der Hand, ,,Ich habe noch nie etwas gefühlvolleres gelesen, als das in meiner Hand."

Er stand auf und näherte sich zu mir.
Plötzlich geschah etwas, wo ich nicht wusste, was ich tun sollte. Er sah mir tief in die Augen und nahm das Blatt, während er bewusst meine Hand berührte, weg, sodass ich erst Sekunden später bemerkte, dass ich das Blatt nicht mehr hatte. Ich konnte meine Augen nicht von seinen nehmen.

Was war das?
- Du bist verliebt!
Was? Nein! Auf gar keinen Fall, ich weiß doch nicht einmal, was Liebe ist?
- Das ist Liebe. Du spürst es.
Vergiss es!

Ich führte einen inneren Dialog mit mir selbst und dies ruinierte die ganze Situation, denn ich blickte wohl verwirrt.
,,Was ist?", fragte Luke lächelnd und saß sich mit dem Blatt wieder hin.

Unregelmäßig atmete ich und richtige daraufhin meine Haare.

Beruhige dich!
Was ist los mit dir?

,,Gehen wir gleich raus?", fragte er plötzlich ohne mich anzusehen und ich überlegte.
,,Klar."

,,Gut."

Er schrieb noch kurz was und dann gingen wir runter. Ich richtete meine Strickjacke und Jane sah uns verwirrt an.

,,Mom, wir gehen kurz Luft schnappen."

,,A-Aber es ist spät u-"

,,Jane. Lass die Kinder doch gehen. Wir waren auch Mal jung.", unterbrach Kat sie und schaute uns dann lächelnd an. Sie zeigte nickend auf die Tür, doch bevor wir gehen konnten, gab Jane, Luke noch seine Autoschlüssel.

Wir gingen raus und stiegen ein.

,,Ziel?", fragte ich und er startete das Auto, fuhr los.

,,Raydem Bar."

Überrascht schaute ich ihn an, doch er konzentrierte sich nur auf die Straße.

Er wollte mich wirklich zu der Bar bringen, wo er auftretet?

Lange fuhren wir nicht, nur kurz, dabei war mir aufgefallen, dass wir auch laufen könnten. Wir stiegen aus und betraten die Bar. Es lief laute Musik und die Leute verhielten sich nicht, als wären sie auf einer Party. Sie amüsierten sich, während sie die Musik hörten und etwas tranken.

Als ich die Gegend analysierte, klopfte Luke mir leicht auf die Schulter.

,,Willst du was trinken?", fragte er ganz nah an meinem Ohr, sodass ich Gänsehaut bekam. Als er sich löste, schüttelte ich meinen Kopf.

Die Leute tranken hier Alkohol und ich hatte ein heftiges Problem mit dem Trinken. Ich wusste einfach nicht, wann Schluss ist.

Plötzlich ohne daß ich etwas richtiges sah, boxte jemand gegen Luke - das hörte ich.

Erschrocken blickte ich dem Mistkerl Bryce ins Gesicht, als er seine Hand grinsend schüttelte, weil es anscheinend weh tat. Luke bekam die Kontrolle und ging auf ihn zu.

,,Was ist dein Problem?!", schrie er.

,,Ich werde dir so weh tun, dass du es nicht einmal selbst realisieren wirst. Ich werde dir dein wertvollstes Stück nehmen und glaube mir, wenn ich das tue, wird es richtig schmerzen, ohne dich einmal zu berühren.", antwortete Bryce selbstsicher zurück und niemand verstand was er meinte.

Wertvollstes Stück?

,,Du Bastard, hast mir doch schon Alexia weg genommen! Was willst du noch tun?!", schrie Luke und nun hielt ich ihn fest.

Was hatte Bryce mit Alexia's Tod zu tun?
Wieso hat Luke es mir nicht erzählt?

,,Luke, beruhig dich!", schrie ich zurück und alle Augen waren auf mich gerichtet, während ich nur in Luke's sah.

,,Wir werden sehen... Wo ich dich am besten treffen kann.", sprach Bryce und verschwand wieder.

Ich richtete meine Haare und atmete tief Luft aus, während ich immer noch Luke's Arm berührte. Er sah mich wütend an und ich merkte, wie er zitterte. Schnell zog ich ihn mit raus, damit wir in Ruhe reden konnten und nicht uns gegenseitig anschreien, da die Musik so laut lief.

Angekommen draussen fing ich sofort an zu sprechen.

,,Alles in Ordnung?"

,,Ja. In etwa."

Augen rollend blickte ich ihn ins Gesicht, während er weg sah. Ohne zu bedenken fasste ich ihm am Kinn an, wo er den Schlag bekam und drehte seinen Kopf langsam zu mir.

,,Das wird blau.", sprach ich und verzog mein Gesicht dabei.

Irgendwie schmerzte mein Herz, als ich den Satz sagte. Er hatte sich verletzt und das tat bestimmt weh.

,,Egal.", murmelte er und kurz schweifte mein Blick über seine Lippen.

Er befeuchtete seine Lippen, wie damals - aus Nervosität. Grinsend sah ich sofort weg.

,,Wieso dieses Grinsen?"

Ich hörte diesen Satz schon so oft, dass ich schon wusste: Wenn ich Mal grinsen sollte, kommt dieser Spruch.

,,Ich weiß etwas über dich, was du wahrscheinlich gar nicht weißt.", sprach ich und er zog seine Augenbrauen zusammen, während er seine Arme vor der Brust verschränkte.

,,Ach ja? Was denn?"

,,Immer wenn du nervös bist, feuchtest du deine Lippen."

Kurz herrschte Stille und ich hätte mir am liebsten eine reingehaut.

Bin ich bescheuert oder wieso sagte ich das gerade?

,,D-Das... Das wusste ich wirklich nicht.", entgegnete er und ich lächelte.

,,Hatte ich doch gesagt."

,,Ich weiss auch was über dich, was du wahrscheinlich nicht weißt."

Verwirrt stand ich da und versuchte herauszufinden, was er meinte.

Was kann es sein?
Meine Lieblingsfarbe?
Nein. Es ist ja nichts besonderes.

,,W-Was denn?", fragte ich vorsichtig und er lächelte.

,,In deinem Namen steckt das Wort Angel, das so gut wie Engel auf Englisch bedeutet."

Angel Ine Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin