47 | „Fahr mich zur meiner Mom."

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,,Angeline...", begrüßte er mich und ich kniff leicht meine Augen zusammen, weil ich nur noch schwarz mit Sternchen sah. Das dumpfe Geräusch in meinen Ohren konnte ich nicht überhören und es brachte mich in den Wahnsinn.

Plötzlich krallte ich mich an Luke's Arm und öffnete meine Augen schnell. Er wusste, dass etwas nicht mit mir stimmte, deswegen packte er mich am Arm und ging mit mir rein, während ich mich wieder auf der Couch fand. Mein Vater drückte mir ein Glas Wasser in die Hand und hastig schluckte ich alles runter. Nach einigen Minuten ging es mir besser und ich konnte wieder durchatmen.

,,Wir können auch gehen, Ann.", flüsterte mir Luke ins Ohr.

,,Zu spät.", murmelte ich und blickte mein Vater an.
Er sah mich traurig an, doch ich versuchte es zu übersehen. Das allerletzte was ich wollte war, dass jemand absichtlich traurig wurde wegen mir. Und dieser jemand hatte meine Aufmerksamkeit nicht verdient.
Ganz und gar nicht.

Ich sah mich um und das Haus schien wirklich neu betreten zu sein, denn es fehlten einige Dekorationen und in zwei Ecken lagen Kartons.

,,Ich bin noch nicht fertig, aber bald.", teilte er mir mit, doch ich antwortete nicht darauf.

,,Wirst du für immer in dieser Stadt bleiben?", fragte ich leicht nervös und spielte mit meinen Fingernägel, da ich wirklich nicht wusste, was mein Vater von mir wollte und was ich hier überhaupt suchte.

,,Ich nehme an, ja.", antwortete er und ich nickte.

Während ich auf dem Boden sah und versuchte gedanklich Thesen aufzustellen, fing Dad schon an zu sprechen.

,,Ich wollte dir mitteilen, dass deine Mutter für eine Weile im Krankenhaus sein wird und sie wollte, dass ich gut auf dich aufpasse."

Meine Augen weiteten sich und ich sah ihn verwirrt, aber auch geschockt an.

,,W-Was? Wieso?!"

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Luke mich verwundert an sah.
Wahrscheinlich fragte er sich, wieso ich so viel Interesse auf einmal gegenüber der Frau zeigte, die sich ihr ganzes Leben lang kein bisschen für mich interessierte.
Wieso ging es mir überhaupt so komisch, als ich erfuhr, dass sie im Krankenhaus ist?
Warum war sie überhaupt im Krankenhaus?

,,Man fürchtet eine Persönlichkeitsstörung."

Die Hand platzierte ich auf meine Stirn und sah auf den Boden.

Ich wusste, was eine Persönlichkeitsstörung war. Ich kannte mich aus. Aber wieso war es so plötzlich? Suchte sie Aufmerksamkeit von mir?

,,Ihr geht es wirklich schlecht, Ann. Sie braucht jemanden."

,,Dann sei doch bei ihr.", zischte ich und Luke drehte mich zu ihm, sah mir bedeutend in die Augen.

,,Tu es nicht.", sprach er leise.

Die Wut gegenüber meiner Mutter verblasste kein bisschen. Ich konnte ihr jetzt nicht sofort Fürsorge zeigen.

Langsam wandt ich mich wieder zu meinem Vater.

,,Seit wann?", fragte ich.

,,Gestern. Sie hatte mich angerufen, weil sie ins Krankenhaus wollte und danach hatten mir die Ärzte genau das mitgeteilt."

Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und atmete tief durch. Dann stand ich sofort auf und ging raus, stieg ins Auto und wusste, dass Luke gleich kommen würde.

Sollte ich zu meiner Mutter?
Sollte ich ihr beistehen?
Was, wenn sie nur spielte um mich zurückzubekommen und mir das Leben weiter zu manipulieren?

Ich musste mit ihr reden.

Als auch Luke ins Auto stieg, blieb er kurz still und wartete, bis ich was sagte.

,,Fahr mich zur meiner Mom."

Er blickte mich überrascht an und sofort huschte ihm ein Lächeln über die Lippen.

,,Das ist eine gute Entscheidung.", entgegnete er und ich lächelte leicht zurück. Er fuhr los und ich dachte über verschiedene Möglichkeiten nach, wie ich mit meiner Mutter reden konnte.

Angel Ine Where stories live. Discover now