13 | „Niemand ist perfekt."

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,,Mom, sie sind da!", schrie Lyve und öffnete die Tür.
,,Ja und wir haben dein Lieblingseis geholt, Prinzessin.", antwortete Luke und wir gingen rein.

,,Hey... Wie war's?", begrüßte uns Jane. Luke gab ihr die Tüte.
,,Echt toll.", antwortete er und Jane sah in die Tüte. Anschließend seufzte sie.

,,Luke! Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht essen darf."

Luke ging lachend in die Küche, wusch sich zuerst die Hände und saß sich dann an den Tisch.

,,Ich habe extra auf euch gewartet.", gab sie bekannt und ich tat das selbe wie Luke.

,,Ann, schau Mal.", sagte Lyve und ich sah die DVDS in ihrer Hand.
,,Welches?"

,,Das was du möchtest, Lyve.", entgegnete ich lächelnd.

,,Die Schöne und das Biest?", fragte sie und ich nickte.
,,Können wir machen."

,,Lyve. Hände waschen und dann an den Esstisch.", befahl Jane und Lyve tat was sie sagte.

***

,,Jane, Ehm...", fing ich an und sie hob ihren Kopf von den Nachrichten.
,,Ist es möglich die Schule zu wechseln, ohne eine Einverständniserklärung der Eltern?", fragte ich vorsichtig und sie sah mich verwirrt an, während Luke den Blick auf mir heftete.

,,W-Weiß ich nicht. Ich denke nicht. Aber... Warum fragst du?", fragte sie und ich sah sofort zu Luke.
,,Ehm..."
,,D-Der Film!", unterbrach mich Luke und ich sah ihn verwirrt an,
,,Also im Kino. Da war ein Mädchen, dass die Schule wechseln konnte ohne die Einverständniserklärung der Eltern."

Ich sah ihn erleichtert an. Man, liebte ich es, wie er mir den Hintern rettete.

,,Ja, dass sind auch Filme.", sagte Jane nur Schulterzuckend und widmete sich wieder an ihre Nachrichten auf dem Handy.

Ich lächelte Luke zwingend an, während er Erleichterung zeigte.

,,Lyve, möchtest du morgen zu Katherine?", fragte Jane, doch Lyve antwortete nicht. Das konnte sie nicht, denn sie war eingeschlafen.

,,Lyve...?"

,,Sie schläft.", gab ich zu verstehen und sie näherte sich zu Lyve.

,,Oh, mein Baby... Wie süß sie schläft.", schwärmte Jane und hob sie hoch, während ich sie beobachtete.
,,Mama bringt dich jetzt zum Bett, Süße..."

Sie ging die Treppen hoch und ich hörte nicht auf sie zu beobachten.

Wieso wurde ich nie so behandelt?
Wie war ich eigentlich drauf nachts? Wenn ich auf der Couch einschlief, ließ Mom mich einfach dort liegen und das war es dann auch. Ohne Kissen oder Decke. Aber es war auch meine Schuld, ich hätte nicht auf der Couch schlafen sollen.

,,I-Ich gehe kurz nach oben.", gab ich bekannt, stand auf und ging in mein Zimmer.

Ich lag mich aufs Bett und starrte die Wand an, ohne zu überlegen. Eine gute halbe Stunde lag ich da und dann ging ich wieder runter, doch Luke war nicht da. Er war auch nicht in seinem Zimmer, also beschloss ich mich zur Garage zu gehen, doch da war er auch nicht.

Wo war er? Ich suchte das ganze Haus ab, doch fand ihn nicht. Ich sah zum Garten und da lag er auf der Wiese.
Erleichtert näherte ich mich ihm zu ohne etwas zu sagen und starrte den Himmel an.

,,Als Kind schlich ich mich immer in den Garten und sah die Sterne an, wenn ich ein schlechtes Gewissen oder so hatte.", fing er an und ich hörte ihm zu.
,,Es beruhigte mich einfach immer und ich dachte nach."

Wieso erzählte er mir sowas?

,,Wieso hast du jetzt ein schlechtes Gewissen? Ich meine... Dein Leben ist perfekt.", sagte ich langsam und er schüttelte den Kopf, sah mich an, während sich unsere Blicke trafen.

,,Niemand ist perfekt."

,,Aber dein Leben scheint besser zu laufen, als von einigen.", entgegnete ich und er sah wieder den Himmel an, während ich ihn musterte.

,,Ich weiß nicht einmal wer mein Vater ist...", fing er an und ich sah ihn geschockt an, doch er mich nicht.
,,Erinnerst du dich, als ich sagte, dass ich quasi mit meiner Mom studiert habe?"

Ich nickte.

,,Sie hatte einen Freund in der Uni Phase. War feiern und so... Halt das was Jugendliche tun würden. Dann hat mein Vater sie verführt und ja, dann bin ich entstanden. Als meine Mom dann ihm erzählt hat, dass sie schwanger sei, hat er die Stadt gewechselt und seit dem hört sie kein Wort mehr von ihm."

,,Und Lyve?", fragte ich.

,,Meine Mom hat nach meinem Dad niemandem mehr vertraut. Als ich 12 war kam sie eines Tages mit Lyve nach Hause. ,,Luke, dass ist deine Schwester. Lyve", sagte sie. Ich weiß noch wie ich mich gefühlt hatte. Ich schwebte im siebten Himmel, weil ich mich so sehr gefreut hatte auf ein Geschwisterchen. Das war sozusagen, dass beste Weihnachtsgeschenk, das ich je von Mom bekam. Lyve ist also adoptiert."

Ich sah ihn mitfühlend an.

,,Bei deinem Telefonat mit deinem Vater. Da... Da hatte ich mich in deine Lage versetzt. Die Worte, die du aussprachst, dein Gesichtsausdruck, deine Stimme, die immer wieder schwankte. Alles war das, was ich auch meinem Vater sagen würde. Außer halt das mit Mutter und Fürsorge. Denn Mom gab alles, damit ich diese Tage überhaupt erleben konnte."

Ich erinnerte mich zurück. An den ersten Tag, als ich im Zimmer von Luke, das Buch, das für sein Vater geschrieben wurde fand. Nun gab alles einen Sinn.

,,Das mit deinem Vater tut mir leid. Ich wusste es nicht...", sagte ich leise und sah ihn an. Er setzte ebenfalls den Blick auf mich und sprach:
,,Das weiß niemand."

Ich sah ihn verwirrt an. Eine Weile herrschte Stille, während er sich die Sterne an sah.

,,Wieso hast du es mir erzählt?", fragte ich vorsichtig.
Er lachte gezwungen.
,,Stimmt. Das war ein Fehler.", entgegnete er und stand auf. Sofort stand ich mit auf und hielt ihm am Arm.

,,Denkst du, ich erzählte so etwas weiter?", fragte ich ein wenig enttäuscht.

,,Nein. Nein, aber-"

,,Aber, was?", unterbrach ich ihn und sah ihn in die Augen.

,,Immer wenn ich mich an ihn erinnere, versuche ich irgendwelche Gründe zu finden, wieso er eine schwangere Frau zurückgelassen hat. Oder ob er mich nie wollte. Wieso wollte er mich nicht? War er so feige ein Kind aufzuziehen? Verstehst du es jetzt? Ich werde sauer und mein Hass gegenüber ihm steigt immer wieder, wenn ich über das denke, immer Gründe suche, immer versuche es zu verstehen oder... I-Ich meine, ich versuche mich in seine Lage hineinzuversetzen, es geht nicht. Ich hätte so etwas niemals getan, ich... Ich würde meinen Sohn kennenlernen wollen und sowas nicht tun und genau deswegen hasse ich über ihn nachzudenken-", unterbrach ich ihn mit einer Umarmung. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und fühlte auf meiner Brust sein Herzklopfen. Es raste. Sein Atem in meinen Ohren waren zu laut und zu schnell. Ich verzog mein Gesicht und er erwidert erst viel später die Umarmung.

Angel Ine Where stories live. Discover now