Kapitel 01 - Schwarz, weiß & dunkelrot

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PoV: Karma

"Du bist eine einzige Enttäuschung!", schrie meine Mutter mich in wütendem Tonfall an. Ihre rot-gelben Augen sahen direkt in die meine, sie spiegelten den Stress wieder, den sie mit ihrer Wut unterdrückte. Ich für meinen Teil blieb ruhig und sah sie mit einem leichten, provokanten Grinsen auf den Lippen an. In meinem Kopf spielten sich derweil gleichzeitig einige Szenarien ab, welche allesamt von meinen verschiedenen Entscheidungen abhängen würden.
Vielleicht sollte ich ihr vorwerfen, was sie sich erlaube, dass ich so niemals wieder aus dem "tiefen Loch" finden kann?
Jedoch könnte ich auch einfach schweigen und sie anlächeln, eine amüsante Vorstellung, wie sie verzweifelt versuchen würde, meine Reaktion zu deuten.
Ich hatte viele Möglichkeiten.
Jedoch sollte ich nicht gereizt auf ihre Provokation wirken. Sollte ich ihr entgegenkommen?
Vielleicht.
Doch wäre es nicht viel zu einfach, würde ich ihr einfach zustimmen?

Schnell ging ich die einzelnen Szenarien durch. Egal was ich machen würde, wie ich handeln würde, es würde in reinem schwarz enden. Und das nicht etwa, weil ich derjenige bin, der fallen wird, nein. Niemand wird fallen. Niemand wird fallen, weil wir alle schon gefallen sind. Viel zu tief, als dass wir uns noch befreien könnten. Es ist die Enttäuschung. Die Vorwürfe der Enttäuschung, die uns uns selbst immer weiter in die Abgründe stürzen lassen lässt.
"Ach, bin ich das?", fange ich an, während ich darauf achte, ihr mit einem sadistischen Lächeln direkt in die Augen zu sehen. "Vielleicht hast du recht. Vielleicht habe ich dich wirklich enttäuscht. Aber was bringt es dir, mir das zu sagen, wenn ich es doch kapiert habe? Wenn es dein Ziel ist, mich zu demotivieren, wirst du mich nur weiter in die Dunkelheit schubsen." als ich ihren perplexen Blick sah, entfuhr mir ein psychotisches Lachen.

Noch mehr lachend zog ich ein Taschenmesser und hielt es ihr mit festem Griff entgegen. Ich stand auf, näherte mich ihr mit langsamen Schritten, woraufhin sich der Stress, der sich in ihren Augen deutlich widerspiegelte, sich langsam in Nervosität verwandelte.
"Was...", sagte sie verwirrt. Ich grinste sie an und ging weiter auf sie zu. Sie wich immer weiter zurück. So weit, bis sie irgendwann mit dem Rücken zur Wand stand und nicht weiter konnte. Das Grinsen schwand, als ich mir das Taschenmesser selbst an den Hals hielt. Ich setzte an. Langsam zog ich das Messer durch. Die Nervosität, die meine Mutte ausstrahlte, wandelte sich in Besorgnis um.

Besorgnis? Wieso sollte sie besorgt sein?

Ich versuchte so gut ich konnte, mich nicht von meiner Verwirrtheit beirren zu lassen, und fing an zu sprechen.
"Und eventuell bin ich auch schon so tief gefallen, dass mir der Tod die einzig vernünftige Lösung scheint, um aus dem Desaster von schwarz-rot herauszufinden." gerade, als sie mit ihrer rechten Hand nach dem dunkelrot gefärbten Taschenmesser an meinem Hals greifen wollte, nahm ich es selbst weg.

Die recht dünnflüssige Flüssigkeit rann allmählich an mir hinunter. Meine Kleidung färbte sich vereinzelt rot ein, bis die dunkle Substanz begann auf den Boden zu tropfen. Bei dem Anblick meines Blutes bildete sich ein schwaches Lächeln auf meinen Lippen.
Es beruhigte mich auf komische Art und Weise. Aber gleichzeitig ließ es mich mich schlecht fühlen, so schwach, weil es mein eigenes Blut war. Mit dem Handrücken wischte ich das Blut, welches in unmittelbarer Nähe unter der offenen Wunde war, ab und betrachtete es mit fasziniertem Blick, welcher gefesselt von dem wunderschönen Anblick, der sich mit bot, war. Es war ein angenehm schmerzvoller Kontrast zu all dem schwarz und weiß.

Das Leben gleicht einer anfangs weißen Leinwand. Alles wirkt bittersüß, so grauenvoll schön. Doch werden die bunten Pinselstriche, welche nach und nach zu einer angenehmen Schönheit werden, langsam und qualvoll durch einen trostlosen Schwarzton ersetzt. Die Pinsel setzen sich immer mehr durch, weiß wird zu schwarz. Das einst so positive Empfinden des Geschehens wird zu einer qualvollen Folter, die mit jedem Atemzug schmerzhafter wird.
Und mit einem Mal wird von meiner eigenen Kraft aus ein scharfes Messer in die Leinwand gerammt, wodurch eine dunkelrote Farbe das scheinbar unaufhaltsame schwarz übertönt.

Abrupt überkam mich das Gefühl von Schiwndelkeit. Ich merkte, wie ich anfing zu zittern und mir übel wurde, alles um mich herum drehte sich, war verschwommen. Ich ließ mich mit lautem Gelächter zu Boden fallen, mein Taschenmesser rammte ich mir dabei versehentlich in die Hand. Der Fall zu Boden kam mir unrealistisch lang vor. Alles spielte sich in Zeitlupe ab. Die verschiedenen Eindrücke veränderten sich zu schwarz mit weißen Umrissen, bis sich die Konturen mit dem schwarz zu einem dunkelgrau vermischten und letztendlich ein komplett schwarzes Bild vor meinen Augen zu erkennen war.

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt