Kapitel 34 - Devil's Promise 4/4 | Sklaverei des Schicksals

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"Du hast schon verloren, E-Klässler."

Autsch. Wie recht er hat.

"Also; was hast du noch zu verlieren, Asano?", Akabane sah mir intensiv in die Augen, woraufhin mein Blick sich schnell auf meine Hände richtete.
"Warum sollte ich dir das anvertrauen?", ich traute mich wieder aufzusehen, so sah ich das kühle Lächeln, das sich auf den Lippen des Braun-goldäugigen gebildet hatte. Dieses Lächeln kam mir so bittersüß bekannt vor.
"Weil ich doch weiß, wie das ist." sein Tonfall klang so, als sei es das Selbstverständlichste, als sei ich ein dummer Idiot, dem dieses offensichtliche Detail nie aufgefallen ist. Seine Stimme klang bewusst provokant. Doch anstatt darauf einzugehen, sah ich Akabane nur mit einem fragenden Blick an. Sein Lächeln löste sich, er sah mich undurchdringlich an, ohne jegliche Art von Gefühl.

"Was ist denn jetzt?", fragte ich verwirrt, in der Hoffnung, eine vernünftige Antwort zu bekommen. Anstatt mir zu Antworten zog er einfach seinen Ärmel hoch.
Verdammt.
Seine Arme zierten viele Narben, von Schnitten sowie von Brandwunden. Und die zwei größere Narben. Zudem erkannte ich noch einige blaue Flecke und Blutergüsse. Sofort wusste ich, was los sein musste.
"Weißt du jetzt, was ich meinte?", fragte er scharf, woraufhin ich nur langsam nicken konnte.
"Aber, uhm, wer...?", ich war mir bei meiner Frage sehr unsicher. Das musste wohl ein empfindliches Thema bei ihm sein.
"Hast du gerade kennengelernt." zischte er verächtlich. Das erklärte einiges. Wieder konnte ich nur ein einfaches Nicken erwidern.

"Und wi-", weiter kam ich nicht, da Akabane mich mit einem Lachen unterbrach. "Was ist so witzig?", fragte ich dann mit einem schroffen Unterton. Nach einiger Zeit beruhigte sich der Rothaarige.
"Witzig ist, dass ich wusste, dass du das fragen würdest", zwar hatte er aufgehört zu lachen, aber sein amüsiertes, selbstgefälliges Grinsen konnte er sich wohl nicht verkneifen.

War er nicht vor zwei Minuten noch komplett gefühlskalt? Ich versteh diesen Jungen nicht. Entweder ist er viel zu leicht zu amüsieren oder hat heftige Stimmungsschwankungen. Wahrscheinlich beides.

"Ich hab nicht mal ausgesprochen." entgegnete ich sichtlich verwirrt von seinem plötzlichen Sinneswandel. Er hielt sich eine Hand vor den Mund, wohl um einen weiteren Lachanfall zu unterdrücken.
"Ich hab ein anderes Ventil für meinen Frust gefunden, etwas, das mich ablenkt,"meinte er, schon viel ruhiger als einige Sekunden zuvor. "Und nein, ich verrate dir nicht was."

Woher weiß er das?!

"Tja, ich kann halt Gedanken lesen."  ich sah ihn fast schon verstört an, als sähe ich statt Akabane einen Geist oder so etwas in der Art vor mir.
"Wirklich?", ich klang wohl ziemlich verwirrt, wie ein naives Kleinkind, das zum ersten Mal die banale Aussage seines älteren Geschwisterkindes hinterfragt.
"Ähm, was?", nun sah auch mein Gegenüber verwirrt von meiner Reaktion aus. Nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens, in der ich jede Sekunde das Ticken der Uhr gezählt hatte, brach Akabane in ein nur noch lauteres Gelächter als zuvor aus. "Natürlich nicht, Idiot!", bekam er gerade so zwischen seinem Anfall heraus. Als ich die Situation realisierte, musste ich auch leicht lachen. Und es war ehrlich, auch wenn der Grund ziemlich absurd klingen mochte. Nach Jahren konnte ich wieder ungezwungen lachen, nicht nur als freundliche Geste. Es verhielt sich wie mit dem Lächeln, es fühlte sich gut an. Bisher haben mir wohl immer nur die Gründe oder der Wille gefehlt.

Auch als wir uns beruhigt hatten, musste ich noch schmunzeln, wenn ich an diesen komplett absurden Vorfall dachte. Akabane hatte permanent ein Grinsen auf seinen Lippen. "Wie lange ist's jetzt her, seit du das letzte Mal ehrlich gelacht hast?"
"Ein paar Minuten." antwortete ich provokant.
"Ha. Ha. Ha."erwiderte er augenverdrehend, was ich mit einem Verschränken meiner Arme quittierte. "Im ernst, wie lange?"
"Lange."
"Schon unvorstellbar, dass sich das nun ausgerechnet wegen mir geändert hat, nicht?", fragte er sarkastisch. Ich nickte.
"Das Schicksal hat seine eigene Art von Humor." meinte ich nur ironisch, woraufhin Karma schon wieder ernst wurde.

"Glaubst du an das Schicksal?", war seine Frage, die ich nur mit einem Blick, der sich zum Boden richtete, beantworten konnte. Glaubte ich daran? Ich wusste es nicht.
"Ich weiß nicht, vielleicht." erwiderte ich.
"Irgendeine höhere Macht, die all das hier bestimmt. Unser ganzes Leben ist schon geplant und wir können nichts dagegen tun, sind gezwungen, so zu leben. Wir sind Sklaven des Schicksals." er blickte nachdenklich aus dem Fenster heraus, während seine Worte in meinem Kopf wieder hallten. Sie brannten sich in mein Gehirn ein. Ich fand keinen klaren Gedanken, so sehr hatten mich diese einfachen Worte gefesselt.

Vielleicht hat er Recht. Vielleicht bin ich versklavt. Versklavt von meinem Ansehen.

Wie lächerlich.

"Wenn das so ist, dann will ich das ändern. Sklaverei wurde vor Jahren abgeschafft, also können, nein, dürfen wir keine Sklaven des Schicksals sein. Ich will das nicht!"

"Dem Schicksal sind keine Grenzen gesetzt, Gakushū."

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWhere stories live. Discover now