Kapitel 19 - »Versprochen.«

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Ich bemerkte, dass Asanos Blick auf meinem Handgelenk lag. "Was ist?", fragte ich ihn. Er deutete auf zwei Narben, eine relativ gerade und eine ziemlich ungerade. Wenn auch zögerlich fing er an zu sprechen.
"Was... Was ist da passiert..?", es war ihm wohl unangenehmer die Frage zu stellen, als mir die Antwort war.
"Ich bin gestorben."

PoV: Gakushū

Ich wusste ganz genau, was Akabane mit seinen Worten meinte, doch ich fragte mich die meiste Zeit über, was der Auslöser dafür war. Mittlerweile stand ich neben Ren am Bahnhof. Ich ging mit zu ihm.
"Tut mir leid...", sagte ich leise zu ihm.
"Was tut dir leid?"
"Ich... Ich hätte dich nicht verletzen dürfen..."
"Es ist okay, Gakushū, wirklich."
"Nein, ist es nicht..! Hätte ich das nicht getan, wäre das alles nie passiert..."
"Was alles?"
"Mein Vater ist nicht sehr begeistert davon, dass ich in der E bin..."
"Verstehe schon.."

Manchmal wünsche ich mir, dass du wirklich verstehst und nicht nur das verstehst, was du verstehen sollst. Naja, ich bin selbst Schuld.

Im Zug suchten wir uns zwei freie Plätze. Ren lebte mit seinem Vater und seiner jüngeren Schwester in einer Stadt, die mit dem Zug ungefähr eine Stunde von hier entfernt war. Er erzählte mir, dass sie planten, nach Tokyo zu ziehen, da der Schulweg für ihn selbst und Norie, seiner Schwester, so viel kürzer wäre und zum anderen, weil der Hauptsitz der Firma seines Vaters dort war. Ich wusste nicht viel über die Firma, doch was ich wusste, und was mir eigentlich auch schon reichte, war die Tatsache, dass meine leibliche Mutter dort arbeitete. Ich hatte sie seit elf Jahren nicht mehr gesehen.

"Hm... Ren, was ist eine Möglichkeit, zu sterben, wenn man jedoch noch lebt?", fing ich das Gespräch an.
"Wie genau meinst du das?", ich spürte seinen Blick auf mir liegen, während ich aus dem Fenster schaute.
"Wenn jemand stirbt. Wenn jemand innerlich stirbt," ich wandte mich vom Fenster ab und sah zu Ren. "Was könnte der Auslöser dafür sein?", der Braunhaarige sah mir die Augen, doch als er merkte, wie unangenehm es für mich war und wie sehr ich versuchte, seinem Blick standzuhalten, löste er den direkten Augenkontakt auf.
"Vielleicht stirbt man langsam, wenn man... wenn man immer so tut, als ob alles gut sei, man sich jedoch innerlich an seinen Lügen zerstört... Man bringt sich selbst innerlich um..", ich wandte meinen Blick dem Boden zu.
"Ja." Ren schien kurz zu überlegen und umarmte mich dann auf einmal einfach. Ich war erst etwas verwirrt, erwiderte die Umarmung jedoch.

"Danke...", wisperte ich, während mir plötzlich eine einzelne Träne mein Gesicht hinunter lief.
"Ich bin froh, dass du da bist, Gakushū..", sagte er leise, während er sich aus der Umarmung löste und mich vorsichtig an den Oberarmen festhielt, als sei ich eine fragile Glasfigur, die fiel und in sich zerbrechen würde, würde er mich loslassen. Er nahm eine Hand von meinen Armen weg und wischte mir die Träne aus dem Gesicht. Ich zuckte leicht zusammen und schloss reflexartig die Augen, so wie es bei jeder unerwarteten Berührung der Fall war. "Was ist los?"
"Nichts..."
"Ich weiß zwar nicht, was mit dir ist, aber ich bin für dich da.."
"Danke, schon wieder..."

Als wir unser Ziel erreicht hatten, entschied Ren nicht sofort zu sich nach Hause zu gehen, sondern noch etwas in der Innenstadt zu verweilen. Wir setzten uns auf eine Bank, die vor einigen bunt beleuchteten Wasserfontänen stand. Ich fand es sehr schön hier. Während ich die Fontänen betrachtete, spürte ich, wie der Junge neben mir näher zu mir heranrückte. Ich rückte unbewusst auch näher an ihn heran, bis dann mein Kopf an seine Schulter fiel. "Ich fühl mich müde..", murmelte ich leise vor mich hin. Mir mussten wohl ein paar Haarsträhnen ins Gesicht gefallen sein, denn ich merkte, wie Ren mir diese wegstrich.
"Sehr?", meine Augen sahen in sein Gesicht, er hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
"Geht..", sagte ich genau so leise wie vorher, woraufhin ich gähnen musste. Ich hörte, wie Ren etwas lachte. Meine Augen fielen zu. "Das ist nicht witzig.."
"Naja, abe-...", ich öffnete mühsam meine Augen, um ihm zu verdeutlichen, dass er weiterreden solle, doch ihm schienen die passenden Worte nicht einzufallen. "Ach, schon gut. Jetzt schlaf schon."
"Hier..?"
"Hier."
"Bei.. Bei dir...?"
"Ja, hier bei mir."
"Versprich mir, dass du bleibst..."

"Versprochen."

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt