Kapitel 13 - Einsam

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"Und deine Eltern sind nicht da?", fragte Asano mich, welcher als letztes die Wohnung betrat.
"Nein. Sind beide auf Geschäftsreise oder so.", mit diesen Worten schloss ich die Tür und ging vor in mein Zimmer.

Nagisa saß neben mir auf meinem Schreibtischstuhl. Entweder war der Stuhl groß- oder der Blauhaarige klein genug. Wahrscheinlich beides. Asano saß auf meinem zweiten Stuhl und blickte von seinem Handy auf den Bildschirm meines Computers. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er angerufen wurde.
Gakuhō Asano. Hm, ist wohl sein Vater.
Daraufhin schaltete er sein Handy schnell, scheinbar sogar panisch aus. Ich grinste kurz und wandte mich dann dem Bildschirm zu. Ich öffnete ein leeres Word Dokument sowie eine Powerpoint Präsentation. Auf der Präsentation erstellte ich eine neue Folie, auf die ich als Überschrift "Arten der Depression" schrieb. Im Hauptteil standen, nachdem wir gegoogelt hatten,
•Major Depression
•Psychotische Depression
•Pränatale und postnatale Depression
•Bipolare Störung
•Zyklothyme Störung
•Dysthymie
und
•Herbst-Winter-Depression.

"Ich übernehme die Zyklothyme und die Bipolare Störung. Streitet euch um die anderen fünf Punkte." sagte ich und schrieb in mein Dokument, wer was übernahm.
"Was?"
"Wir teilen uns auf. Jeder macht zwei, beziehungsweise drei Präsentationen. Diese legen wir dann zusammen."
"Ich mach Major Depression und die Psychotische Depression. Von mir aus auch noch Dysthymie." bestimmte Asano laut für sich. Nagisa nickte, ihm blieb keine andere Wahl, als die übrig gebliebenen Arten zu nehmen. Was ich jedoch nicht erwähnt hatte, war, dass ich meine Präsentation zum Thema Zyklothyme Störung noch hatte, daher musste ich mich nur ungefähr eine Nacht lang mit der Bipolaren Störung befassen und schon war ich fertig. Ich hatte die Angewohnheit, Dinge für die Schule immer nachts zu erledigen. Laut Aussagen meiner Eltern hatte ich mir das in der vierten Klasse angewöhnt, seitdem kam ich wohl nicht mehr davon los und litt unter mehr oder weniger schwerwiegenden Schlafproblemen, die zunehmend meinen Alltag erschwerten.

"Wir bestimmen per Zufall, was wir jetzt schon mal fertig stellen. Wir nummerieren von oben nach unten durch und einer von uns generiert eine der Zahlen." erklärte ich, woraufhin die beiden zustimmend nickten. Ich öffnete das Internet und suchte nach einem Zahlengenerator. Ich klickte auf "generieren" und erhielt die Zahl drei. "Pränatale und postnatale Depression. Hast Glück, Nagisa-CHAN.", sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht und sah den Blauhaarigen kurz an, bevor ich ein Deisgn für die Präsentation aussuchte. Meine Aussage gekonnt ignorierend verschwand Nagisas Gesicht hinter dem Display seines Handys.

Nachdem wir mit der Präsentation fertig waren, saßen wir im Wohnzimmerbereich auf dem großen Ecksofa. Jeder von uns hielt eine Tasse mit jeweils verschiedenem Tee in der Hand. Nagisa hatte Früchtetee, Asano, dem ich netterweise auch einen angeboten hatte, Kirschblütentee und ich selbst grünen Tee. Nagisa schien wohl zu versuchen, sich irgendwie mit dem Lilaäugigen anzufreunden, dieser wirkte jedoch ziemlich distanziert und abweisend.
"Ähm... Sag mal, ist er dir nicht etwas viel, wenn du drei Präsentationen machen musst?", er sah sein Gegenüber an, dieser nahm einen Schluck aus der Tasse, welche er kurz darauf auf dem Couchtisch abstellte.
"Nein, keine Sorge." wie auf Knopfdruck bildete sich während seines Satzes ein Lächeln auf Asanos Lippen. Mit meinen Augen wollte ich in seine sehen, jedoch wandte dieser seinen Blick ohne zu zögern der Tasse Tee zu. Nachdem er die Tasse, dessen Verzierung wie ein beschriebenes Blatt Papier aussah, in die Hand nahm, trank er erneut etwas daraus.
Ich blickte unauffällig zu Nagisa, dieser fing an zu sprechen. "Na gut, wenn du meinst..", noch während mein Blick bedacht strikt auf dem Jungen neben mir blieb, nahm ich mit der rechten Hand meine Tasse und nahm einen Schluck, ohne meinen Blick abzuwenden. Asano, den ich aus dem Augenwinkel heraus sehen konnte, verstand was ich ausdrücken wollte, weshalb er mich kurzzeitig verhasst, aber dennoch irgendwie flehend ansah.

Der Orangehaarige stellte seine Tasse ab und stand auf. "Ich sollte dann wohl besser gehen," er stand auf, Nagisa und ich taten es ihm gleich und begleiteten ihn zur Tür. "Bis morgen, oder so." nachdem ich die Tür geöffnet hatte, verschwand er auch schon.
"Nun sind wir wohl alleine, huh?", mit diesen Worten knallte ich die Tür genau so lautstark wieder zu, wie ich sie geöffnet hatte. Erschrocken blickte Nagisa zu mir hoch. Mir entfuhr ein Lachen.
"...erschreck mich nicht immer so..!"
"Jajaja." erwiderte ich grinsend und lief mit ihm zusammen wieder in mein Zimmer. Dort angekommen legte ich mich in mein Bett, Nagisa setzte sich zu mir. "Du solltest wirklich mal schlafen." sagte er.
"Nein, wird schon nicht nötig sein."
"Bitte.."
"Hm... Dann komm her."
"Was?"
Ich deutete auf den freien Platz neben mir. "Ähm... Na gut?"

Irgendwann später öffnete ich die Augen. Verwirrt musste ich feststellen, dass Nagisa und ich Arm in Arm lagen. Nagisa, wessen Gesicht ziemlich rot angelaufen war, wollte sich gerade von mir lösen, ich hielt ihn jedoch davon ab und zog ihn nur noch näher zu mir heran. "Lass mich nicht alleine...", murmelte ich geistesabwesend, als ich ihm für einen kurzen Moment direkt in die Augen blickte, danach schloss ich sie wieder.
Irgendwas war da. Irgendwas kam wieder hoch, was ich schon lange verdrängt hatte. Auf einmal fühlte ich mich so einsam. Mir war zwar bewusst, dass Nagisa bei mir war, doch mein Kopf machte mir immer mehr klar, dass ich alleine war. Dass ich das alles hier alleine durchstehen musste.
Zitternd klammerte ich mich fest an den kleineren Jungen neben mir, welchen ich sichtlich verwirrt haben musste.
"Bitte..."

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt