Kapitel 03 - Verirrt

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Die verschiedenen Eindrücke verändern sich zu schwarz mit weißen Umrissen, bis sich die Konturen mit dem schwarz zu einem dunkelgrau vermischen und letztendlich ein komplett schwarzes Bild vor meinen Augen zu erkennen war.

Geschockt riss ich die Augen auf. Ich setzte mich ruckartig auf und sah mich um. Zu erkennen war mein Zimmer, welches recht dunkel gehalten war. Ein brennender Schmerz durchfuhr meinen Hals und meine Hand, als ich mit meinen Füßen den Laminatboden berührte und aufstand. Schwankend schritt ich zu dem Ganzkörperspiegel, welcher sich an meinem Schrank befand. An meinem Hals sowie an meiner linken Hand befand sich jeweils ein Verband, welche beide rot gefärbt waren. Der eine mehr als der andere. Von dezenter Irritation übernommen hielt ich mir die rechte Hand an den Verband um meinen Hals. Der brennende Schmerz seitens meines Halses wurde größer. Als Antwort auf den Schmerz zuckte ich einmal kurz zusammen und nahm meine Hand innerhalb kürzester Zeit herunter.

Kopfschüttelnd wandte ich mich dem Spiegel ab und lief zu meiner Zimmertür. Mit der nicht verbundenen Hand hielt ich die silberfarbene Türklinke fest, drückte sie herunter, zog die Tür auf und ging heraus auf den Flur der kleinen, sozusagen zweiten Etage. Ich lief an dem Geländer aus Glas bestehend entlang bishin zu der rund verlaufenden Treppe, welche direkt in den Bereich der Küche, sowie des Wohn- und Esszimmers führte. Zu meinem Erstaunen sah ich meine Mutter auf dem weißen Sofa im Wohnzimmerbereich sitzen. Als sie mich erblickte, stand sie auf und lief zu mir.
"Ein Glück, dass es dir gut geht." sagte sie, während sie erleichtert seufzte.
"Interessiert dich doch eh nicht." murmelte ich mehr oder weniger absichtlich.
Meine Mutter jedoch hörte meine leise ausgesprochenen Worte, woraufhin ihre Miene sich verfinsterte. Meine Augen blickten ausdruckslos in ihre, sie wandte ihren Blick ziemlich offensichtlich von meinem ab. Ein schwaches Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.
"...Du bist für heute vom Unterricht befreit. Ich habe deine Lehrer bereits informiert." sagte sie trocken. Nachdem ich ihr mit einem Nicken geantwortet hatte, fragte ich sie ohne groß darüber nachzudenken, was vorgefallen war. Ich hatte keinerlei Erinnerungen daran.
Sie kehrte mir den Rücken zu und begann fast tonlos zu sprechen.
"Schon wieder." Verwirrung breitete sich in mir aus.
"Wa-"
"Du solltest deine Aufmerksamkeit anderen Dingen widmen." unterbrach sie mich, ging daraufhin zur Wohnungstür und schnappte sich eine dunkelblaue Jacke von der Garderobe. "Ciao." erwähnte sie knapp, als sie sich ein Paar schwarze Stiefel nahm und anzog. Ohne eine Antwort zu erwarten, verschwand meine Mutter auch schon mitsamt einem kleinen Koffer, den sie sich wohl schon vorher bereit gelegt haben musste.

Und schon war ich wieder alleine. Alleine mit meinen Gedanken. Mit den Gedanken, die mich hinterlistig überfielen, mich dazu brachten, eine Ansicht des Lebens zu haben, welche dafür sorgte, dass jede verschwendete Sekunde in anhaltendem Selbsthass endete, den ich wiederum in Blut ertränken würde.
Ich habe einen Verband an Hals und Hand. Ich muss mich wohl irgendwie verletzt haben, das ist klar.
Während ich meine Gedanken frei laufen ließ, ging ich in den monoton gehaltenen Küchenbereich. Ich nahm den Wasserkocher, füllte ihn mit Wasser aus dem Spülbecken auf und drückte, nachdem ich das schwarz-durchsichtige Gerät zurückgestellt hatte, auf den durchsichtigen Knopf, welcher sich rot färbte, als ich ihn betätigte. Mit meiner Hand, welche nicht verbunden war, öffnete ich einen Schrank, in dem sich einige Teesorten befanden. Gezielt nahm ich die Verpackung des Kirschblütentees, öffnete diese und nahm mir einen der verpackten Teebeutel heraus. Nachdem ich die Verpackung wieder verschloss und zurücklegte, öffnete ich einen anderen Schrank, in dem sich viele Tassen sowie Teller befanden. Ich nahm eine recht schöne weiße Tasse in die Hand, auf der die sich spiegelnden Silhouetten einer Stadt zu erkennen war. Als ich das heiße Wasser mit meiner verbundenen Hand in die Tasse goss, widmete sich die Aufmerksamkeit meiner Gedanken wieder dem Thema "Verletzungen" zu.

"Hm... Die Verbände sind beide rot gefärbt, womöglich sind es Schnitt- oder Stichwunden", sprach ich laut zu mir selbst, während ich den Teebeutel aus der Verpackung nahm und in das heiße Wasser ließ. "Was meinte sie nur mit "schon wieder"...?", fragte ich mich selbst. "Die Antwort muss wohl in der Vergangenheit liegen..", zu meinem Pech hatte ich daran genau so viele Erinnerungen wie an den Grund meiner blutigen Verletzungen; gar keine.

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWhere stories live. Discover now