Kapitel 18 - Todesurteil

198 17 0
                                    

"Und was hat dich zerbrochen?", fragte ich aus dem Nichts heraus. Ich blickte zu Asano, dieser wurde von meiner Frage sichtlich nervös. Er fuhr sich mit der linken Hand durch seine Haare, während seine Schritte schneller wurden. Ich passte mich seinem Tempo an.
"Das... Ich denke nicht, dass das dein Problem ist..."
"Ist es auch nicht, doch es interessiert mich."
"Es geht vor allem dich nichts an..."
"Ach nein? Es geht mich nichts an, warum ich dich zum Krankenzimmer begleite?"
"Korrekt..."
"Hast ausnahmsweise schon wieder recht." er verdrehte nur die Augen und ging kommentarlos weiter.

Als wir uns im Hauptgebäude befanden, machten wir uns schnell auf den Weg ins Krankenzimmer. Asano wollte es vermeiden, auch nur irgendwie mit den Anderen in Kontakt zu treten. Er lief viel schneller vor als mir recht war, sodass ich mich bemühen musste, ihn nicht zu verlieren. Sein Tempo verlangsamte sich, als wir uns in einem schmalen Gang mit verglasten Wänden befanden. Ich sah zuerst nach rechts und dann nach links. Direkt unter uns befanden sich die vielen Treppen, welche uns bis hier hin gebracht hatten. Es erstaunte mich tatsächlich, dass diese Schule trotz ihres, meiner Meinung nach zu schlecht umgesetzten Systems, zugegebenermaßen wirklich gut aussah.
Hm, wie viel das wohl gekostet hat?
"Viel." ertönte die Stimme von Asano, welcher in meine Richtung blickte und ein Stück von mir entfernt wohl auf mich wartete.
"Mh? Was?"
"Ich sagte viel", ich sah ihn etwas verwirrt an, woraufhin ihm ein leises Lachen entfuhr. "Du hast laut gedacht, Akabane."
"Jajaja, kann sein." murmelte ich vor mich hin, nicht wahrhaben wollend, dass er erneut richtig lag.

Asano öffnete mit einem vierstelligen Zahlencode die zweiflügelige Tür, an welcher sich an jeder Seite jeweils vier verglaste Rechtecke mit einem leichten Hellblauschimmer befanden. In diesem Abteil der Schule befanden sich das Sekretariat, die Mediothek, ein großes Lehrerzimmer, das Krankenzimmer, der Raum der Schülervertretung und das Büro des Vorstandsvorsitzenden. Auf der gegenüberliegenden Seite, zu welcher man hinübergucken konnte, befanden sich die Prüfungsräume für die mündlichen, aber auch die schriftlichen Prüfungen. Wir liefen in Richtung Krankenzimmer, an dessen Tür im Vordergrund das Symbol für ein Krankenzimmer und im Hintergrund die Konturen einer Eichel in schwarzer Farbe aufgemalt wurden.

Gerade als ich Anstalten machte, die Tür öffnen zu wollen, wurde sie vor mir geöffnet. Von der anderen Seite kam ein großer Junge mit braunen Haaren und Augen. Er blickte erst zu mir und dann zu Asano, welcher sich ziemlich unwohl fühlen musste. "H-hey, Ren...", stotterte er leise vor sich hin. Das musste dann wohl Ren Sakakibara sein, Teil der fünf Virtuosen und laut dem, was ich so mitbekommen hatte, Asanos bester Freund. Mich wunderte es nicht, wenn Sakakibara ihn nun verachten würde, wie jeden anderen E-Klässler auch.
"Was macht ihr hier?"
"Das, wonach es aussieht." erwiderte ich provokant und schubste Asano mehr oder weniger in den Raum. Ich folgte.

"Gibts hier Verbände?", fragte ich an den größeren Jungen gerichtet, welcher nur etwas konfus nickte. Er deutete auf ein schwarzes Regal, das an der Wand links von mir angebracht war, in dem ein Verbandskasten stand. Ich ging auf das Regal zu und nahm den roten Kasten heraus, öffnete diesen und holte mir den Verband, sowie zwei Pflaster. Mit seiner Gestik wollte Asano mir unauffällig andeuten, dass er nicht wollte, dass Sakakibara davon erfuhr. Ich grinste ihn einfach mit meinem Vorwissen an und zog meinen Ärmel hoch, um den Verband an meiner Hand abzunehmen. "Wenn mir bitte jemand helfen könnte?", ich betonte vor allem das 'bitte', aber auch jedes andere Wort sehr sarkastisch. Asano ging zu mir und nahm mir den Verband ab.
"Tut mir leid, ich hätte selbst drauf kommen sollen..", sein Blick war dem Boden zugewandt. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.

Als er schließlich anfing, den Verband an meiner Hand zu erneuern, fing ich an, an Sakakibara gewandt weiter zu reden. "Gehst du dann, wenn du hier eh nichts mehr zutun hast?"
Er nickte. "Ja, klar...", er legte eine kurze Pause ein. "Uhm, Gakushū, könnten wir uns heute vielleicht noch treffen?", Angesprochener nickte unsicher. "Gut, ich warte dann nach Schulschluss auf dich." er lächelte. Asano erwiderte das Lächeln. Der Braunäugige verabschiedete sich und ging dann. Asano atmete erleichtert aus, ich übernahm den Rest meines Verbandes.
"Danke...", murmelte er vor sich hin, ich nickte, während ich den Verband an meinem Hals abnahm und diesen ebenso auswechselte. Er warf einen kurzen Blick auf die Wunde, ließ das Ganze jedoch kommentarlos. Ich deutete ihm an, er solle seinen Arm verbinden, er tat widerwillig, was ich von ihm verlangte. Er konnte sich wohl denken, dass Widerstand ihm nichts bringen würde.

Ich bemerkte, dass Asanos Augen auf mein Handgelenk gerichtet waren. "Was ist?", fragte ich ihn. Er deutete auf zwei Narben, eine relativ gerade und eine ziemlich ungerade. Wenn auch zögerlich fing er an zu sprechen.
"Was... Was ist da passiert..?", es war ihm wohl unangenehmer die Frage zu stellen, als mir die Antwort war.
"Ich bin gestorben."

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWhere stories live. Discover now