Kapitel 05 - Nagisa

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Nun stand ich in einem schwarzen T-Shirt und schwarzer Jeans mit einer Verbandrolle vor dem Spiegel im Bad und sah mir die Schnittwunde an meinem Hals an. "Hm...", nachdem ich einen kurzen Blick auf die Stichwunde an meiner Hand geworfen hatte, schnitt ich etwas von dem Verband ab und verbund zuerst meine Hand, danach war mein Hals dran.

Während ich mir über das T-Shirt noch eine schwarze Hoodiejacke mit weißen Bändern anzog, verließ ich das Bad. Ich lief die Treppenstufen hinunter, nahm im Wohnzimmerbereich angekommen die Tasse mit dem Tee in die Hand und trank diese auf dem Weg in die Küche aus. Ich öffnete die Spülmaschine, legte die Tasse dort hinein und machte das Gerät wieder zu. Ein Blick auf die Uhr, welche sich an der Tür des Kühlschrankes befand, verriet mir, dass Nagisa in circa fünf Minuten hier sein müsste. Zudem erinnerte mich der Anblick des Kühlschrankes daran, dass ich den ganzen Tag wohl noch nichts gegessen hatte. Das plötzlich aufkommende Gefühl von Hunger bestätigte meine Vermutung.
Ich werde gleich einfach was mit Nagisa essen.
Das Geräusch der Klingel verleitete mich dazu, aus der Wohnung heraus ins Treppenhaus zu gehen. Ich lief die vielen Treppen hinunter zur Tür des großen Gebäudes, öffnete diese und sah Nagisa vor mir, welcher mich leicht anlächelte. Ich bat ihn herein und schloss die Tür. Der Blauhaarige ging mit mir in den Fahrstuhl, nachdem ich diesen per Knopfdruck geholt hatte. Ich drückte den Knopf für das fünfte Obergeschoss, während Nagisa zu reden begann. "Warum warst du eigentlich nicht in der Schule?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Wurde vom Unterricht befreit." erwiderte ich dann knapp. Als ich in die blauen Augen meines Gegenübers blickte, bemerkte ich, dass sein Blick auf dem Verband an meinem Hals lag. Nach gefühlten Stunden blickte er zu mir hoch; direkt in meine Augen. In seinen eigenen flackerte ein großer Teil an Besorgnis auf.
"Hast du..."
"Nein. Nein, ich habe nicht versucht, mich umzubringen." sagte ich und verdrehte die Augen.
"Gut..."

Angekommen schloß ich die Wohnungstür auf und knallte sie lautstark gegen die sterile Wand. Nagisa sah mich geschockt an, woraufhin mir ein leises Lachen entfuht. Ihn angrinsend bat ich ihn mit einer Handbewegung darum einzutreten, ich tat es ihm danach gleich. Erstaunt sah er sich in der Wohnung um, während ich ihn genau musterte. Er trug eine dunkelblaue Jeans und einen dunkelgrauen, fast schwarzen Hoodie, welcher an den Ärmeln jeweils zwei weiße, quer verlaufende Streifen hatte. Seine hellblauen Haare trug er genau wie sonst auch immer.
"Ist was?", er schien meine Blicke bemerkt zu haben.
"Nein. Wir sollten anfangen", wich ich der Frage aus. Ich ging vor in mein Zimmer, Nagisa folgte mir dahin. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und fuhr den PC vor mir hoch, der Blauäugige stellte sich daraufhin neben mich. Ich deutete auf einen weiteren Stuhl, der vor einem zweiten Schreibtisch stand, auf dem viele, teilweise offene Bücher sowie Blöcke, zerrissene Stücke Papier und ein paar größtenteils in zwei Teile zerstörte Stifte unordentlich verteilt herum lagen. Nagisa ging dort hin und schob den Drehstul neben meinen. Er setzte sich hin und sah mir dabei zu, wie ich das Internet öffnete.
"Wir dürfen ein Thema ohne Einschränkungen nehmen?", daraufhin nickte Nagisa.
"Hm..."
"Depressionen." dachte ich laut für mich selbst.
"Depressionen? Meinst du, das Thema ist groß genug?", hakte der Kleinere nach und sah mir dabei zu, wie ich in die Tastatur die einzelnen Buchstaben eintippte.
"Ja. Kannst du dich noch an den Vortag über die Zyklothyme Störung erinnern, den ich letztes Jahr gehalten hab?", erneut bekomme ich ein stummes Nicken als Antwort. "Zyklothymia ist eine Art der Depression. Es gibt noch viele weitere. Wenn wir all die erklären, wird das genug sein."
Ich öffnete Word, tippte als Überschrift "Notizen" ein und schrieb als Stichwort schnell "Thema: Depressionen" hin. Ich speicherte das Dokument ab und fügte danach noch einen Punkt hinzu. In weniger als fünf Minuten standen auf den Notizen noch die Punkte "Arten", " Beschreibung der Arten", "Ursachen" und "Symptome". Ich speicherte die Datei erneut ab und schaltete den Bildschirm aus. Zwei blaue Augen blickten mich fragend an.
"Können wir noch was essen?", fragte ich ihn.
"Klar. Was denn?"
"Hier ganz in der Nähe ist dieses große Einkaufszentrum. Dort können wir irgendwas essen. Ich muss eh noch was kaufen, dann bietet sich das doch an, oder?"

Nicht viel später saßen wir beide uns im kleinen Abteil des Chinesen gegenüber. Mir ist schon auf dem Weg hier hin aufgefallen, dass Nagisa sich mir gegenüber anders verhielt als früher.
"Sag mal..", fing ich an. Angesprochener blickte mich an, während ich etwas von meinem Bratreis auf die Gabel schob. "Wieso verhälst du dich so komisch?", fragte ich, bevor ich den Reis aß.
"Mh... Naja.. Ich mache mir Sorgen um dich." sagte er und blickte mir direkt in die Augen.
"Sorgen? Wieso machst du dir Sorgen?"
"Weißt du eigentlich, wie es ist, wenn man sich mit dir unterhält und man das Gefühl hat, dass du jeden Moment einschlafen könntest?"
"Kann halt einfach schlecht schlafen." entgegnete ich knapp. Ein komisches Gefühl kam in mir hoch. Ich hatte meinen besten und einzigen Freund angelogen.
War das falsch?
"Genau das ist es ja. Wenn es ab und an mal so wäre, würde ich es ja nicht so schlimm finden, aber es ist seit Wochen täglich so!", er sah mich bittend, fast schon flehend an. "Bitte, Karma, ich bitte dich, sag mir einfach, was los ist.. Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen?"
Ich konnte nicht sagen, wieso, aber diese Worte schockten mich. Es fühlte sich so ungewohnt an. Sowas hatte ich zuvor noch nie gehört. Ich kassierte einen fragenden Blick, blieb jedoch stumm.

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFOnde histórias criam vida. Descubra agora