Kapitel 44 - bittersweet reality 1/2 | Schönheit des Bewusstseins

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E i n  p a a r  W o c h e n  s p ä t e r...

Karma saß mit Nagisa in der Stadt beim Italiener. Kurz nachdem der Rothaarige aufgegessen hatte, rief er einen Kellner zu sich, um für sie beide zu bezahlen. Als sie das Restaurant verließen, erkannten sie die Abenddämmerung, dessen warme Farben die Straßen Tokyos durchfluteten. Die meisten Menschen, die ihnen über den Weg liefen, achteten da jedoch nicht drauf. Sie hatten es alle eilig, wollten nach einem anstrengenden Arbeitstag schnell zuhause sein.

Auf dem Weg nach Hause erhielt Karma einen Anruf. Er nahm ab und setzte sich nach ein paar Schritten auf eine freie Sitzmöglichkeit. "Ja?", fing er an, auf eine Antwort seines Gesprächpartners wartend. Der Kleinere sah den Goldäugigen fragend an, denn dessen Lippen zierte nun ein breites Lächeln, dem man entnehmen konnte, dass er glücklich, erleichtert war. Mit gut gelaunter Stimmlage verabschiedete er sich am Telefon und legte auf.

"Wer war das?", war Nagisas erste Frage.
"Meine Mutter - sie hat sich wieder von Takuto getrennt. Ich bin endlich für immer ihn los", als er das hörte, lächelte auch der Hellblauhaarige.

"Das freut mich", meinte er. Kurz darauf umarmte er Karma, dieser erwiderte die Umarmung, schloss die Augen und war einfach nur froh. Das erste Mal in seinem Leben empfand er nur dieses eine Gefühl, nichts anderes, keine negativen Gedanken und Emotionen, nur reines Glück. In seinem Rausch des Glücks bemerkte er jedoch auch nicht, dass Nagisa gar nicht wissen sollte, was Takuto getan hatte. Er fragte nicht nach, er freute sich mit, weil er davon wusste.

Karma stand auf, Nagisa tat es ihm gleich. "Sag mal, glaubst du, dass jetzt alles gut wird?", fragte der Goldäugige unsicher. Nagisa bejahte mit einem Nicken sowie einem zuversichtlichen Lächeln. "Vielleicht hast du Recht. Vielleicht kann ich diese vielen Fragen nach meiner Vergangenheit endlich hinter mir lassen und in Zukunft einen Neustart wagen."

"Ich werde dir dabei helfen."

"Danke. Ich bin froh dich zu haben."

Kaum waren sie an dem großen Hochhaus, in dem sich die Wohnung der Akabanes befand, warf Karma Nagisa einen Schlüsselbund zu. "...wie soll ich davon jetzt den richtigen Schlüssel finden?", beschwerte der Blauhaarige sich, worauf er nur ein "tja" mit einem Grinsen seitens des Jungen neben ihm als Antwort bekam. Während ihm ein Seufzen entwich, suchte Nagisa nach dem Klingelschild. Gerade als er den Nachnamen seines Freundes weiter oben entdeckt hatte und es betätigen wollte, schob Karma seine Hand vor die Klingel. "...das ist jetzt nicht dein Ernst."
"Oh doch", lachte der Fünfzehnjährige, nahm sich den Schlüsselbund wieder und schloss die Eingangstür auf. Im Inneren des Gebäudes fuhren sie ohne weitere Komplikationen per Fahrstuhl nach oben.

Ein paar wenige Schritte später befanden sich Nagisa und Karma im Inneren der großen Wohnung, wo der Rothaarige die Wohnungstür abschloss und seine Schuhe auszog. Nachdem er es seinem Freund gleich getan hatte, folgte Nagisa diesem in den offenen Wohn- und Essbereich, wo sie beide Karmas Mutter an einer farbig beleuchteten, durchsichtigen Theke im Wohnzimmer, welche bei schwachem Licht in der jeweils eingestellten Farbe leuchten würde, sitzen sahen. Vor ihren Augen ein Laptop und in ihrer Hand eine Tasse gefüllt mit Kaffee, welche sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte, auf der weißen Oberfläche abstellte, als sie die beiden Jungen erblickt hatte. Die Frau begrüßte die beiden freundlich, stand dann auf um zu ihrem Sohn zu gehen und diesen zu umarmen. Er erwiderte die Umarmung nicht, wies seine Mutter jedoch auch nicht durch sein aufgebautes Misstrauen ab. Die Rothaarige seufzte. "Es tut mir leid, Karma.", fing Yasumi an. "Wenn ich davon gewusst hätte, d-"
"Ist schon okay", unterbrach der Junge, der ihr ziemlich ähnlich sah, sie ohne groß darüber nachzudenken. Dass seine Mutter, die, welcher er es niemals hätte erzählen können, fälschlicherweise davon wusste, hatte er schon wieder missachtet.

Den Rest des Abends verbrachten die beiden Jungen in Karmas Zimmer, um einige Filme zu gucken, welche hauptsächlich irgendwelche Horror-Psychothriller waren, da Karma darauf bestand und Nagisa ohne großen Widerspruch zu leisten einwilligte. Später in der Nacht, nachdem sie unzählige Filme und vereinzelt auch Serien geguckt hatten, war Karma, welcher sich an Nagisa gekuschelt hatte, schon an der Brust seines Freundes nach einer gefühlten Ewigkeit des Schlafmangels eingeschlafen. Mit den beiden Fernbedienungen, welche zu Nagisas Glück in seiner Reichweite lagen, sodass er Karma nicht wecken musste, indem er aufstand, schaltete er den großen Fernseher, welcher an einer kleinen Wand mitten im Raum angebracht war, sowie das Licht der schwarz-weißen, eckigen Stehlampe in der Ecke des Raumes aus und schlief kurze Zeit darauf selber ein.

-

Am selben Abend saß Gakushū neben Ren im Zug, um in wenigen Minuten die Stadt zu erreichen, in der die Mutter des Violettäugigen lebte. Nachdem Gakushū etliche Male bei seinen Durchsetzungsversuchen gescheitert war, hatte er es nach seinem Krankenhausaufenthalt nun endlich schaffen können zu seiner Mutter zu ziehen, worüber er selbst sowie auch Ren unfassbar froh war.
"Ich hoffe hier gefällt es dir besser als bei deinem Vater", entgegnete der Braunhaarige, nachdem sie den Zug und den Bahnhof schnell verlassen hatten, etwas wissend, das er nicht wissen sollte. Doch Gakushū ignorierte, dass er davon wusste.
Noch bevor er antwortete, ging der Orangehaarige vor, um den Weg zu dem vergleichsweise niedrigen Hochhaus zu gehen, indem sich die kleine Wohnung von Rumika Asano, seiner Mutter, befand.  "Ja, definitiv."

"Verglichen zu der Villa, die mein Vater besitzt, ist die Wohnung ziemlich mickrig, aber für ein oder auch zwei Personen ziemlich ausreichend", merkte Gakushū an, unmittelbar bevor er die Klingel mit der Aufschrift "Asano" betätigte.
"Musste das nicht 'ne ziemliche Umstellung sein?"
"Schon etwas, aber schlimm war es keinesfalls", passend zum Ende des Gespräches öffnete eine grün-gelbäugige Frau mit welligen braunen Haaren, welche eine graublaue Bluse und weiße Jeans trug die Tür. Rumika begrüßte ihre beiden Gegenüber herzlich, während sich schon während sie hoch liefen eine Unterhaltung aufbaute.

"Du bist also Gakushūs bester Freund?", fragte sie an den Braunäugigen gerichtet, welcher freundlich zustimmte, dabei dennoch einen auffordernden Blick zu dem Sechzehnjährigen warf. In Gakushū kam die Nervosität hoch, wegen seinen Kommenden Worten. Nicht dass er Angst hatte, seine Mutter würde nicht akzeptieren und tolerieren dass er in einer Beziehung mit einem Jungen war, wenn Ren ein Mädchen wäre, würde er mindestens genau so nervös sein, weil er allgemein keine Ahnung hatte, wie man seinen Eltern von seiner Beziehung erzählen sollte.

"Nicht nur das...", warf der Orangehaarige dann ein. "Wir... wir sind zusammen, Ren ist mein fester Freund.", gab er dann entschlossen von sich, seine Unsicherheit und Nervosität ignorierend. Ren nickte zustimmed. Auf dem Gesicht der Brünette bildete sich augenblicklich ein warmes Lächeln.
"Das ist schön. Es freut mich, wenn ihr beide glücklich miteinander seid", meinte sie dann in zuvorkommender Stimmlage, bevor sie die Wohnungstür aufschloss und die Wohnung betrat.

"Ach, Gakushū, ich hab dich noch gar nicht gefragt, wie deine erste Therapiestunde war?", sagte die Mutter und setzte sich an den kleinen viereckigen, hohen Tisch, der in der Küche stand. Seit dem Tag, an dem Gakushū zu ihr gezogen war, hatte sie einen Termin bei einem Psychologen ausgemacht, da auch sie davon wusste, ohne davon wissen zu sollen. Der Orangehaarige hatte dies erneut ignoriert, es aus seinen Gedanken verdrängt.
"Es war okay."
"Du gehst in Therapie?", hakte Ren dann nach, um ein Nicken als Antwort zu bekommen. "Ich hoffe, dass dir das helfen wird."

Nachdem sie auf Rumikas Idee hin noch etwas aßen, gingen Ren und Gakushū in sein Zimmer. Es war ohne Frage viel kleiner als das im Haus von Gakuhō, aber immer noch groß genug. Die beiden saßen auf dem Bett, als der Braunhaarige immer wieder auf den Arm seines Freundes blickte. Gakushū seufzte. "Ich hab damit aufgehört", Ren war überrascht, als er das hörte. So ganz glauben konnte er das jedoch nicht, auch wenn er unbedingt können wollte.
"Kannst du mir das auch beweisen?", der orangehaarige Junge nickte. Er zog seinen Ärmel hoch, sodass Ren nur noch die Narben an seinen Armen sehen konnte, keine frischen Wunden. Ein wenig unsicher fuhr Ren die vielen, tiefen Narben an Gakushūs Unterarm nach, im Inneren immer noch schockiert darüber, was sein Freund sich angetan hatte, aber auch froh, dass er davon losgekommen war. "Ich bin stolz auf dich..."

A/N: ENDE. Okay, okay, nein, nichts Ende. Auch wenn es sich wohl nicht danach anhört, wird noch ein Kapitel kommen. ^^

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFМесто, где живут истории. Откройте их для себя