Kapitel 26 - Scar(r)ed 1/2 | Erinnerungen

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Nie würde jemand auch nur ansatzweise verstehen. "Aufgrund dieser Tatsache lebe ich nur anhand des Glaubens, dass mein Leben ein Schauspiel ist."
"Und wenn du diesen Glauben nicht hättest?"
"Dann wäre ich dort, wo ich zu Anfang war; am Ende."

Eine Woche ist nun vergangen, seit meine Mutter wieder mit Takuto zusammen ziehen wollte. Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Nichts Neues mehr. Heute sollte ich mich mit dem Freund meiner Mutter unterhalten. Ich hatte keine Angst mehr. Es war mir egal geworden. Mir war einfach alles egal. "KARMA?", rief meine Mutter mich. Sie war seit gestern wieder zuhause. Ich stand widerwillig auf und ging zu ihr herunter ins Wohnzimmer. Ich sah sie an. "Takuto wird jeden Moment da sein," ein unangenehmes Gefühl breitete sich in mir aus, aber dennoch nickte ich und blieb ruhig. Ich setzte mich auf das andere Sofa, bedacht weit weg von ihr. Es klingelte an der Tür. Sie stand auf und war auf dem Weg dort hin. "Kommst du?", ich nickte nur und stand auch auf.

Takuto begrüßte uns. Er hatte dunkelgrüne, fast schwarze Haare und helle, graue Augen mit einem Türkisstich. Er trug ein schwarzes, kurzärmliges Hemd und eine blaue Hose.
Ich hasse ihn.
Ich sah ihn kurz hasserfüllt an, blickte dann jedoch wieder monoton drein. Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns. Ich erneut mit Abstand von beiden. Vor allem vor Takuto. Meine Mutter und er unterhielten sich, ich hielt mich ziemlich still, redete nur, wenn ich angesprochen wurde. Meine Antworten waren kurz, beinhalteten nur das Wichtigste. In mir kam immer mehr Hass gegenüber dem Mann neben meiner Mutter auf. Ich war froh, wenn er gehen würde.

"Auf welche Schule gehst du?", fragte er plötzlich an mich gerichtet.
"Kunugigaoka." Takuto nickte verstehend.
"Und in welche Klasse?", fragte der Grauäugige weiter.
"E."
"Oh," er schien offensichtlich von dem System zu wissen. "Wieso?"
"Tja," ich unterdrückte mir ein Lachen, bevor ich weiter sprach. Mein Blick war strikt auf seine Augen gerichtet. "Hab mir wohl ein Beispiel an dir genommen." ich sah ihn abfällig an, bevor ich aufstand.

"Karma, was ist eigentlich los mit dir?!", fragte meine Mutter aufgebracht. Sie blickte immer wieder zwischen mir und Takuto her.
"Es gibt doch immer jemanden, der den Teufel beschwört. In meinem Falle hat Takuto den Teufel beschwört. Da hast du deine Erklärung für... alles." mit diesen Worten ging ich, in der Hoffnung, dass sie verstand. Denn ich verstand das Ganze selbst nicht so wirklich. Ich ging schnell in mein Zimmer und schloss mich ein. Als ich mich auf die Fensterbank setzte, kamen unaufhaltsam die Erinnerungen in mir hoch.

Ein zehnjähriger Junge, der auf seiner Fensterbank sitzt und nach unten, auf die Straßen Tokyos, blickt. Ein Klopfen an seiner Tür ist zu hören. Die Person, ein älteres, wahrscheinlich zwölfjähriges Mädchen, tritt ein. "Hey, ist alles okay?", fragt sie. Der Junge nickt nur, ohne sie anzusehen. Sie geht auf ihn zu, er sieht es in der schwachen Spiegelung des Raumes im Fenster. Die Zwölfjährige legt eine Hand auf seine Schulter. Er zuckt zusammen, dreht sich zu ihr um und sieht sie mit verschrecktem Ausdruck an. Tränen blitzen in seinen Augen auf.

Ich erschrak und schüttelte den Kopf. Ich dachte, ich würde verrückt werden. Immer mehr dieser Visionen spielten sich allesamt gleichzeitig in meinem Kopf ab. Wenn ich die Augen schloss, wurde alles viel klarer, so viel schlimmer. Ich wollte, dass es aufhörte, aber so langsam begann ich zu verstehen. Der Junge in den Visionen war ich, mindestens sechs und maximal vier Jahre junger als ich. Meistens waren es fünf Jahre. Das Mädchen war meine Schwester, Akemi Akabane. Sie war tot. Wohl vor zwei bis drei Jahren gestorben. Den Grund kannte ich nicht. Noch nicht. Aber ich wollte ihn in Erfahrung bringen.

A/N: Tut mir leid, dass das Kapitel etwas kurz ist. Ich bin gerade, um 12:40 Uhr, seit höchstens zwanzig Minuten wach, einfach zu unkreativ. xd
-Keiner

I Won't Disappoint You | Assassination Classroom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt