❃Kapitel 25

1.2K 100 2
                                    

Jimin PoV

Leicht überrascht weitete ich meine Augen und trat zeitgleich einen Schritt zurück, denn ich hatte keinesfalls damit gerechnet, dass Yoongi meine Anwesenheit in solch einer kurzen Zeitspanne bemerken würde. Ich fragte mich, wie er es so schnell bemerken konnte, wo er doch so aussah, als wäre sein Fokus auf dem Bildschirm des Laptops gelegt und er schaute auch nicht einmal ansatzweise in meine Richtung. Aber vielleicht hatte er auch nur einfach sehr gut ausgeprägte Sinne und ich war meist auch nicht der Beste, wenn ich etwas heimlich tun wollte. Wie dem auch sei, ich wollte ihm antworten, jedoch fiel mir nichts darauf ein, weshalb es eine kurze Zeit still blieb und ich eigentlich nur von hier weggehen wollte. Es war nicht mein Plan, mich erwischen zu lassen und ich hatte auch vergessen, weshalb ich ihn überhaupt gesucht hatte. "Was ist? Wolltest du nicht irgendetwas von mir?", kam es von ihm und ich seufzte einmal lautstark aus.

"Ja, schon...", kam es von mir und ich klang dabei noch immer ein wenig unsicher, was aber an der Überraschung von zuvor lag. "Aber? Verschwende nicht meine Zeit, indem du sinnlos herum stehst und um den heißen Brei redest!", kam es genervt von ihm und ich wusste nicht wieso, aber seine Art zu reden überraschte mich nicht einmal. "Du- Du hast recht! Es tut mir leid...!", antwortete ich ihm, doch er stöhnte nur entnervt auf und drehte seinen Kopf so, dass er mir gut in die Augen schauen konnte. "Entschuldige dich nicht, aufgrund jeder Kleinigkeit!", sagte er und verwundert weiteten sich meine Augen erneut und ich öffnete meinen Mund, um etwas zu erwidern, doch wusste wieder einmal nicht, was ich darauf antworten sollte. Normalerweise hätte ich mich ja wieder entschuldigt, wie so oft eigentlich, wenn ich mich unsicher in der Gegenwart einer anderen Person fühlte. Es war komisch, ich war nur in extrem seltenen Fällen so, bei engen Freunden, wie Jungkook zum Beispiel, war ich eigentlich das komplette Gegenteil.

"Ich weiß...! Ich kann auch nichts für die Art, wie ich vor anderen Menschen rede", antwortete ich leicht beschämt und atmete einmal lautstark aus, vermutlich dachte er, ich sei verrückt oder so etwas, doch er blieb relativ ruhig, was auch irgendwie seine Art wiederspiegelte. Ich schätzte Yoongi nicht als jemanden ein, der blindlings sauer wurde und auf andere losging, eher war er der coole ruhige Typ, der auch nachdachte, bevor er etwas tat, oder in diesem Fall sagte. Und ich musste zugeben, seine Worte wirkten bisher immer präzise gewählt, zumindest führten sie immer zu seinem vermutlich gewünschten Effekt. Er wusste auf jeden Fall, wie er mit ihnen umzugehen hatte und das war etwas, das nicht jeder beherrschte. Ich zum Beispiel tat es nämlich nicht und ein kleiner Teil in mir bewunderte ihn dafür auch ein wenig.

"Deine Art also...", kam es nachdenklich von ihm und er schaute kurz an die Decke, schien zu überlegen, ehe er den Blick wieder senkte und meinen somit erneut erwiderte, "Du sagst, du kannst es nicht ändern, huh? Warum solltest du es nicht können?", fragte er mich und das Gespräch entwickelte sich langsam in eine Richtung, die mir zunehmend unangenehmer wurde, es war fast so, als würde er versuchen, mich zu analysieren und ich wusste nicht, was ich nun davon halten sollte. Unsicher spielte ich mit meinen Händen rum und kaute mir einige Male auf die Unterlippe. "Was macht dich unsicher? Ist es die Situation, oder bin es ich? Fürchtest du dich?", bohrte er weiter nach und ertappt öffnete ich meinen Mund einen Spalt breit. Woher um Gottes Namen wusste er das schon wieder? Konnte er etwa meine Gedanken lesen, oder waren diese bloß so offensichtlich?

Ich schnaufte einmal, war etwas überfordert mit der jetzigen Situation und irgendwo wünschte ich mir, dass ich es einfach gelassen hätte, doch auf der anderen Seite war ich auch neugierig. Yoongi war ein Mensch, dem ich zuvor noch nie begegnet bin und bisher gab es auch niemanden, der seiner Art auch nur ein Fünkchen ähnelte. Ich bekam das Gefühl, dass ich noch so einiges von ihm lernen konnte. "Was mich unsicher macht?", fragte ich leise nach, mehr an mich, als an ihn. "Es ist die blanke Tatsache, dass ich von Monstern verfolgt werde und einfach nicht weiß, wie ich damit umgehen soll", erklärte ich ihm und wurde dabei immer lauter, ohne es eigentlich zu wollen. Doch so war es immer, wenn ich mich über etwas aufregte, oder zumindest ehrlich sprach. Ich wurde lauter und von vielen konnte das als unhöflich gedeutet werden, doch Yoongi blieb lässig und ihn schien es tatsächlich nicht im Geringsten zu stören. Er war anders, anders, als alle anderen.

"Das ist es, was dich so sehr verunsichert?", fragte er nach und zog eine Augenbraue nach oben, vermutlich um seine fragende Miene noch ein wenig zu unterstreichen. Ich seufzte und bejahte seine Antwort, "Was würdest du denn davon halten?", wollte ich nun von ihm wissen und tatsächlich schien es so, als hätte auch ich ihn endlich einmal zum Nachdenken gebracht, denn es blieb eine Zeit lang still zwischen uns. "Das ist eine ziemlich gute Frage, aber ich würde tun, was ich tun müsste", war seine Antwort und irritiert schaute ich ihn an. Musste ich denn irgendetwas tun, außer zu überleben. "Du scheinst zu vergessen, dass nicht jeder Mensch gleich ist und jeder ein Individuum ist. Genauso wie auch jeder Mensch auf gewisse Situationen reagiert. Nur weil du es so tun würdest, bedeutet es nicht automatisch dass ich es auch so tun würde", versuchte ich ihm klar zu machen.

Er lächelte, es war komisch, es ähnelte einem Grinsen, als hätte er gerade etwas wichtiges herausgefunden. "Ruh dich aus, es wird noch genug Vorfälle geben und da solltest du bei voller Kraft sein", war das Einzige, was er mir sagte, ehe er den Blick wieder abwendete und seine Aufmerksamkeit wieder seinem Laptop schenkte. Ein wenig beleidigt bließ ich meine Wangen etwas auf, realisierte aber, dass es sowieso keinen Sinn hätte, eine erneute Diskussion zu beginnen, weshalb ich mich einfach abwand und schaute, wo ich mich denn ausruhen könnte. "Menschen...", hörte ich ihn noch sagen, doch daraus machte ich mir nichts und ging einfach fort.

_____

Misery メ YoonminWhere stories live. Discover now